Schönheit im Tonfeldsetting

Schönheit im Tonfeldsetting ist wie ein helllichter Ausgleich zu dem Schwarz, der Schwere und dem Schrecken, die einem in der therapeutischen Arbeit begegnen können. Wir nehmen dann etwas ganz Besonderes mit nach Hause, als Klient*in und auch als Begleiter*in. Es ist wie an etwas Höherem teilzuhaben, das über uns hinausgeht. Erhebend. Transzendent.

Schönheit, Klarheit

Manchmal erzählt Schönheit eine Geschichte über das Leben eines Menschen. Die ästhetische Dimension im Tonfeldsetting hat ihren eigenen erkenntnistheoretischen Wert.

Jenseitsberührung

Die Todesnähe, die wir beim Überleben von schwerer Gewalt, einem Unfall oder einer lebensbedrohlichen Krankheit erleben können, bildet sich dann im Tonfeldsetting als Schönheit ab, wenn eine (himmlische) Grenze übertreten worden war; als ästhetische Erfahrung, im Anblick, im Dialog, vom sinnlichen und/oder seelischen Erleben – in der Dynamik, in der Bedeutungshaftigkeit, in der Relationalität der Erfahrung oder einfach im Ausdruck der Hand.

Schönheit im Tonfeldsetting

Erkenntnisse gewinnen

Zwei Bücher:

Joachim Küpper und Christoph Menke haben Dimensionen ästhetischer Erfahrung (2003) herausgegeben. Der Begriff der ästhetischen Erfahrung steht für ein Nachdenken über die Kunst, das sich entschieden von einer traditionellen Theorie des Kunstwerks als Ort der Wahrheitsenthüllung verabschiedet.

Zeitgenössische Kunst will mehr. Ursprünglich kunsttheoretisch motiviert hat die Wende zur ästhetischen Erfahrung das Feld der Ästhetik weit geöffnet und seine Vielfalt gefördert: Körpertechniken, kreative Medien, Natur – all dies gehört nun dazu.

Giovanni Matteuci: Das Ästhetische als Relation (2004) ist eine Betrachtung der Philosophie Wilhelm Diltheys, welche als geisteswissenschaftlicher Hintergrund ganz und gar zur Theorie der Arbeit am Tonfeld gehört.

Schönheit im Tonfeldsetting

Symmetrie, Kontrast, Bewegung

Reihungen können auf traumatische Erlebnisse hinweisen.

Die Bewegungen der Hände sind lesbar wie eine eigene Sprache.

Schönheit im tonfeldsetting Kontrast

Klarheit, Humor, Symbole, Licht und Schatten

… diese Datensätze liegen mit drin, und noch viel mehr. Wie in der Kunst an sich, und in der zeitgenössischen Kunst umso mehr.

Schönheit im Tonfeldsetting

Tapp- und Tastkino

Tonfeldtherapie ist wie ein taktiles, unmittelbares Ereignis, ein Tapp- und Tastkino, in dem wir für den Moment „ein- Bild-malen-und-mit-im-Bild-sind“. Und dennoch mehr: wir gehen durch eine transitorische, transformative Performanz, die lebendige Beziehungsbedürfnisse stillt, das Nervensystem beruhigt, und außerdem (philosophische) Fragen nach dem Menschen in seinen kulturellen Bedingungen beantwortet.

Valide Export: Tapp- und Tastkino
"Die Aktion Tapp- und Tastkino unterwanderte die Distanz zwischen Betrachtenden und Leinwand und führt zugleich die objektifizierende Darstellung der Frau im Massenmedium Kino vor. Auf provokante Weise macht sie im wörtlichen Sinne »begreifbar«, was der voyeuristische Blick im visuellen Medium des Films zu ertasten sucht."
https://zkm.de/de/werke-in-der-ausstellung-respektive-peter-weibel/tapp-und-tastkino

Gesellschaftskritik? Lustig? Frech?

Für mich ist Tonfeldtherapie eine Form stiller Lebenskunst, da sich Kunst auch auf die Gestaltung von Selbst und Lebenszeit bezieht. Tonfeldtherapie macht unmittelbar und direkt begreifbar, wer du bist, und wie du von hier aus weitergehst.

„Wie bist du gemeint?“
Dafür steht das Tonfeldsetting zur Verfügung, es gibt Halt und es vermittelt. Unmittelbar und direkt.

Die ganze, fachliche und korrekte Beschreibung von Arbeit am Tonfeld als transitorische, transformative Performanz findest du in meinem Buch von 2011. Es ist die Veröffentlichung meiner Diplomarbeit von 2005:


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“