Blog für soziale Fachkräfte und andere aufmerksame Menschen
Willkommen
schön, dass du hierher gefunden hast. Ich nehme dich mit hinter die Kulissen und schreibe über Tipps und Tricks für schlauen Kinderschutz – mit Schwerpunkt Traumafolgelösungen bei sexualisierter Gewalt. Was du hier liest handelt von Heilung & Sinn, Vitalität, Kreativität, Gesundheit und Liebe. Die Kategorien sind Kinderschutz, Ratgeber, Info, Beratung und Friendship.
Du brauchst Hilfe? Ist es sexuelle Gewalt? Du traust dich noch nicht richtig raus damit? Mein Tipp: Ruf anonym beim Hilfetelefon sexueller Missbrauch an.
Buchtipp für Kinder, die ohne ihre Mutter leben müssen. Der Findefuchs – und ich empfehle dieses schöne Buch mit aller Wärme.
Wer kennt sie schon, die Geschichte vom kleinen Fuchs?
Ich habe sie in meiner Zeit im SOS-Kinderdorf zum ersten Mal gelesen. Hm, früher habe ich schon in vielen Berufen gearbeitet. Als Tellerwäscherin, als Schreinerin auf Baustellen und in Restaurierwerkstätten, als Kunsthandwerkerin, als Kunsttherapeutin, als Praxisanleiterin für ein Jugendamt. Ich war auch Mutter (in ganz unterschiedlichen Zeiten: neben Beruf und Studium, in wilder Ehe, alleinerziehend – und in einer Patchworkfamilie.)
Und ich war im SOS-Kinderdorf Schwarzwald die Kollegin einer Kinderdorfmutter und habe sie während dieser Zeit auch in ihrer Familie vertreten.
In einem SOS-Kinderdorf leben Kinder und Jugendliche, die nicht bei ihren Eltern leben können, dürfen oder sollen. Das System geht auf Hermann Gmeiner zurück. Nach dem zweiten Weltkrieg waren viele Kinder verwaist. Und viele Frauen hatten ihre Männer verloren. Gmeiner zählte zwei und zwei zusammen und gründete 1949 den Verein SOS-Kinderdorf. Er brach sein Studium ab und widmete sein Leben seiner Vision: ein Zuhause für Kinder in Not zu schaffen, wo sie wie in einer Familie aufwachsen: mit einer SOS-Mutter, den Geschwistern, in einem Familienhaus, in einem schützenden Dorf.
Wenige Dinge waren in meinem Leben so verändernd wie diese. Ich denke, weil meine Mutter Kriegswaise war, hat es mich in diese Richtung gezogen. Wie auch immer: im SOS-Kinderdorf habe ich gelernt, was es heißt, für 8 Personen zu kochen, mich nach einer Haushälterin zu sehnen, immer Milch und Butter im Haus zu haben (weil wenn eine Nachbarin danach fragt, und auch dann, wenn sie nicht fragt, ist es gut, du kannst davon etwas abgeben). Ich habe gelernt Krisen, Krankheit und Tod, Neid, Scham, Verwahrlosung und Gewalt wegzustecken und Gefahren ins Auge zu sehen.
Nicht nur Kinder entwickeln sich in einer Pflegefamilie
Die Eltern werden an ihre Grenzen gehen und über sich hinauswachsen. Sie werden unglaublich viel lernen, und meistens genau das nicht können, was ihnen am meisten Angst macht. Und sie werden sich zeitweise so ausgelaugt fühlen wie ich damals. Vielleicht weinen sie vor Erschöpfung, und vielleicht fällt ihnen dann Der Findefuchs in die Hände. Wenn das so kommt, dann wird er sie trösten. Und ihre Kinder auch.
Ein kleiner Fuchs liegt einsam und verlassen im Gebüsch und fürchtet sich. Seine Mutter ist tot. Der Jäger hat sie erschossen.Da entdeckt ihn eine fremde Füchsin. Was soll sie nur tun? Sie hat doch schon drei Kinder, die sie ernähren muss. Aber allein kann das Füchslein nicht bleiben.Die Fuchsmutter ist tough genug, den Kleinen aufzuheben und mit nach Hause zu nehmen. Auf dem Weg begegnen ihr Gefahren. Sie kämpft um den kleinen Fuchs wie eine Füchsin eben um ihre Kinder kämpft. Am Ende wird aus dem Findefuchs das vierte Kind der Füchsin. Gerettet!
Ein Kinderbuch-Klassiker und eine therapeutische Geschichte
Dieser Kinderbuch-Klassiker erschien 1982 als Taschenbuch. 2007 hat er sich zum einmillionsten Mal verkauft! In Schweden wurde die Geschichte von dem kleinen Fuchs, der von einer fremden Füchsin zusammen mit ihren eigenen Kindern aufgezogen wird, sogar allen Eltern bei einer Adoption überreicht.
Die einfühlsame Geschichte hat natürlich bis heute Bedeutung. Und sie hat eine neue Dimension gewonnen. Die Füchsin, die den kleinen Waisenfuchs vorbehaltlos als ihr eigenes Kind annimmt, beweist Vertrauen ins Leben, sie ist großzügig, sie hat Akzeptanz für ein fremdes Wesen – und ganz selbstverständlichen Respekt. Sie beschützt.
Es ist ein Kinderschutz-Buch über die Qualität von Beziehungen, über Gegenseitigkeit, über Geben und Nehmen und darüber, wie auch D.W. Winnicott die Wechselseitigkeit in Kind-Erwachsenen-Beziehungen beschreibt (Reifungsprozesse und fördernde Umwelt). Du kannst ein Kind nicht isoliert, ohne seine Mutter, ohne seine Bindung, sein Umfeld verstehen, ohne ihm etwas zu stehlen.
Die SOS-Kinderdörfer haben dazugelernt. Früher, wenn ein Kind aufgenommen wurde, sagte man beim Einzug zu ihm: du heißt jetzt anders, und diese Frau ist jetzt deine Mutter. Vergiss die alte Welt, das tut zu sehr weh.
Heute wissen wir zum Glück viel mehr über die Identität, über die Reifungsprozesse im Mutterleib, in der Säuglingszeit, der frühen Kindheit – und wie gut es tut, sie zur eigenen Geschichte dazu zählen zu können.
Empfohlen ab 6 Jahren. Von Irina Korschunow, mit Illustrationen von Reinhard Michl.
Und wenn du lesen möchtest, wie du Kindern einen sicheren Rahmen geben kannst, dann interessiert dich vielleicht dieser Blogartikel von mir.
Über die Autorin
Andrea Brummack ist Trainerin für Stille, Expertin und freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt sowie freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch dann, wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Erlebnisse, die missbrauchte Kinder nicht in Worte fassen können, finden Ausdruck im Tonfeld – Spannungen lösen sich
Nürtinger Zeitung am 25. September 2021
Missbrauch und die verlorene Sprache: dennoch darf es einfach sein und gut weitergehen. Ein Artikel in der Nürtinger Zeitung. Lies weiter, indem du auf das Bild klickst oder die Datei mit einem Klick auf das Download-Symbol runterlädst.
Wenn du mehr lesen willst, über Missbrauch und die verlorene Sprache, über Kinderschutz, oder über das Bewältigen von traumatischen Erlebnissen, dann findest du in meinem Blog interessante Artikel.
Über die Autorin
Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Das Hilfeportal Sexueller Missbrauch unterstützt dich auch im Chat.
Du kannst dich einfach über den Login-Bereich registrieren.
Erst klickst du auf die Cookie-Zulassung mit den funktionalen Cookies und dann auf „Ich bin neu hier“
In den allgemeinen Fragen steht, wie die Online-Beratung funktioniert.
Das Hilfe-Portal berät Jugendliche und Erwachsene – auch Fachleute – zu allen Fragen, die mit dem Thema sexueller Missbrauch zu tun haben. Ganz und gar datensicher. Guck mal hier:
konzentrieren ihre Arbeit auf das Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder und Jugendliche.
Sie haben meistens sehr gute Fachkenntnisse und viel Erfahrung.
Sie unterstützen dich mit Beratung und bei Bedarf auch mit langfristiger Begleitung.
Sie beraten außerdem dein soziales Umfeld, Fachleute und alle anderen Menschen, die Fragen zum Thema haben oder sich Sorgen um ein Kind machen.
Allgemeine Beratungsstellen mit spezialisiertem Angebot
beraten zu verschiedenen Themen.
haben für das Thema sexuelle Gewalt einen eigenen Arbeitsbereich
oder sie beschäftigen einzelne Fachkräfte mit diesem Arbeitsschwerpunkt
Sie haben einige Fachkenntnisse – und können dir manchmal gut weiterhelfen.
Allgemeine Beratungsstellen
haben in der Regel ein breites Beratungsangebot
bei Bedarf unterstützen sie dich auch bei sexueller Gewalt
sie sind nicht spezialisiert und tappen deshalb leichter in die Beschwichtigungsfalle oder in eine der üblichen anderen Fallen, die das Thema sexuelle Gewalt von anderen Themen unterscheidet
vor allem in ländlichen Gegenden gibt es zu wenig fachliche Hilfe – und dennoch ist es einen Versuch wert, bei einer allgemeinen Beratungsstelle um Hilfe zu bitten
Hilfe bei Straftaten
Organisationen wie zum Beispiel der Weiße Ring, unterstützen dich nach einer Straftat. (Natürlich gehört sexuelle Gewalt dazu.)
Ärzt*innen und (psychologische) Psychotherapeut*innen
Du findest auf dieser Liste nur kassenärztlich zugelassene Ärzt*innen und Psychotherapeut*innen.
Wo du sie auf dem Hilfeportal findest, siehst du auch gleich, ob sie besondere Fachkenntnisse über sexualisierte Gewalt haben. Das steht dann dabei.
Kliniken und Ambulanzen
Hier findest du medizinische Einrichtungen mit einem Angebot für Menschen, die sexuelle Gewalt erlebt haben.
Rechtsanwält*innen
Du brauchst einen Rechtsanwalt oder eine Rechtsanwältin, der/die einen Schwerpunkt im Strafrecht oder Opferrecht hat. Sie vertreten deine Interessen. Das kann eine Nebenklagevertretung während eines Strafverfahrens sein – oder ein Verfahren nach dem Opferentschädigungsgesetz.
Ich empfehle dir, als Anwalt einen Kenner oder eine Kennerin der Materie zu engagieren, der/die für dich kämpft, dir den Rücken frei hält, und der mit dir strategisch vorgeht. Weil die Lücken im Strafrecht, die Schlupflöcher in Sorgerechtsverfahren und auch die Gewichtung zwischen Familiengrundrecht und Kinder- und Jugendhilfegesetz dich (als beschützenden Elternteil) und dein Kind sehr hart treffen können.
Zufluchtsorte wie zum Beispiel Frauenhäuser
sind vorübergehende Unterkünfte zum Schutz für Menschen in Not- und Krisensituationen
helfen dir vor allem bei akuter Bedrohung und Gewalt.
Krisendienste
sind Anlaufstellen für Menschen in akuten seelischen Problemsituationen
P.S.: Es ist kein Zufall, dass Jugendämter auf dieser Liste der Unabhängigen Beauftragten in Sachen sexuellen Missbrauchs der Bundesregierung fehlen. Jugendämter vertreten das Kindeswohl mit Blick auf die Familiengrundrechte. Sie sind darum verpflichtet, beide Eltern ins Boot holen. Es ein, dass die Jugendamtsmitarbeiter*innen, mit denen du ins Gespräch kommst, beim Verdacht auf sexuelle Gewalt spezielle Scheuklappen aufhaben. Wenn du einen Verdacht gegen deinen Partner oder Ex-Partner hast, kann das im Konflikt mit deinem Wunsch stehen, dein Kind zu schützen.
Hier gibt es noch Lücken im Kinderschutz, und es gibt Veränderungsbedarf. Darum glaube ich, dass es in Zukunft neue, hilfreiche Wege im Kinderschutz geben wird. Bleib dran. Sei hartnäckig. Du brauchst ein wenig Zivilcourage und viel Zusammenhalt mit anderen Menschen, die auf deiner Seite sind. Wenn du nach Beratungsstellen in deiner Nähe googelst, wirst du Hilfe und Unterstützung von sozialen Profis finden.
Und wenn du willst kannst du dich auch an mich wenden für angemessene Unterstützung. Die Besonderheiten beim Thema sexuelle Gewalt sind mir vertraut, ich bin eine international gelesene Fachautorin zum Thema sexuelle Gewalt und vertrete eigene Methoden der Bewältigung sexueller Traumata sowie zum Erkennen sexuellen Missbrauchs. Durch die Kombination von sozialer Arbeit mit nonverbalen Methoden kenne ich auch andere bewährte Strategien und Wege neben dem Main Stream, und ich habe langjährige Erfahrung in der Arbeit mit Kleinkindern.
Andrea Brummack ist Trainerin für Stille, Expertin und freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt sowie freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen, berät soziale Profis oder beschützende Eltern und bezieht Stellung in Sorgerechtsverfahren vor Familiengerichten.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Es ist der 12. September und ich zeige dir 12 Bilder mit Blick hinter die Kulissen, mit denen ich dokumentiere, wie mein Alltag mit dem mobilen Tonfeld-Setting aussieht. So war es „behind the scenes“ in diesem Sommer – in Frauenhäusern, in Beratungsstellen und in meiner Küche.
Ich starte mit dem Auto und fahre zu verschiedenen sozialen Einrichtungen, richte das Setting ein und arbeite mit Kindern, Jugendlichen oder Erwachsenen. Oft sind die Themen Persönlichkeitsentwicklung, Selbstentfaltung, Soforthilfe zur Stabilisierung, Krisenintervention, Bewältigen, Verdachtsabklärung, Selfcare, Supervision oder Beratung. Und manchmal – für die Vollständigkeit 😉 – nehme ich auch ein Video auf.
Wenn dir der Artikel gefallen hat, oder wenn du dich für regelmäßige Informationen über neue Lösungen im Kinderschutz interessierst, dann trag dich in meinen Newsletter ein. Ich schicke dir aktuelle Angebote und News.
Mehr über meine Beratungsleistung schreibe ich in diesem Beitrag:
Andrea Brummack ist Trainerin für Stille, Expertin und freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt sowie freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
7 Minuten Buchlesung mit Andrea Brummack aus „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ Bist du neugierig, ob das Buch lesbar ist und dich so weiterbringt, dass du einem alten Problem neu begegnest, wenn du es kennst?
Dann höre 7 Minuten rein. Die Buchlesung braucht ungefähr die Zeit, wie man für ein kleines Workout braucht, oder für Spaghetti al dente.
Du erfährst, was direkt neben dir passiert, ohne dass du es weißt, und wovon du sonst nie hören würdest.
Du wirst dich sicherer fühlen.
Und du wirst es leichter haben mit einem schweren Thema
Missbrauch ist ein Problem, von dem wir alle betroffen sind. Wenn wir gesellschaftlich weitermachen wie bisher, dann bleiben die Bedürfnisse von vielen Kindern ungehört – und die Generationenkette der Gewalt geht ungebremst weiter. Niemand will das. Du machst den Anfang, wenn du dich informierst.
Nach der Buch-Vorstellung
kennst du die Autorin aus einer Lesung an ihrem Küchentisch
hast du Einblick ins Buch und kennst ein Beispiel aus der Praxis
bekommst du ein Gefühl dafür, wie das Buch funktioniert, mit Umkehrbildern zum Guten.
Über die Autorin
Andrea Brummack ist Trainerin für Stille, Expertin und freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt sowie freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Über das Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder.“
Eine Aufzeichnung der Online-Buchvorstellung vom 16.07.2021
Missbrauchte Kinder. Diese zwei Wörter bereiten allgemeines Unbehagen. Vom Thema Kindesmissbrauch sind wir alle ganz unmittelbar betroffen. Wenn wir so weitermachen wie bisher, dann bleiben die Bedürfnisse von vielen Kindern ungehört und die Generationenkette der Gewalt geht ungebremst weiter. Niemand will das. Mach einen Anfang, indem du hinschaust und dich informierst.
Nach der Buch-Vorstellung …
weißt du, um was es im Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder“ geht
kennst du die Autorin aus einem Live-Interview und hast Einblick ins Buch
Andrea Brummack ist Trainerin für Stille, Expertin und freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt sowie freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sich von Gewalt zu erholen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Soziale Arbeit ist nicht gleich Soziale Arbeit. Und Kunsttherapie ist nicht gleich Kunsttherapie.
Menschen mit Verantwortung für missbrauchte Kinder verzweifeln oft an dem Gefühl, dass sie diese nicht wirklich schützen können. Ich nehme ihnen diesen Druck, indem ich sie berate und helfe gleichzeitig ihren Kindern, ihre Entwicklung aufzunehmen und Trauma-Folgen zu lösen.
Bei meinem Angebot arbeiten wir gemeinsam daran, deine Soziale Arbeit stärker zu machen, indem wir sie um eine nonverbale Dimension erweitern. Es ist also ein Zusatzangebot, bei dem du mitwirkst – keine reine Dienstleistung.
Du beziehst mich in deinen Prozess mit ein – und ich entlaste dich, dein Team und dein System.
2. Allgemeine Infos
1. Ablauf einer Beratung
1. Du vereinbarst einen passenden Termin und ich komme mit dem Setting für „Arbeit am Tonfeld“ zu dir. 2. Wir lernen uns kennen. Meistens braucht es nur sehr wenige Worte, wir können gleich beginnen. 3. Für Kinder heißt das: sie vertrauen mir leicht und wir bauen unmittelbar eine gute Beziehung auf. 4. Natürlich kannst du mich alles fragen – und ich bringe einführende Sätze mit.
2. Was ist in einer Einheit drin?
Eine Einheit enthält 1. Eine Einzelsitzung Tonfeldtherapie (20 – 60 min; oder Überlänge 90 min) 2. Nebenleistungen (Vorbereitung, Nachbereitung, Anfahrt, Material)
3. Der Ort
Das Setting bei dir vor Ort: wir brauchen einen Raum, einen Tisch, zwei Stühle – in der Nähe ein Waschbecken für den Wasser-Bedarf. Und dann kann’s losgehen.
4. Der Inhalt
Kinder und Jugendliche lieben Bewegung und Spiel, sie haben keine Scheu vor dem neuen Material. Sie lassen sich ein, sie bauen und gestalten … und das kann sehr unterschiedlich aussehen. Dein Kind wird sofort Freude haben – das kannst du erwarten. Jede einzelne Sitzung schließt ein Thema ab, mit therapeutischem Gewinn. Auf dieser Grundlage berate ich. Dabei bringe ich viel Erfahrung mit, die du so anzapfen kannst, wie du möchtest. Entweder wir setzen uns kurz zusammen und tauschen uns aus, oder du und dein Team verabredet eine andere Kommunikation. Für manche genügen wöchentliche Mails mit den Prämissen der Sitzungen.
5. Mehr als das
Wenn du Zeit hast kannst du sogar an den Sitzungen teilnehmen und dich in den Prozess einbringen. Diese Dimension öffnet den Raum für weitere Deutungen, Übertragungen u.s.w. Dadurch nimmst du anders teil, du fieberst mit, weil du am inneren Leben, in der Tiefe mitgehst. Es kann sein, dir geht der Prozess unter die Haut. Also im guten Sinn, oder auch im schlechten. Typisch ist zum Beispiel, dass sich eine bleierne Müdigkeit auf dich legt, wenn schwierige Themen aufkommen – sie fällt anschließend wieder ab. Spätestens, wenn wir darüber gesprochen haben oder anders damit weiterarbeiten.
6. Und noch …
Vielleicht möchtest du praktische Tipps für den Alltag hören, oder dir liegt ein richtig schweres Thema auf dem Herzen. Oder du möchtest eine eigene Verstrickung lösen, die plötzlich und unerwartet mit auf dem Tisch liegt. Ich richte mich nach deinem Wunsch, nach dem Bedarf im System und nach den Bedürfnissen der Kinder und Jugendlichen.
Und das ist der Gewinn
Du besitzt wertvolle Informationen aus der Therapie.
Du entwirrst deine Soziale Arbeit und bekommst eine Handhabe für strategischen Kinderschutz
Du hast den Rücken frei für den normalen Alltag.
Du findest Lösungen für die Gefährdungseinschätzung.
Dein Team besitzt eine neue Qualität in allen Beziehungen.
Du kennst das Gefühl, wie es ist, wenn du ein Kind aus der Gefahr holen kannst. Du kannst sagen: „Dieser Junge, dieses Mädchen ist in Sicherheit und wird ein vernünftiges Leben führen. Ich habe etwas von Bedeutung erreicht.“
Zu einer einzelnen Tonfeldsitzung, ganz ohne Beratung, gehören neben der reinen Therapiezeit weitere Aufgaben dazu. Bei „Tonfeld pur, ohne alles“ sind das die Nebenleistungen:
Vorbereitung: Ich stelle mich auf das Setting ein, bereite den Raum vor, mache mir Gedanken, setze mich mit Eltern auseinander, gehe auf innere Lebensalter und die Entwicklungsstufe ein, auf Störungen, Fragen und Wünsche, greife auf Erfahrung und Wissen zurück, überprüfe …, mache mich leer für die neue Situation, kläre … schärfe die Wahrnehmung … lasse Altes zurück … und ich gehe in den „nonverbalen Raum“.
Nachbereitung: Ich komme zurück aus dem „nonverbalen Raum“, mache mir Gedanken zur Entwicklung, zum System, ich nehme Übertragungen wahr und arbeite damit, ich notiere, fotografiere, containe, trage innere Bilder mit mir und hebe sie auf, ich filtere Gedanken und Gefühle, körperliche und energetische Phänomene aus dem Prozess, und ich bilde Prämissen zur Sitzung, in denen ich Bedeutungen und Zusammenhänge erfasse.
Material: Ton, Tonfeld, Wasserschüssel, Schwamm, Tücher, therapeutisches Spielmaterial
Anfahrt: Die Fahrtkosten in Zeit, in der ich nichts anderes tun kann, und in gefahrenen Kilometern.
Garantie: Qualität in allen Beziehungen
4. Weitere Zusatzleistungen für Soziale Träger
Beratung & Know how
Transfer in den Alltag
Information & Perspektive (z.B. Hilfeplan, Teams, oder thematisch bspw. Kinderschutz & Trauma)
Gefährdungseinschätzung bei sexualisierter Gewalt
Dokumentation
Stellungnahme
Email-Support
Entlastung
„Schmutz und Reinigung in der therapeutischen Beziehung“
Filter für besonders schwere Fälle (Folter, Todesnähe, Sklaverei …)
5. Die Garantie
Wenn dein Kind keinen Zugang zu meinem Angebot findet erstatte ich dir die Kosten zurück. Ohne Wenn und Aber.
6. Die Vor- und Nachteile
Vorteile
Du sparst Therapie-Fahrten.
Du wählst genau das aus, was du für dich und deine Kinder willst
Du profitierst von dem sauberen, parteilosen Blick von außen
Du hast Clearing-Effekte durch die haptische Diagnostik
Du förderst deine Kinder auf vielen Ebenen
Du lebst das volle Potenzial; denn es geht um mehr als Worte
Du findest eine Sprache mit neuen Begriffen aus der Kunsttherapie – und mit der Kraft der Stille
Ein feiner Download von Lebendigkeit und Wärme
Nachteile
Du lässt jemanden in dein Haus. Das erfordert Mut, und natürlich Mut zu Transparenz.
Du legst dich fest.
Du lässt Bewegung zu – es könnte sein, dass es ab und zu mehr wackelt
Du siehst, dass du selbst betroffen bist. Tatsache ist: du bist niemals unbeteiligt.
Du gehst mit zusätzlichen Kosten um.
Unsere Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Verantwortung. Da bin ich ein Fan von. Abwerten, -ismus, Macht und Kontrolle stören mich, und das mag ich nicht.
Ich begleite dich und deinen Träger exklusiv über ein ganzes Jahr. Der Jahresplan ist wie ein Abo zu einem pauschalen Preis, bei dem alle Leistungen enthalten sind. Wir arbeiten 12 Monate lang an einem festen Nachmittag pro Woche – außer in den Schulferien.
Den Bedarf stimmen wir genau ab. Wir besprechen im Voraus, welche Nebenleistungen genau, und welches Know how zu welchen Themen du von mir haben möchtest. Und es ist immer Platz für einen Bonus, denn ich schätze Großzügigkeit und Vertrauen.
Und das hast du davon
Dein Team ist laufend auf dem neuen Stand darüber, was in euren Kindern vorgeht.
Du arbeitest mit Leichtigkeit und ohne Angst – und mit dem sicheren Gefühl, das Richtige zu tun.
Du und dein Team erkennt Gefährdungen und könnt sie besser einschätzen.
Du greifst auf mein gesamtes Know how über sexualisierte Gewalt zu und findest klare Strategien.
Wir klären gemeinsam jeden Verdacht.
Du arbeitest mit mehr Leichtigkeit, statt schwer zu tragen und dich zu verzetteln. Ich nehme dir Druck ab.
Du hast die Kraft, die Härten im sozialen Arbeitsalltag zu bewältigen und die Zuversicht, dass du auch Kinder, die du sprachlich nicht erreichst, aus gefährlichen Situationen befreien kannst.
Du lebst auf, dein Team atmet durch, und deine Einrichtung hat Kraft.
Deine Kinder haben sofort Hilfe zur Stabilisierung, lösen Traumafolgen, entwickeln sich gut und leben konfliktfreier, ausgeglichener und zufriedener.
Das wird dich entlasten. Du sorgst für deine eigene Balance, für professionelle Identität und für deine Arbeitsfähigkeit.
Welche von unseren Kindern und Jugendlichen sollen das Angebot bekommen?
Was wären die Ziele?
Wo und wann würde das bei uns gehen?
Auf was kommt es uns an – für unsere Kinder, für unsere Arbeit, für das Team und für die Einrichtung?
Hat jemand im Team oder im Umfeld etwas dagegen?
9. Die Kosten
Mein Honorar liegt zwischen 140 und 250 Euro pro Einheit, inklusive Fahrt-, Material- und Nebenkosten. Die Höhe ergibt sich aus dem individuellen Bedarf: welche Zusatzleistungen aus welchem Bereichen sind für dich wichtig?
Sollte es finanziell gerade schwierig sein – im Folgenden findest du auch ein paar Beispiele, wie Kunden von mir die Geldfrage lösen.
Das Frauenhaus Zollernalbkreis finanziert fortlaufend Tonfeldtherapie für den Mädchen- und Jungenbereich. Die Sozialarbeiterinnen achten darauf, bei coolen Sponsoren in der Umgebung regelmäßig kleine Projektanträge zu stellen und sichern damit ihren Bedarf an Therapie und Beratung.
Im Tübinger Frauenhaus ist die Finanzierung für meine Beratungsleistung auf der Grundlage von Tonfeldtherapie für einen festen Zeitraum gesichert – durch zwei richtig engagierte Stiftungen, die zusammenlegen, damit es den Kindern, die dort leben, besser geht.
Die Fachstelle AGIT nutzt meine Beratungsleistung für Fälle mit besonderer Härte. Eine Stiftung verlängerte gerade einen Projektantrag und trägt die Kosten zu 90 %.
Die Finanzierung von Tonfeldtherapie kann mit 22.000 € pro Jahr gesichert werden. Von einem großzügigen Mäzen, der ein Herz für Kinder hat – und für einen sozialen Träger seiner Wahl.
Fazit
Meine Beratungsleistung beinhaltet seelische Gesundheit für misshandelte Kinder. Die Kosten sind gestaffelt nach Zeit, nach Aufwand und nach der Schwere der seelischen Last.
Über die Autorin
Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbalen Methoden.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Gutachten in Missbrauchsverfahren: Wenn ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch im Raum steht, dann gibt es ein bestimmtes Verfahren, mit dem die Verantwortlichen dem nachgehen. Wird der Verdacht bekräftigt – durch das, was ein Kind sagt – dann herrschen Sorgen, Druck und Angst. Niemand fasst gern ein heißes Eisen an.
Die einzigen Zeugen sind in der Regel das Kind und der Täter (oder die Täter).
Wie steht die Aussage eines überforderten Kindes zur geplanten, gut vorbereiteten Tat eines gewieften Straftäters? Und wie zu seiner Aussage? Kinder haben weniger (sprachliche) Möglichkeiten. Unter Umständen ist der Erwachsene mit allen Wassern gewaschen. Er hat Helfer. Er ist ein erfahrener Lügner – und auch sonst im Vorteil. Außerdem hat er viel zu verlieren. Er kämpft mit allen Mitteln gegen die Glaubwürdigkeit des Kindes.
Das ist nicht schwer. Ein sexuelles Trauma hat Folgen – die dem Verstand von ungeschulten Erwachsenen seltsam und fast ein bisschen „verrückt“ erscheinen.
Im Strafverfahren holt der Richter in der Regel ein Gutachten ein, das die Glaubwürdigkeit des Kindes bewertet. Woher soll der Richter sonst wissen, ob er seine kleinen Zeugen für voll nehmen kann?
Das scheint also vernünftig.
Aber es ist ein Grauen für Kinder, die sexuelle Gewalt erlebt haben.
Viele Gutachter wissen immer noch zu wenig über Dissoziation und andere Traumafolgen. Sie beurteilen ein Kind nach logischen Gesichtspunkten – dabei unterbricht ein Trauma genau die logische Abfolge von Ursache und Wirkung, von Zeitachsen u.s.w.
Kinder leiden bei der Aussage
Sie sind paralysiert und erstarren
Die Nähe zum Täter schadet ihnen
Sie haben Angst oder geraten in Panik
Sie stottern, verhaspeln sich, sprechen unzusammenhängend oder gar nicht
Es ist eine Fehlannahme, dass ein Kind, das als unglaubwürdig begutachtet wird, nicht misshandelt wurde.
Das Gutachten sagt nichts über den Straftatbestand
Oft wird das Strafverfahren niedergelegt – es geht unentschieden aus, weil nichts bewiesen werden kann.
Wenn der Täter der Vater ist müssen seine Kinder dann trotzdem Umgang mit ihm haben. Er holt sie zum Wochenende ab.
Sein Interesse an ihnen hört ja nicht auf. Es kann sein, dass ihm der Umgang – wie bei normalen Scheidungen – unbegleitet und auch über Nacht, über ganze Wochenenden und über die Ferien, zugesprochen wird. Die Mutter ist verpflichtet, das zu gewährleisten. Die Kinder besuchen dann regelmäßig einen Mann, von dem sie abhängig sind, der sie gequält hat – und vielleicht weiter quält.
Mir hat es die Schuhe ausgezogen, als ich das erste Mal miterlebt habe, wie wenig das psychologische Gutachten in einer Gerichtsverhandlung den Kindern aus der Not geholfen hat. Das Gegenteil war der Fall. Es war falsch, dass die Kinder danach ungeschützten Kontakt zu dem Mann hatten, der ein Gewaltverbrechen an ihnen begangen hatte. Auch wenn auf dem Papier stand, dass das nicht bewiesen war.
Meine Meinung: Das Beurteilen von Kindern nach rein kognitiven Maßstäben ist überholt, und es sollte aufhören
Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Eine kurze Geschichte zum Buch: Als ich mit 17 meine Freundin Anonyma in der Schule kennenlernte, habe ich mir nicht träumen lassen, dass ich 38 Jahre später ein Buch ankündige, das die Sozialarbeiterin, die für sie zuständig war, gerne gelesen hätte. Oder das ich hätte lesen wollen, als ich so jung war.
Als Schülerin war ich noch ziemlich blauäugig, was das Thema missbrauchte Kinder angeht. Ich wusste gar nichts. Die Freundschaft mit Anonyma hat mich in Kontakt mit dem Thema gebracht. Sie hat mir Sachen erzählt, die für meine Ohren schräg geklungen haben. Klar habe ich gehört, was sie sagt. Und doch habe ich nur mehr wie durch einen Filter wahrgenommen, dass hier ein Schmerz liegt, der für mich unvorstellbar ist, und den ich nicht wirklich fassen kann.
In den Sommerferien trampten wir zusammen nach England über’s Meer. Wir schliefen im Gestrüpp bei den Klippen von Lands End – im kleinsten Zelt der Welt. Die Schnecken krochen über alles, was wir hatten.
Wir übernachteten im Stroh auf dem Viehmarkt von Llandeilo bei Fairfach in Wales. Wir wanderten lange Strecken durch den Regen im Snowdonia National Park, und wir schwammen unter dem eisigen Wasserfall eines seiner breiten Bergbäche.
Auf der Rückreise waren wir blinde Passagiere an Bord eines Frachters – das war ein richtiges Abenteuer. Ich erinnere mich an die Koje unter Deck, die ein mitfühlender LKW-Fahrer uns überlassen hatte.
Ich konnte den fremden Mann nur halb gut einschätzen, und ich sehe mich im Rückblick vor mir, wie ich die ganze Nacht wach in der Kabine sitze – bei der Nische, wo meine Freundin schläft. Oder am Bullauge, wo ich den Blick in die dunkle Nacht wende und dort schweifen lasse, bis es dämmert und der Horizont wieder zu erkennen ist.
Was genau mir Anonyma von ihren Missbrauchs-Erfahrungen erzählt hat, spielt keine Rolle. Ich habe damals gelernt zuzuhören.
Und die zweite Sache für meine spätere Arbeit – dass Missbraucher nicht aufhören. Dass es wichtig sein kann, Jahrzehnte später gegen einen Mann auszusagen, den man kennt, damit die Stimmen von den 20 Kindern, die er verletzt hat, zusammen eine wahre Aussage ergeben und ihn zur Strecke bringen. Weil dann hoffentlich andere Kinder vor ihm sicher sind.
Meistens sind wir ja erst im Nachhinein schlau. Heute denke ich, dass ich in meinem Leben besonders gründlich über sichere Hilfe für missbrauchte Kinder nachgedacht habe, weil mir diese Freundin am Herzen lag. Weil wir so eng verbunden waren. Weil wir zusammen übers Meer gefahren sind.
Ich wollte da etwas verstehen, das ich nicht sehen konnte, und das ich von da aus in mein ganzes Leben mitgenommen habe. Etwas, das scheinbar unsichtbar war und für das es keine Worte gab. In einem Buch, an dem ich lange geschrieben habe, wollte ich etwas davon in die Sprache bringen. So gut ich kann.
Und meine Freundin Dagmar Klink hat mir dabei geholfen. Wir haben einen Rahmen gesteckt – um verschiedene Erfahrungen mit Traumafolgen herum. Und diesen Rahmen möchte ich mit dir teilen.
Dagmar und ich haben andere Dinge gemeinsam als Anonyma und ich. Wir teilen – neben psychologischem, sozialen und therapeutischem Wissen – die Erfahrung, eine Frau zu sein. Deshalb kennen wir Angriffe auf die Selbstbestimmung von Mädchen und Frauen, die für viele Männer fremd sind.
Aber darum geht es kein bisschen in diesem Buch.
Es geht viel mehr um Lösungen und um neue Hilfen, die Kindern vorenthalten werden. Aus Unwissenheit. Und aus der sicheren Distanz vom Schreibtisch aus.
Das erwartet dich im Buch
Im Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder“ findest du Inspiration und Lebenshilfe, Know-How über die Folgen sexueller Gewalt und für den Umgang mit missbrauchten Kindern und Jugendlichen.
Es zeigt auf, wie du mehr Sicherheit in Krisen und im alltäglichen Umgang mit missbrauchten Kindern gewinnst und hilft, die natürliche Entwicklung der Kinder wieder aufzunehmen, auch wenn etwas Schlimmes geschehen ist.
Ein Vorteil: das Buch ist gut zu lesen mit vielen Beispielen, die die Wende zum Guten beschreiben.
Andrea Brummack und Dagmar Klink stellen Geschichten und Fallberichte von Kindern vor, die ihren Weg aus gefährlichen Ereignissen und Konflikten gefunden haben, sowie praktische Tipps und Prinzipien, um sexuelle Traumata zu lösen.
Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
Mit diesen 25 Hilfen stärker durch die schwierige Situation
Ein sexuelles Trauma bei Kindern: Es ist manchmal zum Haare raufen und als könntest du alles nur falsch machen. Du kennst dich selbst nicht in dieser schwierigen Situation, du kennst dein Kind nicht. Du weißt nicht weiter. Und vielleicht fühlst du dich unsicher, oder du ärgerst dich über den Verwaltungsapparat, über die Kälte, die dir begegnet. Darüber, dass Straftaten nicht bestraft werden. Dass Kinder gerade jetzt besonders viel Leid ertragen müssen. Dass scheinbar nichts voran geht …
Die Erfahrung von Fachleuten kann dir helfen, wenn ein Kind ein sexuelles Trauma hat
Hilfestellungen im Alltag:
1. Es ist normal, wenn ein Kind bei einem sexuellen Trauma massive Auffälligkeiten zeigt. Viele Kinder leiden unter den seelischen Folgen. Sie haben Ängste, Schreianfälle und Albträume. Sie sind freudlos oder aggressiv, fallen in Babyverhalten oder Babysprache, reagieren körperlich oder mit Ekel: sie würgen, krampfen oder krümmen sich etc. Setze auf Weitblick. Jetzt ist es schwierig – später wird es anders sein. Langsam und stetig ist wirkungsvoll. Wenn es geht, nimm Zeitdruck raus.
2. Kinder und Jugendliche können darunter leiden, dass ihr Körper sich erinnert. Sie haben dann Kopf- und Gliederschmerzen, Bauchweh, Fieber, Schüttelfrost und auch Lähmungen. Oft ist keine Ursache festzustellen – medizinisch. Dennoch braucht ein Kind, das ein sexuelles Trauma erlebt, jetzt liebevolle Pflege – so ähnlich wie nach einer Operation oder nach einem Unfall.
3. Es kann sein, dass ein Kind zwischen symptomreichen und symptomfreien Zeiten wechselt. Oder es wirkt zu Hause sehr belastet, in der Schule oder im Kindergarten aber ganz normal – oder umgekehrt. Behalte im Blick, wann und wo genau das Kind auffällt. Das brauchst du für den Austausch mit anderen Menschen.
4. Möchtest du jemanden einweihen oder lieber nicht? Mit wem kannst du dich zusammenschließen? Wen möchtest du mit einbeziehen – in eine heilsame Gemeinschaft?
5. Falls ein verletztes Kind auffallend unruhig oder traurig ist, achte darauf, was davor geschehen ist. Notiere alles, was dir auffällt, wenn die Stimmung so stark schwankt. Auch bei Wutausbrüchen. Auch beim stillen Rückzug in sich selbst.
6. Reagiere liebevoll und sachlich, wenn ein Kind Einzelheiten darüber erzählt, was es erlebt hat. Zum Beispiel: „Das hat weh getan, das war wirklich doof für dich. Ich bin jetzt bei dir.“
7. Das volle Gewicht wird oft erst später deutlich, nach Wochen oder Monaten. Man kann sich darüber sehr wundern. Und dennoch gehören die „Absacker“, die Pausen, die Aufs und Abs wie Schonzeiten dazu.
8. Körperliche Reaktionen und Gefühlsschwankungen kannst du sachlich kommentieren. Zum Beispiel: „Vielleicht schüttelt es dich, weil du wieder daran denkst. Es ist jetzt vorbei.“
9. Sexuell traumatisierte Kinder verlieren sich immer mal wieder in schmerzhaften Erinnerungen. Sie wirken abwesend, schauen „durch einen durch“ oder mit einem Tunnelblick vor sich hin. Unterbrich sanft diese Zustände. Ist ein Kind nicht mehr erreichbar, obwohl du es ansprichst, hilft manchmal Singen, eine leichte Berührung, ein Spiel, das ablenkt – oder Bewegung.
10. Akzeptiere es, wenn ein verletztes Kind bestimmte Situationen erstmal vermeidet. Und dann hilfst du ihm, diesen Selbstschutz schrittweise wieder aufzugeben – behutsam und seiner eigenen Zeit angemessen.
11. Ein ganz normaler Alltag tut gut. Setze weiterhin altersentsprechende Grenzen. Klare Regeln geben Halt.
12. Auch ein verletztes Kind wünscht sich einen normalen Alltag. Es möchte keine mitleidigen Blicke. Und es braucht keine Zuweisung in die Rolle als Opfer. Es tut ihm so gut wie uns allen, wenn es herzhaft lachen kann.
13. Wir alle wünschen uns Sicherheit. Gewohnheiten spenden Sicherheit, weil sie uns vertraut sind. Gib Kindern und Jugendlichen Orientierung. Mit einer beständigen Tagesstruktur und mit Regeln. „Wir halten Verabredungen ein.“ „Zusammen gehen wir freundlich und ehrlich miteinander um.“ „Wir bleiben bei Aussagen, die wir getroffen haben.“
14. Sprich ein Kind niemals abends vor dem Einschlafen auf etwas Schlimmes an. Lass die Ängste und Sorgen für den Moment beiseite. Denke an die schönen Erlebnisse des Tages zurück.
15. Mal dir aktiv eine glückliche und gesunde Zukunft aus. Wenn du möchtest, kannst du noch einen Schritt weiter gehen und dafür jeden Abend eine Extra-Zeit einrichten.
16. Richte eine Schlafroutine mit festen Zeiten ein. Du kannst zum Beispiel schöne Musik hören oder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Lass ein angenehmes Nachtlicht brennen, wenn dein Kind das mag.
17. Es hilft einem Kind, wenn du unterscheidest: mein Kind war Opfer von Gewalt, aber das ist es nicht mehr.
18. Die erlebte Hilflosigkeit ruft immer wieder neurotische Dramen auf. Diese Dynamik ist zwar unlogisch und eher unbewusst, aber sie funktioniert so ähnlich wie ansteckende Krankheiten. Plötzlich konkurrieren die Erwachsenen miteinander um Aufmerksamkeit. Auf einmal stehen Fragen im Raum wie: „Bin ich gut genug?“ oder: „Wer ist die bessere Mutter?“ oder: „Wer hat Recht?“ oder: „Wer kann besser helfen?“ Diese Fragen und die Gefühle, mit denen du dann angesteckt bist, wie vielleicht Angst, Verachtung oder Feindseligkeit, helfen wirklich keinem. Vor allem: Es geht nicht mehr ums Kind und darum, wie es aus der Not heraus kommt. Finde Wege aus diesen Fallen. Dazu gehört auch diese: Die Opferrolle ruft immer wieder neurotische Dramen auf. Und dann konkurrieren Helfer-, Opfer- und Täterpersonen plötzlich miteinander. Das ist dysfunktionell – es hat keine gute Funktion.
19. Es liegt nah, dass Menschen vergleichen. Es hilft aber nicht aus der Misere. Mit einer Hierarchie des Leidens ist niemandem geholfen.
20. Vermeide häufige Problemgespräche, mit denen du dich gemeinsam mit anderen im Kreis drehst. Es unterstützt weder dich noch dein Kind, wenn sich alles nur noch um ein sexuelles Trauma dreht.
21. Wenn die Übergriffe in einer Organisation stattgefunden haben, dann prüfe, ob die Fachkräfte dort den Schutz ab jetzt sicherstellen können. Ein Check lohnt sich, ob sie bereit sind, mit einer Fachstelle zusammenzuarbeiten.
22. Tausche dich mit Menschen deines Vertrauens aus. Einfach nur, weil dieser Weg, mit diesem Thema, mit anderen zusammen leichter ist.
23. Eine Trauma-Fachberaterin oder ein Trauma-Fachberater kann dir Möglichkeiten aufzeigen, wie du Fantasien über den Ablauf der Tat oder belastende Erinnerungen stoppst.
24. Falls du an eine Strafanzeige denkst: Geh nur dann vor Gericht, wenn du einen sicheren Rückhalt hast – in der Familie, bei Freunden, bei einem Anwalt, in einer Therapie oder mit Beratung. Darum empfehle ich dir, zuerst bei einer Fachstelle nach Hilfe zu fragen. Die Informationen und die Beratung sind kostenlos. Die Strafanzeige sollte gut vorbereitet sein. So kann die Täterperson leichter überführt werden. Ein wichtiges Ziel wäre dann, Beweise zu sammeln, damit er/sie sich verantworten muss. Die unabhängigen BeraterInnen der Fachstellen kennen sich aus auf ihrem Gebiet und können dir helfen, eine Strategie auszutüfteln. Die Profis kennen die Stolpersteine und auch die Knoten, die am meisten Kraft kosten. Die Lücken in unserer Rechtsprechung können Kinder sehr hart treffen. Sie können auch dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Und das soll nicht sein!
25. Manchmal ist es für Kinder schwierig, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Ermuntere sie, sich anders auszudrücken. Der kreative Ausdruck von Kindern gibt Einblick in ihre Innenwelt. Auch wenn Kinder verstummen, vielleicht können sie etwas malen oder zeichnen.
Vielleicht klingt das für dich doch eher zu leicht, und trotzdem: Atme ab und zu durch. Vergiss dich selbst nicht. Tu dir etwas Gutes. Lächle einmal mehr. Es ist nachgewiesen, dass das direkt auf die Befindlichkeit wirkt. Und wenn es dir gut geht, dann kannst du auch gut für andere da sein.
Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
20 Tipps für Menschen, die für Kinder und Jugendliche verantwortlich sind
Ein Kind vertraut sich dir an. Du bist plötzlich in einer neuen Lage. Du fragst dich: Wie kann ich für ein Kind da sein, das sexuelle Gewalt erlebt hat? Was ist jetzt das Richtige?
1. Reagiere ruhig und überlegt – die Ruhe in Person. Heftige Reaktionen belasten Kinder und lassen sie meistens verstummen.
2. Schütze ein Kind, das sexuelle Gewalt erlebt hat, vor jedem Kontakt mit dem Täter.
3. Hör zu. Aufmerksam und geduldig.
4. Umsorge und pflege das verletzte Kind. Schenke ihm Trost.
5. Anerkenne den Mut und die Kraft, die es kostet, Hilfe zu holen.
6. Stell nur offene Fragen über den Ablauf. In einem ruhigen Tonfall. („Und was ist dann passiert?“ „Was hat er oder sie dann gemacht?“) Gib keine Details vor.
7. Akzeptiere es, wenn ein Kind nicht weitersprechen will. Lass bohrende Fragen nach Einzelheiten einfach weg.
8. Lass alle Vorwürfe beiseite, auch wenn das Kind oder der Jugendliche sich dir erst spät anvertraut. Es ist eine große Sache, das Schweigen zu brechen und sich jemandem zu öffnen. Eventuell ist ein Kind im inneren Konflikt. Jemand hat ihm weisgemacht, dass es über ein Geheimnis schweigen muss. Aber es gibt “gute” und “schlechte” Geheimnisse.
9. Stell sachlich fest, dass die Taten unrecht, gemein, grausam, krass oder schmerzhaft waren – in deinen Worten.
10. Nimm die Aussagen des Kindes als wahr an – auch dann, wenn sie dir unlogisch vorkommen. Dieses Vertrauen stärkt dein Kind. Denn es braucht dich neutral und auf seiner Seite.
11. Geh davon aus, dass das Kind oder der Jugendliche alles richtig gemacht hat. Das ist meistens der Fall.
12. Versprich nur, was du halten kannst.
13. Vertrau auf deine Intuition, auf dein Bauchgefühl – die innere Stimme.
14. Die Verantwortung für sexuelle Gewalt trägt der Täter, niemand anders. Das kannst du in geeigneten Momenten aussprechen – einfach so.
15. Nimm Abstand vom Wunsch nach drastischen Strafen. Sonst können Kinder und Jugendliche dir nicht weiter vertrauen. Das Thema Strafe ist für das Kind erst viel später dran. Es ist meistens besser, wenn Kinder frei sind von der Frage, ob jemand ins Gefängnis kommt – und auch davon, ob ein Täter verraten, bedroht oder verletzt wird.
16. Geh davon aus, dass du Boden unter den Füßen verloren hast. Auch dann, wenn du es nicht spürst. Es ist gut möglich, dass du dich seltsam oder unwirklich fühlst. Als wärst du in einem Noch-nicht, einem nebeligen Raum. Das ist jetzt normal.
17. Mach dich darauf gefasst, dass du deine ganze, erwachsene Eltern-Kraft brauchen wirst. Du wirst vermutlich an deine Reserven gehen.
18. Errichte geduldig ein Fundament der inneren Stärke – mit allem, was dir gut tut. Tanke auf: Vitalität, Kreativität und ein sicheres Gefühl für innere Ruhe und Gleichgewicht.
19. Du kannst jederzeit Fachleute fragen und dich an Vorbildern orientieren.
20. Schließ dich mit Menschen zusammen, denen du vertraust. Je mehr Rückhalt du hast, desto leichter ist es, für ein Kind da zu sein.
First-calm-down-and-put-the-helpdress-on klingt für dich vielleicht doch eher zu leicht, es mag sogar fast wie Hohn klingen. Wie soll ich denn jetzt Ruhe bewahren? Wir müssen doch was unternehmen!
Aber:
Handeln ohne vorher nachzudenken ist wenig ratsam. Es kann sogar gefährlich werden. Du bist eher in der Lage, die Gesamtsituation zu erfassen, wenn du Ruhe bewahrst. So behältst du wertvolle Energie für das übrig, was wirklich wichtig ist. Ruhe ist eine Kraft-Quelle für dich, wenn du dich den Schattenseiten zuwenden willst.
Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“
So gehen sozialpädagogische Fachkräfte gut mit sexuellem Missbrauch an Kindern um
Sexueller Missbrauch: Kinder und Jugendliche haben gute Chancen, sexuelle Übergriffe zu verarbeiten – ohne Langzeitfolgen. Wenn wir ihnen glauben, sie vor weiteren Übergriffen schützen, und ihnen die notwendige Unterstützung geben. Dazu gehört es unbedingt, dass wir sexuellen Missbrauch erkennen, beenden und bewältigen.
Inhalt
1.) Warum sexueller Missbrauch uns alle angeht 2.) Das können soziale Fachkräfte tun, um Kinder aus der Gefahr zu holen 3.) So ist Schluss mit Hilflosigkeit, Überreaktionen und Angst im Umgang mit missbrauchten Kindern 4.) Vier Säulen für guten Kinderschutz. Das brauchst du unbedingt für guten Kinderschutz bei sexuellem Missbrauch 5.) Stolpersteine und Fallen für soziale Fachkräfte und warum sie unvermeidbar sind. Plus: Wie eine Lebensgeschichte trotzdem gut ausgeht. 6.) Neue Lösungen: Profitiere von meinem Know How beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch
1.) Warum sexueller Missbrauch uns alle angeht
a.) Sexueller Missbrauch kommt sehr oft vor
Jede achte Person erlebt im Lauf ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt. Etwa jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder neunte bis zwölfte Junge bis zum 18. Lebensjahr. Mädchen erleben sexuellen Missbrauch öfter. Jungen sind immer häufiger betroffen – oder sie trauen sich heute mehr, darüber zu sprechen. Die meisten Kinder sind zum Zeitpunkt des Missbrauchs zwischen sechs und dreizehn Jahre alt. Auch Säuglinge und Kleinkinder erleben sexuelle Gewalt.
„Eine genaue Schätzung der Häufigkeit … ist kaum möglich.“ sagen die Experten aus dem Team um Jörg Fegert. Es ist normal, dass die Daten schwammig sind. Damit ist Deutschland in der Welt nicht alleine. Die Fälle, die unbekannt bleiben, liegen im Dunkeln. Sie sind die sogenannte Dunkelziffer, oder das Dunkelfeld. Experten schätzen es auf 30mal so hoch wie die Zahl der bekannten Fälle.
So entsteht die hohe Dunkelziffer
Die meisten Menschen zeigen sexuellen Missbrauch ungern an – weil sie sich schützen, weil sie ihre Einrichtung schützen, und weil sie sich schämen.
Ein weiteres Problem ist das Nicht-Aussprechen-Können nach sexuellem Missbrauch – weil die neurobiologische Reaktion im Gehirn einem die Sprache verschlagen kann.
Kinder kennen wenige Worte für sexuelle Handlungen – oder gar keine.
Die Täterinnen und Täter haben mächtige Strategien, um Kinder zum Schweigen zu bringen.
Das sind weitere Daten und Fakten
Experten schätzen die Zahl der schweren Fälle von sexuellem Missbrauch auf 1,9%
Behinderte Kinder und Jugendliche oder in Heimen und Internaten sind besonders verletzlich, sie brauchen mehr Schutz – und erleben dennoch öfter sexuellen Missbrauch
sexueller Missbrauch ist kein isoliertes Phänomen, Kinder und Jugendliche erfahren oft verschiedene Formen von Gewalt
Kinder und Jugendliche machen häufig sexuelle Onlineerfahrungen
Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat oft böse Folgen: Viele leiden unter psychischen Störungen und sind für ihr ganzes Leben psychisch belastet. Die Probleme bleiben oft bis ins hohe Alter.
Emotionale Lasten und Mentale Folgen. Die Schulfähigkeit und Berufstätigkeit stehen auf der Kippe.
Kinder werden oftmals selbst zu Täterinnen und Tätern. Wenn nichts geschieht geben täterisierte Kinder ihr Trauma an die nächste Generation weiter. Wenn alles so bleibt, oder wenn das Falsche getan wird. Manche geben die erlebte Gewalt über Generationen hinweg in die Zukunft weiter.
Do not forget: In jeder Schulklasse sitzen auch Kinder, die sexuell gewalttätig, also potentiell gefährlich sind für die anderen.
Und (!) neben den Folgen, die man in Geld nicht messen kann, gibt es auch die Traumafolgekosten. Sie liegen – geschätzt im Jahr 2008 – bei bis zu 29,8 Milliarden Euro. Das sind 1,2% des Bruttoinlandsprodukts. Pro Kopf 363,58 Euro Folgekosten jedes Jahr. Expertise zu Häufigkeitsangaben zum sexuellen Missbrauch
b) Sexueller Missbrauch zieht Menschen in einen Bann
Einmal ganz klar: Die Folgen von sexuellem Missbrauch wirken auch auf die Umgebung. Das funktioniert so: Menschen sind Säugetiere mit einer sozialen Biologie. Sie sind auf Beziehungen angewiesen, um zu überleben. Darum haben sie Sensoren für die Gefühle und Gedanken anderer Menschen. Sie können diesem sozialen Sinn nicht ausweichen.
Im selben Raum mit einem missbrauchten Kind spüren wir einen Druck. Das kommt von einer neurobiologischen Reaktion im Gehirn. Es wird nicht besser vom Wegsehen – davon rutscht die Reaktion nur noch mehr ins Unbewusste. Sie wirkt noch stärker. Sie steuert aus der Tiefe das Verhalten. Ich bin ein gutes Beispiel dafür: die sexuelle Gewalt, die Schulfreundinnen in meiner Kindheit erlebt haben, beeinflusst mich bis heute, bis in meinen Beruf.
Was ist sexueller Missbrauch?
Sexueller Missbrauch oder sexuelle Gewalt an Kindern ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor Kindern gegen deren Willen vorgenommen wird. Das gilt auch, wenn sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Die Täterpersonen nutzt dabei ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen.
Diese sozialwissenschaftliche Definition bezieht sich auf alle Minderjährigen. Bei unter 14-Jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können. Diese sind immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn ein Kind damit einverstanden wäre.
Sexualisierte Gewalt sind körperliche, aber auch sprachliche oder visuelle Verletzungen der persönlichen Schamgrenzen. Das kann auch ohne Berührung stattfinden, wie beispielsweise ungefragtes Versenden von Nacktbildern, heimliches Erstellen von Fotos, oder anzügliche bzw. verletzende Ausdrücke. Alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft können von sexualisierter Gewalt betroffen sein.
Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen ist immer sexualisierte Gewalt und damit verboten. Die übergriffigen Personen können Männer und auch Frauen sein, dabei spielt das Geschlecht der betroffenen Person oft keine Rolle. Denn sexualisierte Gewalt ist eine Form von Gewalt und keine Form von Sexualität.
c) Sexualität gehört zu jedem, zu uns allen
Wir sind alle sexuell – und darum können wir dem Gräuel beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch nicht ausweichen. Sexueller Missbrauch ist für jeden nah dran. Näher als zu lesen, dass in der Mongolei 10.000 Menschen in einem Erdloch verschwunden sind. Wir spüren sexuellen Missbrauch wie ein eigenes Problem. Wir sind sofort betroffen, wenn zum Beispiel neue Informationen durch die Medien gehen. Eine Welle geht durch die Gemeinschaft.
2.) Das können soziale Fachkräfte tun, um Kinder aus der Gefahr zu holen
a) Sexuellen Missbrauch erkennen
Missbrauch sieht man Kindern oft nicht an. Es ist schwer, die körperlichen Folgen zu entdecken. Dennoch machen blaue Flecken, Narben u.ä. aufmerksam und gehören abgeklärt. Schau genau hin. Auch wenn viele Kinder und Jugendliche nicht über ihren Missbrauch sprechen, machen sie häufig mit anderen Signalen auf ihre Schmerzen aufmerksam.
Wichtig: Es gibt eindeutige Signale, die auf sexuellen Missbrauch hinweisen. Man kann sie aushalten lernen – und übersetzen lernen. Problem: sie sind unterschiedlich interpretierbar. Und sie können auch andere Ursachen haben (z. B. Schulstress oder andere Gewalthandlungen).
Das sind 4 Bereiche, in denen du Hinweise auf sexuellen Missbrauch findest
sprachlich
gegenständlich
nicht-sprachlich
nicht-gegenständlich (Darauf gehe ich später genauer ein.)
Die klare Aussage von einem Kind gilt als wichtigster Beweis. Und doch ist es für sexuellen Missbrauch typisch, dass das Problem genau da liegt. Weil Kinder je nach Alter verschieden gut sprechen. Weil sie oft verstummen. Und weil das Erkennen-Können und das Wahrhaben-Wollen zusammenhängen.
Der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung
Bei Vermutung und Verdacht richtig zu handeln ist nämlich gar nicht so einfach. Wir sind da manchmal wie vernebelt – das gehört zum Thema. Und genau daraus können wir Rückschlüsse ziehen. Darum gibt es den § 8a Kinder- und Jugendhilfegesetz. Er ist der einzige Paragraf im KJHG, der ein genaues Vorgehen beschreibt. Weil das Thema sexueller Missbrauch so viel Unwägbares im Gepäck hat. Weil es brutal und gleichzeitig schwer zu fassen ist.
Das sind die Schritte im § 8a
Schritt 1 Du erfährst gewichtige Anhaltspunkte. Schritt 2 Du schätzt das Gefährdungsrisiko zusammen mit anderen Fachkräften ein. Schritt 3 Bei der Gefährdungseinschätzung lässt du dich von einer insoweit erfahrene Fachkraft beraten. Schritt 4 Jetzt kannst du die Eltern mit einbeziehen – es sei denn, das gefährdet ein Kind. Und du bietest Eltern geeignete Hilfen an. Schritt 5 Du gibst die Info an das zuständige Jugendamt weiter. Schritt 6 Das Jugendamt verschafft sich einen Eindruck von dem Kind und von seiner Umgebung. Es bietet Hilfe an und wendet die Gefahr ab. Schritt 7 Besteht eine dringende Gefahr, nimmt das Jugendamt das Kind oder den Jugendlichen in Obhut. Schritt 8 Das Jugendamt ruft das Familiengericht an, wenn die Erziehungsberechtigten nicht bereit sind, oder nicht in der Lage, mitzuwirken.
b) Sexuellen Missbrauch beenden
Menschen brauchen Ruhe und Zeit, um zu akzeptieren, dass ein möglicher sexueller Missbrauch wirklich wahr ist. Die innere Bereitschaft dazu wächst nur allmählich. Gleichzeitig müssen Fachkräfte im sozialen Bereich darauf achten, dass sie nichts verschleppen oder verleugnen. Jetzt ist es wichtig, systematisch Fakten zusammenzutragen, um die Gefährdung einzugrenzen.
Wenn du verwirrt eingreifst oder sofort bei der Polizei anzeigst kann es sein, ein Kind wird erneut schweigen – und eine spätere rechtliche Intervention unmöglich. Vor allem, wenn das Kind, um das es geht, dagegen ist. Oder falls du es nicht sicher beschützen kannst. Informationen der Polizei
Soziale Fachkräfte wissen oft nicht, ob ein sexueller Missbrauch in der Familie liegt. Darum kann es schlecht ausgehen, wenn du gleich, ohne dich zu beraten, auf die EItern zugehst, um einen Verdacht zu klären. Das Kind ist dann in Gefahr, noch massiveren Druck zu erfahren.
Mit diesen Elementen stehen soziale Fachkräfte sexuellem Missbrauch gegenüber
Beziehungen (zu Kindern, Familien, anderen Fachkräften)
Innere Haltungen (parteilich für ein Kind, beständig, zuversichtlich)
Gespräche (beraten, empfehlen, Teams)
Bürokratische Prozesse und Schriftsätze (Stellungnahmen vor Gericht, Fallakten)
Das sind Instrumente, mit denen das Jugendamt einschreiten kann
Mobile Hilfen, bspw. Familienhilfe
Inobhutnahme
Herausnahme aus der Familie
Stationäre Jugendhilfe
Begleiteter Umgang mit verdächtigen Eltern
Mit diesen Mitteln ist es möglich, die Interessen von Kindern durchzusetzen. Wenn es sein muss, auch gegenüber ihren Eltern.
„Be Water, my friend.“ (Bruce Lee) Wasser ist weich, es verbindet, es ist stetig, es gewinnt.
c) Sexuellen Missbrauch verarbeiten
Ein Kind kann sexuellen Missbrauch nicht alleine beenden. Die Erwachsenen sind verantwortlich. Und weil das so ist, ist jeder Verdacht auf sexuelle Gewalt das Problem der Personen, die den Verdacht haben und nicht das Problem der Kinder. Nur wenn du stark genug bist, kannst du richtig hören, was ein Kind dir sagt. Kinder spüren: Wenn du mit einem Bein draußen bleibst, weil du selbst deine Betroffenheit gut verarbeitest, kannst du ihnen besser helfen. Und so können Kinder sexuellen Missbrauch leichter bewältigen.
Mit einem sexuell verletzten Kind in der Nähe gibt es keine Neutralität. Jeder ist betroffen. Ob er das leugnet oder scheinbar kalt an sich vorbeilässt. Ob es dich verwirrt oder ärgert. Oder ob du zerschlagen reagierst oder schon abgehärtet.
Das gehört zur Arbeit von sozialen Fachkräften bei sexuellem Missbrauch
Sie machen sich die eigene Krise bewusst.
Sie halten Betroffenheit aus.
Sie überwinden Sprachlosigkeit
Sie verringern die Gefahr, blind zu agieren.
Soziale Arbeit mit Kindern, die sexuelle Gewalt erlebt haben, ist eine seelischer Arbeit, die extrem unterschätzt wird. Dazu gehört auch, dass soziale Fachkräfte mehr und mehr lernen, wie sie daran wachsen, wie sie mit jedem Mal stärker und klüger werden – statt auszubrennen oder zu zerbrechen.
Du siehst schon, in welche Richtung das geht. Und wichtig ist außerdem, dass du (auch) für sich selbst da bist. Denn du brauchst deine Kraft – wenn dir die Puste ausgeht bist du keine Hilfe!
Am meisten hilfst du Kindern, wenn du ihnen glaubst, wenn du Fallkooperationen eingehst, wenn du auf deinem Fachgebiet mutig handelst, und wenn du besonnen an weitere Hilfssysteme weiterleitest. Um einen Verdacht zu klären wirst du sowieso mit anderen zusammenarbeiten.
Kinder können sexuelle Übergriffe sehr gut verarbeiten – ohne Langzeitfolgen. Schütze sie vor weiteren Übergriffen, und schenke ihnen die Unterstützung, die du bereitstellen kannst. Die Ansprache des Tatverdächtigen überlässt du am besten der Polizei. Die Handhabe der Polizei ist anders.
3. Schluss mit Hilflosigkeit, Überreaktionen und Angst im Umgang mit sexuell missbrauchten Kindern
In Aussagen und Gedanken wie diesen verstecken sich Hilflosigkeit und Angst: „Das hat der nicht so gemeint.“ „Wenn ihr auch immer so aufreizend angezogen seid.“ „Vielleicht war das ja nur ein Missverständnis und er dachte, das sei okay?“
Es ist ein Unding, so zu reagieren, wenn auch verständlich. Solche Abwehrgedanken schützen Täterpersonen. Und genau so heißen sie deshalb auch: Täterschutz. Es ist gar nicht so leicht, sich dabei selbst auf die Schliche zu kommen.
Victim-Blaming nervt, es ist peinlich und überholt. Trotzdem ist es oft die erste Reaktion, wenn du von einem sexuellen Übergriff erzählst. Auch enge Freunde und liebe Verwandte tappen in die Falle der instinktiven Abwehr. Und dann schämen sie sich vielleicht für ihren Fehler. Oder sie lernen was für’s Leben.
a) Hilflosigkeit
Don’t worry. Du bist wie dafür gemacht, anderen zu helfen, sie zu unterstützen und zu begleiten. Sonst wärst du nicht im sozialen Beruf gelandet. Also bist du auf jeden Fall gut genug und du kannst es meistern. Das, was dir vielleicht noch fehlt, kannst du leicht lernen.
Jedes Mal, wenn soziale Fachkräfte mit einem Kind durch eine Krise gegangen sind, sind sie gewachsen. Sie haben einen Stein im Brett bei mir. Und beim Universum vermutlich, für gutes Karma. Ihre Wirksamkeit wird wachsen, weil sie die Energie spüren, die daher kommt, dass sie etwas Sinnvolles tun. Sie haben alle Voraussetzungen – weiche Faktoren sind ihr Metier. Das emotionale Grundgerüst wird stärker. Und sie können jederzeit etwas dafür tun.
b) Überreaktionen
Andere beschuldigen ist eine normale Reaktion. Und dennoch: hör auf damit. Es ist dasselbe wie mit Lästern. Es mag für dich den Moment entlasten, aber in Wirklichkeit hilfst du einem Kind damit überhaupt nicht.
Psychisch angesteckt reagieren ist normal. Flucht, Angriff und Erstarren sind die ersten Traumareaktionen. Sie verstecken sich irgendwo in deinem Verhalten. Garantiert! Das müssen sie sogar. Und doch: Lerne deine Reaktion kennen – so gut wie es geht. Filtere das mit der Zeit. Du kannst dann darin lesen und Antworten entdecken.
Agitieren: normale Reaktion. Aber besser, andere machen das als du. So kannst du cool bleiben, beobachten und mit der Zeit davon losgelöst für Kinder und Jugendliche da sein.
c) Angst
Keine Angst vor sexuellem Missbrauch. Was passiert ist kannst du nicht ändern. Hin und wieder geschehen schlimme Dinge. Als sozialer Profi bist du nicht das verletzte Kind, und du bist auch nicht deine Angst. Du bist jetzt erwachsen, im Beruf an der richtigen Stelle, und darum kannst du dich dafür entscheiden, für Kinder in Not einen Ausweg zu finden.
Wenn du es nüchtern betrachtest: was soll dir passieren? Das Kind, um das es geht, hat überlebt. Jetzt kann es weitergehen. Stecke deine Gefühle für den Moment in eine andere Schublade. Angst ist okay – erst das, was du daraus machst, kann zum bösen Drama werden oder die Dinge zum Guten bringen. Wenn du Angst hast, kann es sein, der Schritt, der vor dir liegt, ist gerade so groß, dass er dir genau entspricht. Wie bei einer Heldenreise, oder bei einer Prüfung. Hatten wir alle schon.
4. Vier Säulen für Kinderschutz bei sexuellem Missbrauch. Das brauchst du unbedingt
1. Ein emotionales Grundgerüst
Was wir der Gewalt entgegensetzen ist innere Stärke. Das gilt für dich und mich, und es gilt für die Kinder, die sexuellen Missbrauch erlebt haben – oder erleben. Manches von dieser Stärke bekommen wir von Geburt an mit, als Konstitution, es ist veranlagt. Anderes können wir uns aneignen: eine Kondition, die immer stärker wird, je mehr wir trainieren.
Das sind die 3 Elemente innerer Stärke
Innerer Schutz
Innere Sicherheit
Innere Freiheit
2. Know How
Je mehr du weißt desto mehr Ansatzpunkte hast du und desto größer ist dein Handlungsspielraum. Und du bist weniger durcheinander.
Das sind Informationen, die immer wieder eine Rolle spielen
Grundwissen über die traumatische Reaktion ist hilfreich. 1 Buchtipp: Krüger
Basiswissen zu rechtlichen Fragen. Nach der Strafanzeige folgt ein Ermittlungsverfahren und dann eventuell ein Strafverfahren. Und dann in der Regel geringe oder gar keine Haftstrafen. Wende dich zu diesen Fragen an eine Beratungsstelle über sexuelle Gewalt. Oder direkt an einen Anwalt oder eine Anwältin für Opferstrafrecht. Ein Straf- und Ermittlungsverfahren kann extrem belasten. Bis hin zu einem Zusammenbruch. Darum ist mit der Anzeige ein Risiko verbunden. Die Fachberatungsstellen kennen sich aus und können dich unterstützen. Ein wichtiges Detail: Sexueller Missbrauch ist ein Offizialdelikt. Darum kann man eine Anzeige nicht mehr zurücknehmen, wenn sie einmal gemacht ist.
Ein Thema, das oft Fragen aufwirft: Die Unterscheidung zwischen Doktorspielen und sexueller Gewalt.
3. Zusammenarbeit und Vernetzung
Vielen ergeht es genauso wie dir, wenn sie mit sexuellem Missbrauch zu tun haben. Alle Beteiligten haben meistens eines gemeinsam: Sie wollen das Beste für ein Kind, weil sie ihm auf keinen Fall schaden wollen. Kinderschutz ist auf Zusammenarbeit ausgelegt. Jeder Fall ist anders. Darum bringt es am meisten, wenn die unterschiedlichen Bereiche bezogen auf einen Fall zusammenarbeiten.
Du bist ein Rückhalt für Familien, die Hilfe brauchen. Du brauchst also doppelt Netz und Boden – für deinen eigenen Schutz und für den Schutz der Familien, die du begleitest. Zusammen mit anderen machst du weniger Fehler. Du überträgst dann den eigenen Schock nicht auf die Kinder sondern verteilst ihn auf mehr Schultern. Und zu tragen gibt es genug.
Es gibt keine eigene Zuständigkeit für die Abfolge Erkennen-Beenden-Verarbeiten. Sondern einzelne Menschen oder Teams, die an unterschiedlichen Stellen sitzen. Das ruft nach Kooperation und Vernetzung. Die Fälle, in denen soziale Organisationen mit anderen Beteiligten Schulter an Schulter zusammenstehen, gehen am besten aus.
Die Täterinnen und Täter tun sich in Netzwerken rund um die Welt zusammen. Wir auch?
„Lasst uns alle vereint sein … und nach der Menschenwürde leben.“ Rede von Dr. Denis Mukwege, Friedensnobelpreisträger, Frauenarzt in Afrika am internationalen Tag gegen Gewalt. 25.11.2020
So klappt die Vernetzung
Wenn Menschen das abgeben, was aus ihrer Zuständigkeit rausfällt,
wenn sie untereinander Informationen austauschen,
sich zusammentun und gemeinsam Strategien entwickeln.
Sexueller Missbrauch ist niemals allein das Problem einer einzigen Person. Das wiederhole ich, weil es so wichtig ist: Wenn du im sozialen Beruf arbeitest, dann ist es wichtig, dass du Rückhalt bei anderen Menschen hast.
Kinder lösen ein Trauma nicht logisch, sondern mit dem, was sie mit ihrem vitalen Sensor als gut erkennen. Dem gehen sie nach. So suchen sie Hilfe. Da, wo sie eben gerade sind. Dann, wenn es sich gut anfühlt.
Wenn du einen Fall von sexuellem Missbrauch begleitest, dann hab im Blick: Das wird sicher keine Sache von eins plus eins gleich zwei – kognitiv, monokausal, linear oder so.
Auf einer nonverbalen Ebene werden sich alle gegenseitig anstecken – mit den emotionalen, den gefühlsmäßigen Reaktionen. Es geht um viele weiche Knie, in verschiedenen Rollen. Mutter oder Vater, Pädagoge, Geschwister jeder schwingt instinktiv mit. Die gute Nachricht: an welchem Ende wir auch anpacken, immer ist es für etwas gut. Wo fester Boden entsteht, da gibt ihn jemand weiter. Stabilität steckt an. Das gesamte Umfeld profitiert vom kleinsten Schritt nach vorne.
Darum kann es nichts schaden, wenn du auf den ausgetretenen Pfaden der Sozialarbeit einmal etwas anders machst. Auch wenn du jemanden einschätzen willst, dem du sexuelle Gewalt nicht wirklich zutraust. Mach dich auf den Weg nach neuen Lösungen, nach Hilfe von außen, statt intern zu beschwichtigen. Frag dich: Was brauche ich jetzt wirklich?
Drei Ideen out of the Box
Körpersprache & Mikromimik geben Hinweise auf die Unwahrheit. Achte (inoffiziell) auf solche Merkmale bei Menschen, die im Verdacht stehen. Warum wir schlecht Lügen entlarven
Nonverbale Methoden können helfen, Kinder auf einer tiefen Ebene zu verstehen.
In meiner Praxis biete ich auch Hilfe für Soziale Träger. Bei mir kannst du in Ruhe über alles reden – auch über sehr schwere Fälle. Und was noch hilfreicher ist – Kinder, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, können ihr Trauma lösen, sich entspannen und Mut fassen.
5. Stolpersteine und Fallen für soziale Fachkräfte bei sexuellem Missbrauch und warum sie unvermeidbar sind
Mit sexuellem Missbrauch umgehen, das ist wie: Harte Fakten treffen auf weiche Herzen. Bäm! Und jetzt? Du kannst den Stolpersteinen und Fallen nicht immer ausweichen. Sie sind mächtig, sie sind unbewusst, und sie haben System. Aber du kannst damit arbeiten. Wenn etwas verborgen abläuft, ist es ja meistens gut, es ans Licht zu holen. Ich kenne keine erfahrene soziale Fachkraft, die nicht schon auf einen überzeugenden Täter reingefallenen ist. Ich natürlich auch.
Das sind typische Stolpersteine und Fallen bei sexuellem Missbrauch
Die Falle der Einzelanstrengung
„Ich wurschtle mich durch, überschätze mich, vertiefe mich in eine Einzelheit, bleibe hängen an der Frage: warum? oder ich glaube, dass „perfekt“ mir weiterhilft, möchte alles selber machen, weil dann ist es richtig, u.s.w.
Spaltung
Täterpersonen haben eine helle Seite und eine dunkle Seite. Das verwirrt die Kinder, die von ihnen missbraucht werden. Und es verwirrt die beteiligten Mitmenschen. Es klingt so: „Ich kann es nicht glauben, dass dieser nette Mann ein Kind quält. Ich denke: Der arme Mann! dem muss ich helfen. Im nächsten Moment traue ich es ihm ohne weiteres zu und denke: Das Schwein! der war’s.“ Oder in Gruppen: ein Teil stellt sich spontan auf die Seite des mutmaßlichen Täters – die anderen auf die andere Seite dagegen. Die Parteien bekämpfen sich.
Das Dramadreieck
ist ein Muster zwischen Menschen, die darin drei Rollen einnehmen: Täter, Opfer und Helfer. Das passiert, weil Menschen miteinander in Resonanz sind. Nicht nur Viren verbreiten sich viral. Noch schneller springen Gedanken über. Und Rollen. Die Beteiligten übernehmen die Rollen ohne es zu wollen. Sie spielen die Rolle, das heißt, sie sind nicht die Rolle. Das Dramadreieck ist wie ein Schatten im Umfeld von Missbrauch und Gewalt immer dabei. Es kann extrem irreführend sein.
Andere nicht-gegenständliche Phänomene
wie Gefühlsübertragung, psychische Ansteckung, Parallellprozesse. Das geht so: „Ich ertappe mich dabei, wie ich „für“ jemanden viel zu viel oder viel zu wenig tue. Ich bin verstrickt oder angestrengt optimistisch und „helfe“ dysfunktionell. Es kann auch ein, dass ich auf eine Weise handle, wie ich mich selbst nicht kenne. Es passiert mir, dass ich mich vor einem Kind ekle und denke: das darf ich nicht. Das kann ich kaum denken, ohne wahnsinnig zu werden – vor Schuld und Scham. Es gelingt mir nicht, eine Lüge wahrzunehmen – stattdessen ertappe mich dabei, wie ich auf einen überzeugenden Täter reinfalle, belüge mich selbst, stecke den Kopf in den Sand wie der Vogel Strauß, weil ich die Wahrheit nicht ertragen würde.“
Diese Elemente helfen dir jetzt
Trial and Error „Ich teile, was ich erlebe und reflektiere es mit anderen.“ Supervision und Intervision
Soft Skills „Ich bleibe gelassen und betrachte nüchtern, wie ich aus dem Schlamassel am besten wieder heraus komme. Ich verlasse mich auf meine Fähigkeiten, wie Intuition, Reflexion, Weitsicht, Entschlossenheit, Zuversicht, Geduld u.a. Wenn sie gerade weg sind, dann werden sie schon wiederkommen.“
Zivilcourage und der Blick nach vorne „Ich stehe immer ein Mal mehr auf als ich hingefallen bin. Ich nehme allen Mut zusammen. Ich gehe Risiken ein. Ich verlasse meine Komfortzone.“ Für manche ist es die innere Entscheidung: „Ich ziehe meinen Kampfanzug an.“
Plus: Wie eine Lebensgeschichte trotzdem gut weitergeht
Paul ist ein Junge aus Haiti. Der neun Jahre alte Junge ist eher tough, aktiv und unkompliziert. Er lebt mit seiner Mutter, Frau Rara, und seinen zwei Schwestern, Lila und Marta, in Köln. Paul hat seine frühe Kindheit in Haiti verbracht, auf der Straße, in einem der ärmsten Länder der Welt. Dort war er einige Zeit ganz auf sich alleine gestellt – bis seine Mutter ihn nach Deutschland holen konnte.
Die Kinder Lila, Marta und Paul gehen in unterschiedliche Schulen. Frau Rara arbeitet als Küchenhelferin. Sie leben in einer kleinen Bude. Die Kinder besuchen eine Gesamtschule. Alle tun Tag für Tag alles das, was das Leben von ihnen verlangt. Die Familie leistet nichts Außergewöhnliches.
Es geht Paul gegen den Strich, wenn der neue Freund von Frau Rara ihm den Finger in den Po schiebt. Er mag weder, wie es sich anfühlt, noch das Zittern und Schnaufen von dem Mann, noch mag er den Geruch. Er kann es nicht leiden, wie der Mann ihn dabei fest hält. So fest, dass er kaum atmen kann.
Paul kennt Gesichter der Gewalt. Er könnte das hinnehmen. Aber als er einmal miterlebt, wie der Mann seine Mutter schlägt, ruft er die Polizei. Er hat die Nase voll. Er nimmt die Dinge in die Hand. In der Not ganz schnell. Ein Jugendamt. Ein Polizeieinsatz. Die Familie wird in Sicherheit gebracht. Sie lebt ab sofort in einem Frauenhaus. Und von da geht es gut weiter.
6. Neue Lösungen: Profitiere von meinem Know How
Ich habe ein eigenes System, mit dem ich einem Verdacht nachgehe. Übertrage es auf deine soziale Arbeit, ich glaube, das geht!
Das sind die 6 Schritte 1.) Der erste Verdacht Sexualisiertes Verhalten; typische Traumafolgen wie Übererregung, Flashbacks, Aggressivät oder Rückzug. Sichtbare Verletzungen am Körper, auch verheilte Narben. 2.) Verdacht-Cluster Wenn Kinder etwas wiederholen, das ich verdächtig finde. Diese Cluster können Indizien für „wiederholte schwerwiegende Beziehungstaten“ sein. 3.) Sammeln Nach und nach sammle ich die Elemente. 4.) Zuordnen Ich ordne die Hinweise in die Bereiche sprachlich (A), gegenständlich (B), nicht-sprachlich (C), nicht-gegenständlich (D). 5.) Gewichtiger Anhaltspunkt Ich addiere die Hinweise aus den Bereichen. Liegen Hinweise aus mehr als zwei Bereichen vor, dann habe ich einen klaren Verdachtsfall. Ein Beispiel aus der Tonfeldtherapie: ein Vierjähriger formt einen Penis aus Ton (B), umfasst ihn mit einer oder beiden Händen, nimmt Wasser dazu und rutscht rhythmisch daran auf und ab (B), bekommt einen Tunnelblick (D) und muss laut würgen (C). 6.) Begründeter Verdacht Daraus ergibt sich ein begründeter Verdacht, den ich weitergeben kann.
Extra: Die Sprachebene Manche Kinder erzählen im Verlauf der Sitzungen etwas, ohne dass ich nachfrage. (A) Sie sagen: „Der Papa hat so ein Ding, das mag ich nicht. Das sieht so-und-so aus …“ oder: „Georg macht dies-und-das.“ Ich frage niemals nach und ich bleibe neutral. So bin ich sicher, dass ich dem Kind keine Worte in den Mund lege. Dann weiß ich, dass an der Aussage des Kindes kein Zweifel besteht. Sie belegt einen klaren Verdacht und hat Beweiskraft – auch vor Gericht.
Die große Vision und die kleinen Schritte dahin
Geh deinen Weg. Definiere kleine Ziele. Lerne weiter und wachse weiter. Genieße die schönen Seiten deiner Arbeit. Bewahre dir deinen Humor.
Das kannst du erreichen: Du gibst Druck ab, verbesserst deine professionelle Identität, hast weniger Angst vor der falschen Entscheidung. Es kann sein, dass du persönlichen Ziele erreichst, zum Beispiel indem du dazu beigetragen hast, dass misshandelte Kinder ein normales Leben haben.
Es wird Situationen geben, die besonders schwer sind. Wenn Kinder etwas Schlimmes erleben, kann einen das ganz schön runterziehen. Du brauchst ziemlich viel Kraft, wenn du für Kinder verantwortlich bist – und noch viel mehr, wenn du mit sexuellem Missbrauch zu tun hast. Lass dich dabei unterstützen! Ich komme direkt zu dir in deine Einrichtung in meiner Region (Neckar/Alb). Und ich bin auch online per Zoom für dich da. Wenn du willst, dann schau hier nach mehr dazu.
Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.
Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.
„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“