Natürliche Hilfe im Alltag
Hausmittel und Tipps
Wenn Kinder sexualisierte Gewalt erlebt haben, dann sind die beschützenden Erwachsenen im Alltag oft empfindlich, verunsichert oder allein. Das ist eine bittere Wahrheit. Darum sammle ich hilfreiche Anregungen. Ich stelle dir im Folgenden drei Ideen vor. Sie können dich ergänzend unterstützen. Wenn dir natürliche Hilfe liegt. Wenn du dich fragst, wie du Kinder zusätzlich zu anderen Maßnahmen sanft begleiten kannst.
- Bellis Perennis
- Bergkristall
- Affirmationen
1. Bellis perennis – sanfte Hilfe bei seelischen und körperlichen Verletzungen
„Pflanzen sind unsere Lebensgrundlage. Deshalb sind auch Heilpflanzen die Grundlage des Heilens.“
Hildegard Kalbermatten in: Pflanzliche Urtinkturen, Wesen und Anwendung
Heilpflanzen kommen in verschiedenen Zubereitungsformen in den Handel, zum Beispiel als Tee, ätherisches Öl, Extrakt, Urtinktur, Dragee oder homöopathische Globuli und Tropfen (Dilution). Kinder reagieren im Allgemeinen sehr gut und schnell auf die Gabe von pflanzlichen Arzneimitteln.
Wie Bellis perennis wirkt
Homöopathisch ist Bellis perennis die Gänseblume – ein Mittel für seelische und körperliche Verletzungen „unter der Oberfläche“. Sie hilft bei Verletzungen, die durch ungestüme Gewaltanwendung entstanden sind, und sie wird empfohlen, wenn Kinder sexualisierte Gewalt erlebt haben. Wer sexuelle Aggression erlebt hat, wird dies häufig verstecken, verbergen oder verschweigen – und dennoch sind die Erlebnisse tief eingeprägt.
Gänseblümchen enthalten schmerzlindernde Stoffe. In der klassischen Homöopathie gilt Bellis perennis als bewährtes Mittel bei:
- Verletzungen, Wunden, Quetschungen, Prellungen
- Blutergüssen, Muskelzerrungen, Muskelschmerzen
- Verletzungen im Bereich der Bauch- und Beckenorgane
Wann Bellis perennis helfen kann
Bellis perennis eignet sich zur sanften Unterstützung, wenn das Gefühl besteht, Unrecht erlitten zu haben – ob subjektiv empfunden oder objektiv nachweisbar. Auch bei Erschöpfung nach äußerster Belastung, bei unterdrücktem Schmerz, selbstverletzendem Verhalten oder Überanstrengung kann Bellis perennis akute Beschwerden lindern. Eine homöopathische Gabe kann wie eine sanfte Begleitung von innen wirken.
Typische Anzeichen, dass Bellis perennis passen kann:
- wundes, zerschlagenes Gefühl
- Schmerzen wie geprellt oder muskelkaterähnlich
- bleierne Müdigkeit, Gereiztheit
- Schlafstörungen
- innerer Zusammenbruch bei äußerer, eventuell hinter einer Fassade vorgegebener Tapferkeit
Einnahme und Dosierung
Bellis perennis wird meist als Einzelmittel in Form von Globuli oder Tropfen verwendet. Nach einem Trauma mit neurophysiologischen Folgen, einem Trigger oder bei körperlichen Beschwerden kann eine homöopathische Gabe zur Selbstbehandlung akute Beschwerden lindern. Die Einnahme soll am besten in Rücksprache mit einer heilkundigen Person erfolgen. Die Dosierung kann je nach Beschwerden variieren. Ein typischer Ansatz ist es, dreimal täglich fünf Globuli einzunehmen und im Mund zergehen zu lassen.
Geeignet für die Selbstbehandlung: D6, D12, C6, C12
Dosierung:
- Erwachsene: 3× täglich 5 Globuli oder 5 Tropfen (in Wasser gelöst)
- Kinder: 3× täglich 1–3 Globuli oder 1–3 Tropfen (je nach Alter, in Wasser gelöst auf Plastiklöffel, Pipette oder Schnuller)
Hinweise zur Anwendung:
- Mindestens 15 Minuten Abstand zu Speisen, Getränken, Zahnpflege
- Keine ätherischen Öle, Minze oder Menthol parallel verwenden
- Keine Einnahme mit Metalllöffeln
- Anwendung nur solange Beschwerden bestehen
Wann lieber ein anderes Mittel wählen?
Manchmal passt ein anderes homöopathisches Mittel besser. Zwei Beispiele:
- Arnica: Das bekannteste Verletzungsmittel, besonders bei Menschen, die Berührung meiden, alleine sein möchten und deren Beschwerden sich im Liegen bessern.
- Calendula: Bei überstarken Schmerzen, Entzündungen oder Wunden, mit großer Reizbarkeit. Hier bessert stilles Liegen.
Bellis perennis dagegen passt zu Menschen, die offen für Hilfe sind, eventuell erschöpft wirken, aber Geduld haben und die innere Bereitschaft zur Heilung zeigen.

Empfehlungen und Regeln
- Für die Selbstbehandlung werden die Potenzen D6 – D12 empfohlen, in Absprache mit dem Kinderarzt oder in eigener Verantwortung.
- Die Behandlung sollte abgebrochen werden, wenn eine Verschlechterung der Symptome über mehrere Tage anhält.
- Im Rahmen der Selbstbehandlung soll stets nur ein Mittel auf einmal versucht werden.
- Niemals darf ein schulmedizinisches Medikament eigenmächtig abgesetzt und/oder durch ein Homöopathikum ersetzt werden.
Behandlungsdauer
Die Dauer der Behandlung richtet sich nach dem Beschwerdebild. In der Regel werden homöopathische Arzneien nur solange eingenommen, bis die Beschwerden geheilt sind oder deutlich besser werden. Oftmals geht die Empfehlung dahin, akuten Beschwerden mit häufigen Einnahmen zu begegnen und die Abstände mit der allmählichen Besserung der Beschwerden zu verlängern.
Hohe Potenzen (ab C 200) werden nur von homöopathischen Ärzten oder Heilpraktikern verordnet und eignen sich nicht zur Selbstbehandlung, da ihre Wirkweise eine andere Dynamik hat, als die der tiefen D-Potenzen.

Zusammenfassung
Bellis perennis hat sich bei Verletzungen, Wunden, Quetschungen, Blutergüssen und Zerrungen bewährt. Die Hauptwirkung richtet sich auf die Organe und das Gewebe der Bauch- und Beckenorgane. Das Mittel passt häufig zu Menschen, bei denen weiches Gewebe verletzt wurde. Es lindert Beschwerden, die mit einem sexuellen Trauma verbunden sind.
Bellis perennis auf einen Blick | Zusammenfassung |
---|---|
Name | Bellis perennis (Gänseblümchen) |
Wirkprofil | Homöopathisches Mittel bei inneren und äußeren Verletzungen |
Anwendungsbereiche | – Quetschungen, Prellungen, Zerrungen, Blutergüsse – Weichteilverletzungen, Bauch-, Becken- und Geschlechtsorgane – Seelische Verletzungen (z. B. nach Übergriffen) – Erschöpfung nach äußerster Belastung, unterdrücktem Schmerz |
Typische Symptome | – Wundes, zerschlagenes Gefühl – Schmerzen wie geprellt, drückend, muskelkaterähnlich – Bleierne Müdigkeit, Gereiztheit, Schlafstörungen – Innerer Zusammenbruch bei äußerer, evtl. vorgegebener Tapferkeit – Freundlich, geduldig, nimmt Hilfe an |
Geeignet zur Selbstbehandlung | D6, D12, C6, C12 |
Dosierung (Erwachsene) | 3× täglich 5 Globuli oder 5 Tropfen (in Wasser gelöst) |
Dosierung (Kinder) | 3× täglich 1 bis 3 Globuli oder 1 bis 3 Tropfen (je nach Alter) |
Hinweis | – Bei anhaltenden oder zunehmenden Beschwerden ist die ärztliche Abklärung notwendig – Einnahme mind. 15 Minuten vor oder nach dem Essen/Trinken – Kein Menthol, keine ätherischen Öle während der Anwendung |
Die Einnahme homöopathischer Mittel soll mit dem Ausbleiben der behandelten Beschwerden beendet werden. Bei einer Einnahme über die erforderliche Zeit hinaus (die wohl einzige beschriebene Form der Überdosierung) können die ursprünglichen Symptome zurückkehren, eine „Spätverschlimmerung“. Diese wird, anders als das erste Auftreten der Beschwerden, nicht behandelt. Stattdessen wird das Mittel abgesetzt. In der Regel ebbt die Spätreaktion nach 3 – 4 Wochen von selbst ab.

Natürlich ersetzt ein homöopathisches Medikament keine Traumatherapie, aber es kann ein stiller Begleiter im Alltag sein. Für seelischen Trost, wenn die Worte fehlen.
Während Bellis perennis über die körperliche und seelische Ebene wirkt, bieten sich weitere natürliche Mittel an, die auf andere Weise unterstützen können – zum Beispiel über das energetische Feld oder das Unbewusste.
Der nächste Tipp führt zum Bergkristall.

2. Bergkristall – Klarheit, Schutz und neue Kraft
In der Naturheilkunde stehen die unterschiedlichen Energien bestimmter Edelsteine für bestimmte Heilkräfte. Der Bergkristall gilt in der Steinheilkunde als Schutzstein. Er soll emotionale Blockaden lösen helfen und dabei unterstützen, sexualisierte Gewalt zu verarbeiten.

Gut platziert
- Heilkundige Menschen empfehlen Bergkristall als Schmuck, Handschmeichler oder Lichtspiel im Raum.
- Der Kontakt mit der Innenfläche der Hand kann lindern und trösten – beispielsweise, wenn wir einen Bergkristall als Handschmeichler nutzen.
- Trinkwasser, das über Nacht in einem Glaskrug mit Bergkristall angesetzt und dann getrunken wird, ist für mein Empfinden beim Verdacht auf sexualisierte Gewalt weniger geeignet. Aber geh dem nach, was dein eigenes Empfinden sagt und vor allem, was deinen Kindern entspricht.
Nach der Steinheilkunde sollen Bergkristalle zusätzlich unterstützen, sie ersetzen aber in keinem Fall den Arztbesuch. Die Wirkungen von Mineralien bzw. Edelsteinen, umgangssprachlich als Heilsteine bezeichnet, sind weder wissenschaftlich noch medizinisch nachgewiesen oder anerkannt. Die beschriebenen Anwendungen stellen kein Heilversprechen dar.
Es besteht eine mögliche Reizwirkung als Trigger. Darum wäge ab und berücksichtige mehrere Faktoren; zum Beispiel die symbolische Bedeutung von Stein als Blockade.
Die Selbstwirksamkeit eines Kindes hat hier Vorrang vor allem, was Außenstehende dazu sagen.
Bergkristall-Schmuck ist in verschiedenen Arten, Größen oder Formaten bei verschiedenen Händlern erhältlich. Ich finde zierliche Armbänder mit kleinen Perlen im Durchmesser von 4-6 mm für Kinder praktisch und schön. Ein Beispiel findest du hier.

3. Affirmationen, die Kinder nach erlebter sexualisierter Gewalt unterstützen
Rituale geben Kindern Sicherheit – besonders vor dem Einschlafen. Positive, stärkende Sätze, gemeinsam gesprochen mit einer vertrauten Bezugsperson, können ein Gefühl von Geborgenheit und Selbstwirksamkeit vermitteln.

Der Abend vor dem Einschlafen ist eine besondere Zeit für sexuell traumatisierte Kinder. Wenn Bezugspersonen diese Zeit aufmerksam begleiten, ist das eine einfache mitmenschliche Tat. Jetzt braucht es Orientierung und lindernde, heilsame Impulse. Es braucht Fürsorge.
Vor wenigen Wochen schrieb mir eine beschützende Mutter: „Vielen Dank für die Affirmationen. Die sage ich R. seitdem jeden Abend.“
Kraft der Affirmation
Unser Kopf ist niemals leer. Pro Tag schwirren durchschnittlich 50.000 Gedanken durch unser Denken. Die meisten davon richten wir an uns selbst. Wir denken kritisch, mutig, zweifelnd, bestärkend oder auch befreiend. Gedanken kreisen um unsere Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Gedanken sind sprunghafte kleine Halunken.
Was sind Affirmationen?
„Ich bin gut, so wie ich bin.“ „Ich bin dankbar für mein Leben.“ Solche und ähnliche Aussagen machen das eigene Leben in der Regel besser. Wir können sie laut aussprechen oder denken. Gedanken sind ohnehin ein Schlüssel, um uns selbst unser eigenes Wohlbefinden zu erlauben.
In der Fachsprache sind diese Aussagen Affirmationen. Sie können das Leben positiv beeinflussen, wenn die Situation richtig ist und wir die passenden Wörter für uns selbst gefunden haben.
Wenn wir uns als Erwachsene mit unseren Gedanken-Halunken auseinandersetzen, werden wir den einen oder anderen verwerfen und ersetzen. Hier können Affirmationen wirken. Allerdings: Je weiter die positive Aussage und der tief verwurzelte negative Gedanke (auch Belief bzw. Glaubenssatz) auseinanderliegen, desto länger kann es mit dem Umlenken dauern.
Mit Affirmationen ist es möglich, innere Blockaden und antrainierte, eingeredete Beschränkungen aufzuheben. Individuell ausgewählte Affirmationen können auch einfach glücklich machen. Beispielsweise kann: Ich darf schlechte Tage und Misserfolge haben. jemandem helfen, aus einem Tief herauszukommen.
Affirmationen dienen dazu, das Unbewusste mit neuen Informationen zu versorgen. Wir können festgefahrene und entmutigende Muster durch stärkende und entlastende ersetzen. Sie helfen im Rahmen der Gute-Nacht-Vorbereitung, bei Prüfungen und vielen anderen Situationen, vor denen wir uns fürchten. Drei Kriterien für eine gute Affirmation sind Selbstannahme, Selbstliebe und Selbstbewusstsein.
Wie kann ich Affirmationen anwenden?
Du trainierst, indem du den ausgewählten Satz wiederholst. Bis zu dreimal täglich. So wird es leichter, die vielen auf dich einprasselnden Herausforderungen zu managen, wenn du im Alltag mit dem Verdacht auf sexualisierte Gewalt umgehst.

- Lass die Ängste und Sorgen am Abend beiseite. Denk an die schönen Erlebnisse des Tages zurück. Wenn du möchtest, kannst du dafür jeden Abend eine Extra-Zeit einrichten.
- Leg eine Schlafroutine mit festen Zeiten fest. Für dich und für dein Kind.
- Lass ein angenehmes Nachtlicht brennen, wenn dein Kind das mag.
Wenn es passt (vertrau deiner Intuition) sprich mit deinem Kind bis zu fünf Affirmationen.
Affirmationen, die Kinder nach erlebter sexualisierter Gewalt unterstützen
- Ich bin richtig, wie ich bin.
- Ich bin liebenswert.
- Ich bin wertvoll.
- Ich darf Fehler machen, und das ist okay.
- Alle Gefühle die ich habe, sind richtig.
Hier findest du 25 Hilfestellungen für den Alltag mit sexuell traumatisierten Kindern. Zusätzlich 20 Erste-Hilfe-Tipps, wenn ein Kind dir anvertraut, dass es sexualisierte Gewalt erlebt hat.
Fazit: Der sanfte Weg zur Gesundheit
Wenn Kinder sexualisierte Gewalt erlebt haben, können natürliche Hausmittel und Tipps beim Bewältigen im Alltag helfen – zusätzlich zur medizinischen Versorgung. Als homöopathische Mittel kommen Zubereitungen aus Gänseblümchen – Bellis Perennis – in Frage. In der Steinheilkunde gilt der Bergkristall als Mittel der Wahl. Rituale geben Kindern Sicherheit – besonders vor dem Einschlafen. Positive, stärkende Sätze, gemeinsam gesprochen mit einer vertrauten Bezugsperson, können Geborgenheit und Selbstwirksamkeit vermitteln.
Über die Autorin

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.”