Wie die medizinische Kinderschutzhotline Fachkräfte unterstützt
Ein Kind in der Sprechstunde. Deine Praxis. Die Klinik. Eine Behörde. Deine Schule. Ein Amt.
Etwas stimmt nicht. Du denkst: „Ich kann es nicht beweisen – aber ich kann es auch nicht ignorieren.“
In solchen Momenten ist besser, nicht völlig allein dazustehen.

Die medizinische Kinderschutzhotline: Hilfe, wenn du sie brauchst
Die medizinische Kinderschutzhotline berät Fachkräfte aus dem Sozial- und Gesundheitswesen rund um die Uhr – anonym, kostenfrei und bundesweit. Ob du in einer Kinderarztpraxis, auf deiner Station oder im ärztlichen Bereitschaftsdienst arbeitest: Du bekommst innerhalb kürzester Zeit Rückmeldung durch erfahrene KinderschutzexpertInnen. Sie sind medizinisch, juristisch oder sozialpädagogisch geschult.
Der Clou: Du schilderst deinen Fall und bekommst nicht nur eine Einschätzung, sondern auch Hilfe beim weiteren Vorgehen. Was kannst du jetzt tun? Was musst du dokumentieren? Wie sprichst du mit Eltern oder KollegInnen?
Wenn du zweifelst – ruf an
Die Hotline ist für genau diese Situationen da:
- Wenn du eine vage Vermutung hast, aber unsicher bist
- Wenn du Hinweise hast, die sich nicht rechtlich „festmachen“ lassen
- Wenn du Unterstützung bei der Gesprächsführung brauchst
- Wenn du wissen willst, ob und wie du das Jugendamt informieren kannst
- Wenn du einen rechtlich sauberen Weg suchst, um Kinder zu schützen
Kinderschutz ist Teamarbeit – und trotzdem fühlt es sich oft einsam an. Die Hotline schafft einen Raum für Reflexion und fachliche Rückversicherung. Viele berichten: „Schon das Gespräch hat mir geholfen, klar zu sehen.“
Auch ohne Beweise handlungsfähig
Ein typischer Irrtum im medizinischen Kinderschutz: „Ich brauche Beweise, bevor ich handeln darf.“ Das stimmt nicht. Gewichtige Anhaltspunkte reichen aus, um aktiv zu werden – zum Beispiel eine ungewöhnliche Verletzung, eine belastende Aussage oder eine auffällige Familiendynamik.
Die Hotline unterstützt dich dabei, deine Beobachtungen fachlich einzuordnen und die nächsten Schritte zu planen.
Was du brauchst, um sicher zu handeln
Um sicher zu dokumentieren und für den rechtlich korrekten Austausch mit anderen, findest du bei den Arbeitsmaterialien hilfreiche Vorlagen:
- Entbindung von der Schweigepflicht (PDF)
- Mitteilung an das Jugendamt bei gewichtigen Anhaltspunkten (PDF)
Beide Dokumente dienen als Vorlagen. Du kannst sie ggf. an deinen Tätigkeitsbereich anpassen. Wenn du sie unvollständig weitergeben willst: kein Problem. Berate dich informell mit jemandem bei der medizinischen Kinderschutzhotline.
Warum ist die Entbindung von der Schweigepflicht wichtig?
- Sie schafft eine rechtliche Grundlage, um vertrauliche Informationen an Dritte weiterzugeben (§ 203 StGB).
- Sie schützt dich vor berufsrechtlichen Konsequenzen, wenn später die Datenweitergabe in Frage gestellt wird.
- Sie sichert die informationelle Selbstbestimmung der Betroffenen – transparent und nachvollziehbar.
- Sie erleichtert die interdisziplinäre Zusammenarbeit, z. B. mit Jugendämtern oder Beratungsstellen.
Zusätzlich hilfreich:
- Hinweise zur Gestaltung einer eigenen Schweigepflichtentbindungserklärung (PDF)
- Informationen zu den rechtlichen Rahmenbedingungen im Kinderschutz (PDF)
Diese Unterlagen helfen dir, dich sicher aufzustellen – auch im Gespräch mit KollegInnen oder im Team.
Fazit: Du hast Rückhalt
Die medizinische Kinderschutzhotline stärkt dich in deiner Fachlichkeit. Sie stärkt deinen Mut – sie bringt Struktur in diffuse Situationen, klärt Zuständigkeiten und gibt dir Halt in Momenten, in denen du Verantwortung trägst.
Und manchmal reicht ein Gespräch, um aus einer zweifelhaften Situation heraus eine klare Initiative für Kinderschutz zu erreichen.
Hotline-Nummer: 0800 19 210 00
Rund um die Uhr erreichbar – anonym und kostenfrei
Über die Autorin

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexualisierter Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.”