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Text und Energie: Kinderschutz

Blog für soziale Fachkräfte und andere aufmerksame Menschen

Kinderschutz: Du kennst Kinder, die Gewalt erlebt haben, aber sie sagen nichts? Du ahnst mehr, was du tun könntest, als dass du sicher bist? Informiere dich über neue Lösungen aus der Kombination sozialer Arbeit mit nonverbalen Methoden.

Wie die Fokusmethode soziale Fachkräfte dabei unterstützt, einen Verdacht auf sexualisierte Gewalt abzuklären. Mit Fortbildungstipp.
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... damit weniger Kinder sexualisierte Gewalt erleben und Täterpersonen viel früher gestoppt werden. Mit Buchempfehlung
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Kinderschutz beim Verdacht auf sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Vom ersten Anzeichen zum geeigneten Schutz. Mit Videolink.
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Kinderschutz-ABC: Alphabetisch strukturiertes Know-how für beschützende soziale Fachkräfte. Was kommt oft vor im Kinderschutz?
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Trauer und Trauma: Ein Fallbeispiel aus der Tonfeldtherapie mit einem Kleinkind, dessen Vater getötet wurde.
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Einblick in die Tonfeld-Therapie: Schau uns in einem Frauenhaus über die Schulter, lerne ein therapeutisches Zusatzangebot kennen.
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Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Ein Ratgeber, in dem es um das Bewältigen traumatischer Erfahrungen (in der Kindheit) geht.
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So gibst du Kindern einen sicheren Rahmen. Wenn etwas Schlimmes passiert ist, braucht dein Kind dich mehr als sonst.
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Ein Artikel in der Nürtinger Zeitung über das Buch: Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder
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Gutachten in Missbrauchsverfahren: Aua! Keine gute Idee. Und das ist mein Standpunkt ...
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Ein sexuelles Trauma bei Kindern: Mein Fürsorge ABC 25 Hilfestellungen im Alltag mit sexuell traumatisierten Kindern
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Sexuelle Gewalt gegen Kinder ist ernst – und dennoch gibt es Lösungen. Mit diesen 20 Tipps weißt du, was jetzt wichtig ist.
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Sexueller Missbrauch: Du brauchst Unterstützung? Mit diesen Basics weißt du, worauf es ankommt beim Erkennen, Beenden und Bewältigen.
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Die Fokusmethode unterstützt soziale Fachkräfte

Die Fokusmethode unterstützt soziale Fachkräfte

Innovative Ansätze bei Kindeswohlgefährdung in Tübingen

Wie in jeder anderen Stadt in Deutschland erleben in Tübingen statistisch gesehen etwa 13% der Menschen in ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle/sexualisierte Gewalt. In allen diesen Fällen ist es schwer, die Kinder aus der Gefahr zu holen, falls die Eltern die mutmaßlichen Täter sind.

Aber in Tübingen haben wir eine praxisnahe Lösung entwickelt, um einen Verdacht auf sexualisierte Gewalt abzuklären.

Wir beziehen uns auf einen Katalog der Signale und unterteilen die Anhaltspunkte und Hinweise in vier Bereiche. Das macht es möglich, die Gefahr fürs Kindeswohl auf einer neuen Basis einzuschätzen. Diese Fokusmethode basiert auf einem Screeningbogen aus der Praxis für die Praxis.

Eine neue Idee out-of-the-box

Wenn wir wirklich die Zahlen senken wollen, dann scheint mir notwendig, dass wir etwas anders machen als bisher.

Mit der Fokusmethode dokumentieren soziale Fachkräfte die Verdachtsfälle sexualisierter Gewalt und ordnen ihre Beobachtungen mit einem additiven Verfahren. Das gibt ihnen eine starke Grundlage für ihre fachliche Meinung. Sie vertreten eine Position pro Kinderrechte. Kinderschutz kann leichter werden.

Konkret geht es um:

  • Die Nerven behalten
  • Hinweise sammeln und einordnen
  • Einen Verdacht sinnvoll und nachvollziehbar abklären
  • Eine fachliche Meinung bilden
  • Position beziehen

Informiere dich hier über innovative Ansätze aus der Tübinger Fachwelt. Wir setzen hier neben dem Mainstream auf neue, ergänzende Lösungen. Die Fortbildung zur Fokusmethode ist online als Selbstlernkurs vorhanden.

P.S.: Wenn du für deine Organisation einen Präsenz-Workshop buchen möchtest, dann wende dich direkt an die Autorin. Oder wenn du nur den Screeningbogen haben willst, ohne die Boni, die Videos und alles, dann schreib gerne eine Mail an: trains@andreabrummack.de Es dauert etwas länger als sonst, weil dieser Weg noch nicht automatisiert ist.


Über die Autorin

Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexualisierter Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden. Sie forscht zu Traumafolgelösungen, publiziert darüber und entwickelt Fortbildungen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.”

Wie du deine Wahrnehmung schulen kannst

Wahrnehmung schulen im Kinderschutz

Wie du deine Wahrnehmung schulen kannst 

… damit weniger Kinder sexualisierte Gewalt erleben und Täterpersonen viel früher gestoppt werden

Wie du deine Wahrnehmung im Kinderschutz schulen kannst

Sexualisierte Gewalt geschieht im Verborgenen und gleichzeitig direkt vor unseren Augen – ohne dass die Menschen im Umfeld genau hinsehen. Dabei wären die verantwortlichen Fachkräfte an der richtigen Stelle, um auf Signale von Kindern zu achten und dann schützend zu reagieren.

In diesem Artikel zeige ich dir, wie du die Anzeichen lesen kannst. Du erfährst, wie du deine Wahrnehmung schulst, damit du sicher erkennst, wann ein Kind gefährdet ist – auch ohne ein Geständnis der mutmaßlichen Täterperson. Denn das wirst du in der Regel nicht erhalten.

Wenn du tiefer einsteigen willst: In meinem Buch »Mach, dass es aufhört!« Signale von Kindern nach sexualisierter Gewalt findest du ein strukturiertes System – mit vielen Beispielen, kompaktem Hintergrundwissen und Zugang zu Zusatzmaterial. Das Buch erscheint voraussichtlich im Sommer 2025.

Wenn die Abwehr dich blockiert

Vielleicht hast du schon erlebt, dass ein Kind sich auffällig verhält. Es spricht Dinge aus, die dich aufhorchen lassen. Oder du beobachtest eine Szene, die aus dem Rahmen fällt. Etwas stimmt nicht. Gleichzeitig meldet sich dein Kopf: „Ist das jetzt ein Hinweis auf sexualisierte Gewalt? Das kann doch nicht sein.“ Oder: „Ich übertreibe bestimmt.“

Das ist keine persönliche Schwäche, sondern eine natürliche Schutzreaktion. Der Gedanke an sexualisierte Gewalt ist schwer auszuhalten. Dein Nervensystem reagiert – schneller, als du bewusst denken kannst, wie ein Reflex. Dieser Selbstschutz kann ganz unterschiedlich aussehen:

  • Verharmlosen: Du erklärst dir die Situation als harmlos.
  • Verdrängen: Du blendest die Beobachtung aus.
  • Nicht-wahrhaben-wollen: Du registrierst etwas, willst es aber nicht wahrhaben.
  • Abschalten: Dein Kopf macht dicht, bevor du zu Ende denken kannst.
  • Wegschieben: Du schiebst die Beobachtung innerlich zur Seite.
  • Flucht: Du willst dich nicht weiter damit beschäftigen.
  • Kampf: Du suchst Schuldige, bevor du Klarheit hast – das kann zu vorschnellen Schuldzuweisungen oder Täter-Opfer-Umkehr führen.
  • Erstarrung: Du bist wie gelähmt – innerlich weißt du, dass etwas nicht stimmt, aber du kommst nicht ins Handeln.
  • Unterwerfung: Du verlierst dein Standing in der Teamdiskussion.

Diese Reaktionen schützen dich – aber nicht das Kind. Deshalb ist es entscheidend, die eigene Abwehr zu bemerken und gezielt damit umzugehen. Wahrnehmung schulen im Kinderschutz bedeutet auch, dich selbst in diesen Momenten bewusst zu führen.

Konkrete Hinweise erkennen – statt wegdeuten

Es gibt selten ein klares Bild. Meistens passt etwas nicht zusammen: Der Vater wirkt übergriffig, das Kind sagt, es sei alles in Ordnung. Die Lehrerin berichtet von Veränderungen, die Mutter wirkt glaubhaft: zwar überfordert, aber fürsorglich. Es gibt Widersprüche – zwischen Beobachtungen, zwischen Beteiligten, zwischen Gefühlen und Gedanken.

Typische Konstellationen:

  • Ein Kind äußert gegenüber seiner Mutter einen Satz wie: „Der Papa hat mir den Finger ins Popo gesteckt.“ Später schweigt es – bei der Befragung durch Kripo, Gutachter und Familiengericht.
  • Ein Kind vertraut einem Lehrer an: „Mein Vater schlägt mich.“ Der Lehrer informiert das Jugendamt. Der zuständige Sozialarbeiter fragt in der Familie vorsichtig nach. Der Vater sagt: „Das würde ich nie machen. Wir schlagen unsere Kinder nicht.“
  • Eine Spielszene im Kindergarten macht dich stutzig, du kannst aber nicht genau sagen, warum.

Viele dieser Situationen lassen sich nicht „lösen“. Sie lassen sich strukturieren. Genau darin liegt ein Schlüssel. Statt zu bewerten oder zu interpretieren, sammelst du, was du wirklich gesehen, gehört oder gespürt hast. Im nächsten Schritt ziehst du daraus Schlüsse.

Diese Beobachtungen sind wertvoll. Wenn du sie ernst nimmst, dann schulst du deine Wahrnehmung. Du hältst fest, was du beobachtet hast, schreibst es auf und gibst es bei Bedarf weiter – auch dann, wenn du die Beobachtung noch nicht vollständig einordnen kannst. Denn Hinweise auf sexualisierte Gewalt kommen oft ganz direkt – nur auf eine Weise, die Erwachsene leicht überhören oder verdrängen.

Vier Bereiche, in denen Signale liegen

Manche Hinweise sind eindeutig – viele sind es nicht. Was du wahrnimmst, kann fragmentarisch, unklar oder irritierend sein. Um die Orientierung zu behalten, hilft es, systematisch zu beobachten. Die Signale, die auf sexualisierte Gewalt hinweisen können, lassen sich in vier Bereiche einteilen: Sprache, Szenen, Gegenstände und Atmosphäre.

Deshalb ist es hilfreich, deine Wahrnehmung gezielt an diesen vier Feldern auszurichten. Wahrnehmung schulen im Kinderschutz bedeutet, eine aktive Kultur des Hinschauens zu entwickeln. Du baust sie in die Abläufe deiner Tätigkeit ein – und schützt Kinder mit mehr Leichtigkeit und weniger Druck.

Deshalb empfehle ich dir, gezielt entlang dieser vier Bereiche vorzugehen.

1. Sprachliche Signale

Sprachliche Phänomene gelten als ein wichtiges Indiz. Es fällt auf, wenn ein Kind über erwachsene Sexualität spricht – weil sie nicht in die Kindheit gehört, weil sie für Kinder abstoßend oder fremd ist, um nicht zu sagen: schmerzhaft oder vernichtend. So hören wir, direkt oder indirekt, von sexuellen Übergriffen.

Sprachliche Signale können sein:

  • mündliche oder schriftliche Aussagen eines Kindes
  • sexualisierte Sprache mit Bezeichnungen für After, Vagina, Penis, Sperma
    u.U. kombiniert mit …
    … Verben wie reiben, zupfen, massieren, melken
    … Begriffen für erwachsene Sexualität (auch Wörter mit symbolischer oder übertragener Bedeutung)
    … detaillierten Beschreibungen sexueller Vorgänge
    … Kenntnis über sexuelle Inhalte
    … mit obszönen Wörtern
  • Formulierungen wie „Geheimnis“, „niemand darf das wissen“, „ich will da nicht mehr hin“

Sprachentwicklungsstörungen können Hinweise geben. Wenn ein Kind durch ein Trauma belastet ist, kann das Sprachzentrum im Gehirn beeinträchtigt sein. Die Folgen: Die Sprachentwicklung verzögert sich oder bricht ab.

2. Szenische Signale

Kinder spielen nach, was sie erleben, oder sie spielen sich frei. Sexualisiertes Verhalten und traumaspezifisches Verhalten sind deshalb oft ein Ausdruck für erlebte sexualisierte Gewalt.

Wie bei den sprachlichen Signalen bemerken wir szenische Signale, weil Kinder erwachsene Sexualität als unpassend erleben – und das ist sie auch. Wer sie ins Spiel bringt, verändert die Handlungs- und Beziehungsmuster eines Kindes. Darum fällt es auf, wenn Kinder ihr Verhalten mit erwachsener Sexualität vermischen. Szenen, Gesten, Abläufe, Situationen und Spiele sind wie bewegte Bilder – sie haben eine eigene Aussagekraft.

In diesen Bildern können Aussagen stecken wie:

  • Jemand hat mich sexuell missbraucht.
  • Jemand hat mir weh getan.
  • Ich kenne Sexualität – auf eine Art, die ich niemals wollte.

Szenische Signale können sein:

Sexualisiertes Verhalten

  • Nachspielen oder Nachahmen sexueller Handlungen
  • Ausagieren oder Reinszenieren sexueller Handlungen
  • distanzloses Verhalten
  • Spiele mit sexualisiertem Charakter
  • obszöne Gesten
  • Kenntnis/Vorführen sexueller Praktiken
  • sexuelle Angebote und Prostitution

Traumaspezifisches Verhalten

  • aggressives Verhalten, Weglaufen oder Erstarren (Fight, Flight, Freeze)
  • Übererregtheit (Hyperarousal) als Traumafolge – wird häufig fälschlich als ADHS gedeutet
  • unkontrollierte Nervensystemreaktionen: Zittern, Schütteln, Würgen, Krampfen, Zucken, Einkoten, Einnässen
  • Zurückschrecken, erschrecken oder jemanden erschrecken, also alle Inszenierungen
    rund um das Thema Schrecken/Schock
  • nonverbale Ausdrucksformen: Weinen, Kreischen, Stöhnen, Weglachen (affektiert, unpassend)
  • Regression: Rückfall in frühkindliches Verhalten (Babysprache, Anhänglichkeit u.a.)
  • plötzlicher Rückzug oder abrupte Verhaltensänderungen ohne nachvollziehbaren Anlass
  • selbstverletzendes Verhalten, Unfallneigung, Anzeichen für Suizid, ausgeführter Suizid
  • Essstörungen, Schlafstörungen, Wahrnehmungsstörungen: Körperbild, Temperatur, Schmerzen
  • „Thousand-Yard-Stare“ (Tunnelblick)
  • abrupte Beziehungsabbrüche, die sinnlos, zusammenhanglos oder übertrieben erscheinen

Diese Handlungen wirken oft irrational. Sie werden durch Trigger ausgelöst. Du kannst diese Trigger nur vermuten, sie sind im Nervensystem verschaltet, vor unseren Augen verborgen. Mit der Zeit kannst du diese Reaktionen besser nachvollziehen – und dich traumainformiert bzw. traumasensibel darauf einstellen. Entsprechende Fortbildungen sind heute zeitgemäß, und sie lohnen sich absolut.

3. Gegenständliche Signale

Gegenständliche Hinweise sind sichtbar dokumentierte Anzeichen – zum Beispiel medizinische Befunde. Im Kinderschutz können sie ein starkes Indiz für sexualisierte Gewalt sein.

Dazu zählen zum Beispiel:

  • Verletzungen, Narben, wiederkehrende oder ungewöhnliche Infektionen (besonders im Genitalbereich)
  • eine Geschlechtskrankheit
  • eine Schwangerschaft
  • der DNA-Nachweis einer Täterperson (eventuell Sperma) am Körper oder an der Kleidung eines Kindes
  • Bilder, Fotografien und Videos von Kindern in sexuellen Posen (Pornografie)

Auch das Spiel mit symbolischen Objekten kann gegenständliche Hinweise liefern.
Wenn ein Kind intime Körperregionen im Spiel thematisiert oder sexualisierte Szenen mit ganz bestimmten Gegenständen reinszeniert, ist das kein Zufall. Es sind Ausdrucksformen, die dir etwas zeigen wollen – auch wenn sie zunächst befremdlich wirken.

Achte deshalb auf symbolisch gegenständliche Signale:

  • Sexuelle Symbole in Kinderzeichnungen, anderen Werken von Kindern und Spielhandlungen
  • in der Handhabung erkennbar sexuell aufgeladene Gegenstände
  • Spielobjekte, die im Zusammenhang irritieren oder fehl am Platz wirken

Fragen, die dir helfen können:

  • Was malt, bastelt oder gestaltet ein Kind?
  • Nach welchen Gegenständen greift es im freien Spiel? Welche Objekte nutzt es?
  • Greift es gezielt nach Dingen mit sexuellem Bezug?

Symbolisch gegenständliche Signale lassen sich manchmal 1:1 übersetzen. Sie sind der sichtbare Ausdruck innerer Erlebnisse – und verdienen deine volle Aufmerksamkeit.

4. Atmosphärische Signale

Diese Signale spüren wir unmittelbar und schnell. Wir können sie oftmals schwer fassen. Vielleicht hältst du die Luft an, fühlst dich eng, bedrückt oder verspannt. Vielleicht spürst du in einer Situation, dass etwas „nicht stimmt“. Oder du verhältst dich plötzlich so, wie du dich sonst nicht kennst: Du wirst betont heiter im Gespräch mit einem Kind und weichst damit etwas diffus Unangenehmem aus. Oder du wirst plötzlich seltsam müde – ein Hinweis darauf, dass du emotional abwehrst, was dich innerlich berührt.

Atmosphärische Hinweise zeigen sich im Umfeld:

  • auffällige Spannungen in Gesprächen – scheinbar grundlos
  • Spaltungsphänomene im Team: Eine Gruppe teilt sich in zwei Lager mit gegensätzlichen Meinungen
  • Spaltungsphänomene in dir selbst: Im einen Moment glaubst du, dass sexuelle Übergriffe passiert sind – im nächsten erscheint dir dieser Gedanke unvorstellbar
  • Täter-Opfer-Umkehr, Unsicherheit, starke Gefühle oder/und irrationale Gedanken
  • eine Stimmung, die nicht zu dem passt, was gerade geschieht
  • das Gespräch umkreist ein Thema, ohne es zu benennen – obwohl alle es spüren
  • ein Kind sagt etwas Verstörendes – aber niemand im Raum reagiert. (Die Dynamik der Verdrängung durch kollektives Schweigen.)
  • Die Teambesprechung kippt plötzlich in ein Kompetenzgerangel, obwohl das abwegig wirkt. (Die Dynamik verdeckter emotionaler Spannung in Fachgesprächen, die mit dem Thema an sich gar nichts zu tun haben muss.)

Diese Signale sind Resonanzphänomene. Du spürst Irritation oder Druck, vielleicht auch körperliche Reaktionen. Wahrnehmung schulen im Kinderschutz heißt auch, die Atmosphäre ernst zu nehmen – und deine Reaktionen darauf.

Wenn der Verdacht greift

Du hast Hinweise gesammelt – vielleicht in verschiedenen Bereichen. Aber was bedeutet das jetzt?
Wann wird aus deiner Wahrnehmung ein begründeter Verdacht?

Wenn du Signale in mehr als zwei dieser vier Bereiche wahrnimmst, wird eine fachliche Einschätzung sinnvoll. Du kannst mit anderen reflektieren und konkrete Schritte vorbereiten: den Verdacht abklären, die Gefahr einschätzen, Daten übermitteln – zum Beispiel in einer Stellungnahme.

Meine Hypothese:
Bei Signalen aus mehr als zwei Bereichen erhärtet sich der Verdacht auf sexualisierte Gewalt gegen ein Kind.

Was das für dich konkret bedeuten kann:

  • Ich habe Klarheit und kann den Verdacht begründen.
  • Ich entscheide mich, dem nachzugehen.
  • Ich kann meine fachliche Meinung vertreten.
  • Ich sehe Anhaltspunkte für eine akute Gefährdung – und kann das fachlich darlegen.
  • Ich nehme die Daten als Impuls, um eine Inobhutnahme anzuregen.

Ich weiß: Ich muss nicht alles beweisen – aber ich kann Verantwortung übernehmen.

Was du tun kannst – im Alltag, im Team, in deiner Rolle

Kinderschutz ist ein Verlauf im Austausch mit anderen, kein Ritt für einsame Reiter. Ein eigenes Fundament hilft dir, mit Unsicherheiten umzugehen. Deine persönliche Kultur des Hinschauens führt zu Klarheit, auch dann, wenn andere zögern. Das kannst du konkret tun:

  • Beobachten und aufschreiben: Halte fest, was du wahrnimmst. Ohne Interpretation – nur das, was war.
  • Zwei Fragen stellen: 1. Was habe ich beobachtet? 2. Was schließe ich daraus?
  • Containing: Bewahre auf, was du wahrgenommen hast – und gib es im richtigen Moment an die richtige(n) Person(en) weiter.
  • Austausch suchen: Nutze das Mehraugenprinzip. Sprich mit Kolleginnen und Kollegen.
  • Strategisch vorgehen: Überlegt gemeinsam, wie eine Kontaktaufnahme zu den Eltern erfolgen kann, ohne den Schutz des Kindes zu gefährden. Überlegt gemeinsam, wie ihr Täterschutz vermeidet.

Wahrnehmung schulen heißt auch, mit Unsicherheit leben zu können – ohne in Passivität zu verfallen.

Fazit: Wahrnehmung schulen ist aktiver Kinderschutz

Wenn du deine Wahrnehmung schulst, schützt du Kinder – nachdem etwas passiert ist und bevor noch mehr geschieht. Du lernst zu unterscheiden: zwischen diffusem Gefühl, konkreter Beobachtung und den Rückschlüssen daraus. Du wirst klarer denken und strukturierter handeln. Und du trägst dazu bei, dass Täterpersonen weniger Spielraum haben. Das kann Kreisläufe der Gewalt beenden, die sonst über Generationen weitergetragen werden.

Absolute Gewissheit ist im Kinderschutz keine Voraussetzung dafür, handeln zu können. Strukturierte Aufmerksamkeit reicht aus. Wahrnehmung schulen im Kinderschutz ist hinsehen – und auf der Basis gesicherter Beobachtungen nachvollziehbar und sicher handeln.

Soziale Fachkräfte wissen in der Theorie sehr viel: rechtliche Grundlagen, Verfahrenswege und Pflichten im Kinderschutz. Im entscheidenden Moment helfen dir Paragrafen dann wenig. Denn das, was dir in der Praxis begegnet, ist meistens diffus, widersprüchlich und emotional belastend. Kinderschutz ist ein vielschichtiger Prozess auf mehreren Ebenen: Beziehungsebene, Sprachebene, Handlungsebene, rechtliche Ebene, persönliche Ebene, psychologische Ebene, medizinische Diagnostik, kriminologische Ermittlung … 

„Done is better than perfect.“ Wenn du diesem Gedanken folgst, entscheidest du dich für eine aktive Haltung. Für eine geschulte Wahrnehmung. Und dafür, Teil eines rebellischen Systems zu sein, das Kinder so schützt, wie sie dich brauchen. Rechtssicher im Rahmen unserer Gesetze, vielleicht bürokratisch – und manchmal unbürokratisch genug, um wirklich zu helfen.

Wenn du tiefer einsteigen willst

In meinem neuen Buch »Mach, dass es aufhört!« Signale von Kindern nach sexualisierter Gewalt findest du ein praktikables System für Kinderschutz. Das Buch ist ein praktischer Handlungsleitfaden in sieben Kapiteln, dicht gepackt mit Infos, der sich sehr gut liest. Er erscheint voraussichtlich in diesem Sommer.

Du wirst immer leichter wahrnehmen, wodurch, wann und wie Kinder auf sexualisierte Gewalt aufmerksam machen. Und darüber hinaus weißt du in jeder Situation souverän und sicher, was zu tun ist. Wenn Kinder sexualisierte Gewalt erlebt haben, dann hinterlässt das Spuren. Diese Spuren sind Hinweise für Mitmenschen, die sie aufmerksam lesen. Wenn wir dem nachgehen, offenbaren sich daraus die gewichtigen Anhaltspunkte, die vom Gesetzgeber als Voraussetzung für staatliches Eingreifen gefordert sind.

Wahrnehmung schulen im Kinderschutz heißt also auch, dass wir den Weg ebnen für geeignete Hilfen im Rahmen der Kinder- und Jugendhilfe. Wir stoppen pädokriminelle Täterpersonen – bevor sie weiteren Schaden anrichten.


Über die Autorin

Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexualisierter Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit dem Thema sexualisierte Gewalt gegen Kinder umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.”

Kinderschutz bei Hinweisen auf sexualisierte Gewalt

Kinderschutz bei Hinweisen auf sexualisierte Gewalt gegen Kinder

Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Vom ersten Anzeichen zum geeigneten Schutz

Im April 2025 habe ich das Webinar Sexualisierte Gewalt gegen Kinder: Vom ersten Anzeichen zum geeigneten Schutz im Vorfeld mit sozialen Fachkräften durchgesprochen und gefilmt. Du kannst dir das Video jetzt auf Vimeo ansehen; mit dem Vorteil, dass du die Geschwindigkeit schneller einstellen kannst. Hier findest du die Aufzeichnung.

Kinderschutz bei Hinweisen auf sexualisierte Gewalt

Widerstand, Hürden und Druck

Ein paar Stimmen der Teilnehmerinnen:

  • Hanna B.: „Vielen Dank für das tolle Webinar. Es nimmt den Widerstand, sich damit zu beschäftigen.
  • Stefie K.: „Super Grafiken. Deine unaufgeregte Art und die ruhige Stimme helfen, die Bodenhaftung zu behalten.
  • Eva D.: „Besonders stark ist die Komplexität, wie du darstellst, dass immer etwas auf der Impulsebene passiert, und wie du die Schwellen und Hürden beschrieben hast.“

Mit einem Klick ins Bild kommst du zum Video:

Kinderschutz bei Hinweisen auf sexualisierte Gewalt

Die Veröffentlichung von Signale von Kindern nach sexualisierter Gewalt ist voraussichtlich im Sommer 2025. Hier geht es zur Warteliste zum Buch.

Kinderschutz ist ein Verlauf

Gibt es eigentlich klare Hinweise auf sexualisierte Gewalt? Ja, gibt es, aber selten. Zum Beispiel, wenn eine Täterperson sich selbst anzeigt. Und dennoch sind die Signale meistens Anhaltspunkte und Hinweise, die wir erst noch aus der Unklarheit holen sollten. Aus der Unsicherheit. Aus dem Dunkeln.

Mein Rat: Bau deinen Kinderschutz nach und nach auf … statt mit Aktionismus.

Hinweise und Anhaltspunkte bei sexualisierter Gewalt gegen Kinder und Jugendliche

Ich glaube, dass wir das gesellschaftliche Problem sexualisierte Gewalt lösen können und lösen müssen

Es braucht Mut und Ausdauer, um nach sexualisierter Gewalt zu heilen. Ebenso sind Mut und Ausdauer nötig, um die Signale von Kindern nach sexualisierter Gewalt zu erkennen. Und dann sind Mut und Ausdauer noch einmal notwendig, um die Hilfen, die betroffene Kinder brauchen, auch durchzusetzen.

Das Kindeswohl ist gefährdet

Lass uns das gemeinsam angehen

Wer möchte mich unterstützen?

Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexualisierter Gewalt gegen Kinder umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.

Darum möchte ich, dass das neue Know-how in jeder Einrichtung bekannt ist. Ich möchte damit möglichst vielen Kindern helfen.

Das Puzzle zusammensetzen - und das Räderwerk Kinderschutz greift.

Das Puzzle zusammensetzen – und Kinderschutz greift

Das will ich erreichen: Souverän und sicher in jeder Schule, in jedem Kindergarten, in jeder Ausbildung, an jeder Uni und Fachhochschule und bis in die Behörden hinein und staatliche Stellen. Weil das Know-how dann an so viele Menschen wie möglich geht. Damit wir gesellschaftlich weitergehen.

Wenn dir das Video gefallen hat, dann lass uns den nächsten Schritt in den Blick nehmen und daraus eine Schulung für deine Organisation machen. Ich komme direkt zu euch mit einem Starter, einer Einführung und Gebrauchsanweisungen. Und dann können wir ein Paket mit den Inhalten schnüren, die Sicherheit vermitteln – und die wir maßgenau auf deine Institution anpassen.


Über die Autorin

Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexualisierter Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit dem Thema sexualisierte Gewalt umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.”

Kinderschutz-ABC

kinderschutz-abc

Was sind typische Situationen aus der Praxis?

Kinderschutz-ABC: In meinen Feedbacks gehe ich häufig auf Feinzeichen von Kindern ein, auf emotionale Abwehr, auf den Selbstschutz beteiligter Fachkräfte und auf eine Reihe anderer Themen, die im Kinderschutz entweder problematisch sind oder oft auf den Tisch kommen.

Weil mir das für den Alltag sinnvoll erscheint, habe ich ein Kinderschutz-ABC geschrieben. Es gibt mir eine Struktur, hat Wiedererkennungswert in den sozialen Medien, und ich kann dort über alle Themen schreiben, die mir wichtig sind. Also: Was kommt oft vor?

Wie habe ich das Kinderschutz-ABC geschrieben?

Zunächst habe ich eine Liste mit den Buchstaben von A bis Z erstellt und alle Themen, die mir eingefallen sind, einsortiert. Dann habe ich überlegt, was ich zu jedem Buchstaben schreiben könnte. Die Grafiken habe ich mit Canva gestaltet, dann musste ich „nur noch“ die Texte schreiben und einplanen. 

Ich habe die Inhalte so vorbereitet, dass ich ab jetzt alle vierzehn Tage einen Post aus dem Kinderschutz-ABC auf Facebook, Instagram und LinkedIn teilen kann. Einige Texte sind sehr lang, andere sind wirklich knapp, und manche enthalten weitere Empfehlungen.

Z wie Zeit

Jetzt möchte ich über den Buchstaben Z berichten: das ist der kürzeste Beitrag. 

Ich denke, er ist unter anderen für GutachterInnen wichtig, die Kindern bisher ihre Glaubwürdigkeit abgesprochen haben, weil diese nichts über die konkreten Zeiten aussagen konnten, zu denen sie sexuelle Übergriffe erlebten. 

Die neurologische Reaktion auf ein Trauma kann Zeitgefühl und Zeitwahrnehmung so stören, dass Betroffene buchstäblich aus der Zeit zu fallen scheinen. Sie fühlen sich erstarrt und können sich, in die eigene Zeit eingefroren, von anderen Menschen oder von der Normalität entfremdet fühlen.

Zeit scheint schneller oder langsamer zu vergehen, verschwimmt in der Abfolge, wird als unwirklich, verschoben, gleichzeitig-gegenwärtig-vergangen-zukünftig, asynchron oder abwesend erlebt.

In der Hypnoseforschung gilt verlangsamte oder beschleunigte Zeitwahrnehmung, d.h. Zeitverzerrung, als Trancephänomen.

Darum können wir in sanft angeleiteten Zeittrancen einige Traumafolgen ganz besonders erfolgreich behandeln. Das ist wie Resynchronisieren, d.h. wir gleichen Vorgänge zeitlich ab. Sie können (wieder) in einer bestimmten Reihenfolge ablaufen. Wir bringen Daten wie Erinnerungen, Bilder, Sprache, Gedanken, Sinneseindrücke, Kontakte oder Termine auf den gleichen Stand.

Resynchronisieren als Heilungsmöglichkeit

  • zeitlicher und räumlicher Freiraum von gesellschaftlichem Druck (zum Beispiel durch Krankschreiben, Freistellen vom Schulunterricht, Therapiezeiten)
  • körperliche, geistige und emotionale Starre lösen (Körperübungen, Entspannungsmethoden, soziale Kontakte)
  • Rhythmisierung durch strukturierte Tagesabläufe, Schreib-, Mal- oder Erzählprozesse, Musik, Routinen o.a. Annäherung an zyklische Zeit

📌 Möchtest du das ganze Kinderschutz-ABC im Blick behalten? Dann folge meinen Beiträgen auf meinen Plattformen, siehe unten.

Wenn du dich für eine geeignete Kindertherapie nach einem Trauma interessierst, dann schreib mich gerne an oder lies hier weiter.

kinderschutz-abc

Über die Autorin

Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexualisierter Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Trauer und Trauma

Trauer und Trauma

Ein Kleinkind, dessen Vater getötet wurde

Aus dem Dialog, in dem sich das Kind frei spielt:
„Komm Papa, … zu mir. Warum bist du so weiß?“
„Ich habe Bluut, ich muss schlafen.“

Das Kind versorgt die Wunden

Ein Baby ist die zweite Spielfigur – und Selbstobjekt. Es erfährt ebenfalls Fürsorge, bekommt Milch mit einem Fläschchen. Ein Teddybär wird zum helfenden Begleiter.

Kinder erholen sich möglichst spielerisch von traumatischen Erlebnissen, von einem Schock, Unglück oder Verlust. Sie greifen zu einfachen Lösungen, sie spielen sich frei und können schreckliche Erlebnisse lösen.

Was die Szenen erzählen, kann ich oft 1:1 übersetzen.
Im Beispiel liegt eine erwachsene Figur am Boden, ist tödlich getroffen. Eine Kleine ist bei der Leiche.

Das hat das Kind erlebt und bewältigt es nach und nach

Stell dir vor, ein Kind stellt Szenen sexueller Gewalt mit Spielfiguren dar:
Ein Sofa. Ein Mädchen. Eine Mutter („Meerjungsfrau“, sagt das Kind.) Ein Überfall, ein Haifisch und andere sexuelle Symbole im Setting.
Das sind relevante Informationen für die pädagogischen Fachkräfte. Ich gebe sie weiter.

Die zuständige Sozialarbeiterin sagt: „Stimmt. Die Mutter hat uns berichtet, dass sie auf dem Sofa vergewaltigt wurde und dass das Kind dabei war.“
Die Beobachtungen stimmen überein.

Wir dokumentieren das

Nach dieser Struktur, die sich bewährt hat:
1. Was weiß ich?
2. Was schließe ich daraus?
Weil nicht für alle Beteiligten die psychosoziale Sprache gleich deutlich ist.
Wir nehmen die Info in eine Stellungnahme auf.

Später, im Gerichtsverfahren vor dem Familiengericht, wird das Umgangsrecht für den Kindsvater behandelt.
Weil Kinder das Recht haben, vor jedem Kontakt mit gewaltbereiten Eltern, bzw. mit SexualstraftäterInnen, bewahrt zu werden.

Kennst du einen ähnlichen Fall – oder mehr? Aber es ist dir noch nicht gelungen, Kinder vor dem Zugriff missbrauchender Eltern zu bewahren?
Dann habe ich diese Sätze für dich geschrieben. Ich glaube, dass du die Kraft hast, Kinder zu beschützen.

Wenn du dich für eine geeignete Therapie bei Trauer und Trauma interessierst, dann schreib mich gerne an oder lies hier weiter.


Über die Autorin

Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbaler Methoden.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Kleine Zeugen von schwerer Gewalt: Einblick in ein Frauenhaus

einblick in die tonfeldtherapie

Hilfe für Kinder nach Gewalt in der Familie

Einblick in die Tonfeld-Therapie: Im Frauenhaus Zollernalbkreis wird für Kinder, die dort leben, Tonfeld-Therapie angeboten. Die engagierten Sozialarbeiterinnen im Team sind für jede Spende dankbar – denn das Angebot hat keine sichere Finanzierung.

Eine Gruppe beherzter Frauen spendete im Frühjahr 2022 für 6 Mädchen und Jungen 9 Sitzungen. Das Lebensalter der Kinder lag zwischen 3 und 7 Jahren. Das Angebot fand einmal wöchentlich statt.

im Frauenhaus Zollernalbkreis

Gewaltfreie Kindheit – nicht selbstverständlich

Im Frauenhaus gehört es zum Alltag, mit den Folgen von Gewalt zu leben. Angst und Albträume sind stetige Gäste. Wichtige Elemente wie Halt und Orientierung sind verloren. Deshalb geht es in der Tonfeld-Therapie oft um Vertrauen.

Es geht darum, Bindung zu reorganisieren, sich zu erholen, zur Ruhe zu kommen und Traumafolgen abzustreifen. Die eigene Geschichte wird in therapeutischen Bildern neu erzählt. Eingekörperte Traumafolgen lösen sich. 

tonfeld-therapie

Tonfeld-Therapie

Zum Tonfeld-Setting gehören ein stabiler Tisch, zwei Stühle, das Tonfeld und auch eine Schüssel mit Wasser, therapeutische Arbeitsmittel wie Spielfiguren, kleine Behältnisse und Schwämme für Wasserspiele.

Kinder und Jugendliche lieben Bewegung und Spiel, sie kommen direkt zur Sache. Sie lassen sich ein, sie bauen und gestalten … und das kann sehr unterschiedlich aussehen.

tonfeld-therapie

Gewaltfolgen rauben Kindern Möglichkeiten für die Zukunft

Wir erleben verängstigte oder erstarrte oder verstummte Kinder, die mit Sprachproblemen ringen, Kinder, die viel und untröstlich weinen, Kinder, die aus Sorge um ihre Mutter ihre Entwicklung aufgegeben haben, Kinder, die ihre Schulfähigkeit nicht aufnehmen können und die ihre Bedürfnisse insgesamt zurückstellen oder Kinder, die selbst zu Tätern werden. 

Auch Kinder, die eine antisoziale Tendenz, eine Fassade oder ein falsches Selbst ausbilden, reagieren so auf die Gewalt, die sie erlebt oder miterlebt haben. Oder sie schließen sich zusammen zu einer Gemeinschaft der verlorenen Kinder, für die alle Erwachsenen ihre Erziehungs-Berechtigung eingebüßt haben.

Tonfeld-therapie im Frauenhaus Zollernalbkreis

Soziale Perspektiven für kleine Kinder

Über die Hand-Auge-Hirn-Achse können Kinder neue Handlungs- und Beziehungsmuster ausbilden, ohne auf Worte angewiesen zu sein. Jede einzelne Sitzung schließt ein Thema ab, mit therapeutischem Gewinn.

Eine Besonderheit in der Zeit, über die ich berichte, ist, dass sehr stille Kinder teilgenommen haben. Sanfte stille Kinder – und weniger sanfte Kinder, deren Sprachproblem von Aggressivität oder von Brüchen (Unterbrechungen im Sprachfluss und im Denken) begleitet war.

Wir erlebten mit, wie Kinder aus der Erstarrung kamen, wie sie jetzt auf die eine oder andere Weise in die Sprache finden, Vertrauen fassen, lachen und entspannen können.

Tonfeld-therapie im Frauenhaus Zollernalbkreis

In der Schule gut mitkommen – nur mit einer Handlungs-Basis

Für kleine Kinder bereitet die Gestaltungsfähigkeit die Schulfähigkeit vor. „Ver-rückte“ Gestaltungen, bei denen die Bilder nicht zusammenpassen, zeigen die Belastung und gelten als Traumafolge – und sie sind ein Hinweis auf Wahrnehmungsstörungen.

Aus diesem Chaos heraus zu finden ist für eine gute soziale Prognose unabdingbar. Die 6 Kinder hatten alle mit diesem Thema zu tun. Es ist eine schöne Erfahrung, sie auf dem Weg aus dieser Not zu begleiten, denn traumatisierte Kinder haben in der Schule meistens keinen guten Platz.

im Frauenhaus Zollernalbkreis

Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen – auf der Basis nonverbalen Methoden.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Bewältigen traumatischer Erfahrungen

bewältigen traumatischer Erfahrungen in der Kindheit

Kinderschutz: Ein sexuelles Trauma noch in der Kindheit lösen

Bewältigen traumatischer Erfahrungen: Tübinger Chronik am 04.03.2022

Die Autorin und Therapeutin Andrea Brummack möchte mit ihrem Buch Kinder unterstützen, die sexualisierte Gewalt erleben mussten. Es ist ein Ratgeber, in dem es ums Bewältigen traumatischer Erfahrungen (in der Kindheit) geht.

Zeitungsartikel aus der Tübinger Chronik am 04.03.2022

Wenn du mehr über das Buch erfahren möchtest, vielleicht über die Motivation der Autorin, ihre Geschichte zum Buch, dann schau dir den Blogpost vom 12.04.2021 an:


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

So gibst du Kindern einen sicheren Rahmen

so gibst du kindern einen sicheren rahmen

Der Fokus liegt bei dir – mit deiner inneren Stärke und deiner Selbstfürsorge

Immer wenn ein Kind etwas Schlimmes erlebt hat, ist die erste gute Frage: Wie kriegen wir Boden unter den Füßen?
Und die zweite: Wer ist wir? Um wen geht es da?

Um es ganz klar zu sagen: Im Umfeld eines überlebenden Kindes gehören alle dazu. Neutralität gibt es nicht. Jeder und jede ist auf seine eigene Weise betroffen. Ob er es leugnet oder ob es ihn scheinbar kalt lässt. Vielleicht bist du verwirrt oder verärgert. Oder du reagierst zerschlagen – oder auch schon abgehärtet.

Der Nachteil ist, dass alle sich gegenseitig anstecken – mit den emotionalen, den gefühlsmäßigen Reaktionen nach dem Schock. Es geht um viele weiche Knie, in vielen verschiedenen Rollen. Egal, ob Mutter oder Vater, Geschwister, Berater, Tante oder Therapeut, jeder schwingt instinktiv mit. 

Umgekehrt bedeutet das zum Glück:

Egal, an welchem Ende wir anpacken, immer ist es für etwas gut. Wo fester Boden entsteht, da gibt ihn auch jemand weiter. Stabilität steckt an. Das gesamte Umfeld profitiert vom kleinsten Schritt jedes Einzelnen nach vorne. Es geht also darum, dass ich auf mich selbst schauen muss, auf meine Kraft und Klarheit, um Kindern Halt geben zu können. 

so gibst du kindern einen sicheren rahmen

10 Regeln für einen sicheren Rahmen

1. Reagiere ruhig und überlegt. Allzu heftige Reaktionen belasten Kinder und lassen sie verstummen.

2. Geh davon aus, dass du Boden unter den Füßen verloren hast – auch dann, wenn du es nicht spürst.

3. Achte auf deine eigene Zeit, dein eigenes Maß und deine innere Stimme. 

4. Für die Seele gilt: Sie strebt danach, vollständig und ganz zu sein. Umso mehr, wenn sie verletzt wurde.

5. Vielleicht weißt du schon, dass eine Narbe bedeutet: „Ich habe überlebt.“ Die Narben sind der Beweis dafür, dass jemand stärker ist als das, was ihn aufhalten wollte.

6. Die Hälfte ist getan, wenn du Hilfe holen kannst und sie auch annimmst. Kinder haben die Fähigkeit, von beliebig vielen wohlmeinenden Mitmenschen das abzupflücken, was sie brauchen.

7. Das Vergangene ist nicht vergangen. Es reicht ein Blick, um den gesamten Körper in Angst und Schrecken zurück zu versetzen. Den Film im eigenen Gedächtnis kann ein Kind nicht einfach hinter sich lassen. Wohin es auch geht, er wird überall gespielt.

8. Sobald ein verletztes Kind eine sichere Verbindung spürt, kann es sich verwandeln: vom erleidenden Objekt in einen aktiv Handelnden. Gib einem Kind Selbstvertrauen und fordere es auf zu handeln. Dann kann es innere Ruhe und Gleichgewicht fest verankern.

9. Wir können eingefahrene Muster ändern, wenn wir sie in einem sicheren Umfeld zulassen und ihnen dann einen neuen Weg weisen.

10. Bei den Folgen von einem Trauma wie sexuellem Missbrauch verhält es sich wie mit einer fremden Sprache. Wer sie verstehen will, fängt am besten ganz von vorne an; versetzt sich also in einen Basis-Zustand, in dem es still ist, urtümlich, dabei frei und verbunden zugleich. 

Was jede und jeder persönlich ganz besonders braucht ist ein schwingendes Kraftfeld der Stille. So wie Menschen mit innerer Stärke es haben. Wie machen sie das, und wie finden sie dazu?

Manche sagen, der beste Zugang ist atmen. Andere schwören auf die Formel: Eine Minute Zeit für mich. Sie bauen in ihren Alltag regelmäßige Zeiten ein, in denen sie ganz bei sich sind. Meditation zählt, Träume und Andacht ebenfalls – ob in der Natur, in der Kunst, in einem besonderen Gebäude, in einer Religion …

Male hin und wieder ein Mandala aus. Probier doch einfach mal, ob dir das liegt. Diese traditionelle Art, bei sich zu sein und Stress abzubauen ist eine leichte Methode der Selbstfürsorge. Im Internet gibt es viele Vorlagen. Auch in Büchern oder auf anderen Malvorlagen aus Papier.

so gibst du kindern einen sicheren rahmen

Fazit:

Kinder können schlimme Erlebnisse wirklich hinter sich lassen – wenn wir für sie da sind. Weil wir für innere Ruhe und Gleichgewicht sorgen können – aus Selbstfürsorge. Mit dieser Haltung geben wir Kindern leichter einen sicheren Rahmen. Und es gibt viele weitere Techniken der Selbstfürsorge. Die Resilienzforschung hat viele auf den Weg gebracht, die du im Internet leicht findest (und einige auch in meinem Buch über Hilfe nach Missbrauch). 


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Missbrauch und die verlorene Sprache

Missbrauch und die verlorene Sprache

Erlebnisse, die missbrauchte Kinder nicht in Worte fassen können, finden Ausdruck im Tonfeld – Spannungen lösen sich

Nürtinger Zeitung am 25. September 2021

Missbrauch und die verlorene Sprache: dennoch darf es einfach sein und gut weitergehen. Ein Artikel in der Nürtinger Zeitung.
Lies weiter, indem du auf das Bild klickst oder die Datei mit einem Klick auf das Download-Symbol runterlädst.

Missbrauch und die verlorene Sprache: dennoch darf es einfach sein und gut weitergehen. Ein Artikel in der Nürtinger Zeitung.

Wenn du mehr lesen willst, über Missbrauch und die verlorene Sprache, über Kinderschutz, oder über das Bewältigen von traumatischen Erlebnissen, dann findest du in meinem Blog interessante Artikel.


Über die Autorin

Missbrauch und die verlorene Sprache

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Warum Gutachten in Missbrauchsverfahren mehr schaden als helfen

gutachten in missbrauchsverfahren

Das verflixte alte Denken im Kinderschutz

Gutachten in Missbrauchsverfahren: Wenn ein Verdacht auf sexuellen Missbrauch im Raum steht, dann gibt es ein bestimmtes Verfahren, mit dem die Verantwortlichen dem nachgehen. Wird der Verdacht bekräftigt – durch das, was ein Kind sagt – dann herrschen Sorgen, Druck und Angst. Niemand fasst gern ein heißes Eisen an.

Die einzigen Zeugen sind in der Regel das Kind und der Täter (oder die Täter).

Wie steht die Aussage eines überforderten Kindes zur geplanten, gut vorbereiteten Tat eines gewieften Straftäters? Und wie zu seiner Aussage? Kinder haben weniger (sprachliche) Möglichkeiten. Unter Umständen ist der Erwachsene mit allen Wassern gewaschen. Er hat Helfer. Er ist ein erfahrener Lügner – und auch sonst im Vorteil. Außerdem hat er viel zu verlieren. Er kämpft mit allen Mitteln gegen die Glaubwürdigkeit des Kindes. 

Das ist nicht schwer. Ein sexuelles Trauma hat Folgen – die dem Verstand von ungeschulten Erwachsenen seltsam und fast ein bisschen „verrückt“ erscheinen.

Im Strafverfahren holt der Richter in der Regel ein Gutachten ein, das die Glaubwürdigkeit des Kindes bewertet. Woher soll der Richter sonst wissen, ob er seine kleinen Zeugen für voll nehmen kann?

Das scheint also vernünftig.

Aber es ist ein Grauen für Kinder, die sexuelle Gewalt erlebt haben.

Viele Gutachter wissen immer noch zu wenig über Dissoziation und andere Traumafolgen. Sie beurteilen ein Kind nach logischen Gesichtspunkten – dabei unterbricht ein Trauma genau die logische Abfolge von Ursache und Wirkung, von Zeitachsen u.s.w.

  • Kinder leiden bei der Aussage
  • Sie sind paralysiert und erstarren
  • Die Nähe zum Täter schadet ihnen
  • Sie haben Angst oder geraten in Panik
  • Sie stottern, verhaspeln sich, sprechen unzusammenhängend oder gar nicht

Es ist eine Fehlannahme, dass ein Kind, das als unglaubwürdig begutachtet wird, nicht misshandelt wurde.

Das Gutachten sagt nichts über den Straftatbestand

Oft wird das Strafverfahren niedergelegt – es geht unentschieden aus, weil nichts bewiesen werden kann. 

Wenn der Täter der Vater ist müssen seine Kinder dann trotzdem Umgang mit ihm haben. Er holt sie zum Wochenende ab.

Sein Interesse an ihnen hört ja nicht auf. Es kann sein, dass ihm der Umgang – wie bei normalen Scheidungen – unbegleitet und auch über Nacht, über ganze Wochenenden und über die Ferien, zugesprochen wird. Die Mutter ist verpflichtet, das zu gewährleisten. Die Kinder besuchen dann regelmäßig einen Mann, von dem sie abhängig sind, der sie gequält hat – und vielleicht weiter quält. 

Mir hat es die Schuhe ausgezogen, als ich das erste Mal miterlebt habe, wie wenig das psychologische Gutachten in einer Gerichtsverhandlung den Kindern aus der Not geholfen hat. Das Gegenteil war der Fall. Es war falsch, dass die Kinder danach ungeschützten Kontakt zu dem Mann hatten, der ein Gewaltverbrechen an ihnen begangen hatte. Auch wenn auf dem Papier stand, dass das nicht bewiesen war.

Meine Meinung: Das Beurteilen von Kindern nach rein kognitiven Maßstäben ist überholt, und es sollte aufhören


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Kunst- und Tonfeldtherapeutin, freie Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Ein sexuelles Trauma bei Kindern: Mein Fürsorge-ABC

Ein sexuelles Trauma bei Kindern: Mein Fürsorge-ABC

Mit diesen 25 Hilfen stärker durch die schwierige Situation

Ein sexuelles Trauma bei Kindern: Es ist manchmal zum Haare raufen und als könntest du alles nur falsch machen. Du kennst dich selbst nicht in dieser schwierigen Situation, du kennst dein Kind nicht. Du weißt nicht weiter. Und vielleicht fühlst du dich unsicher, oder du ärgerst dich über den Verwaltungsapparat, über die Kälte, die dir begegnet. Darüber, dass Straftaten nicht bestraft werden. Dass Kinder gerade jetzt besonders viel Leid ertragen müssen. Dass scheinbar nichts voran geht … 

Die Erfahrung von Fachleuten kann dir helfen, wenn ein Kind ein sexuelles Trauma hat

Hilfestellungen im Alltag: 

1. Es ist normal, wenn ein Kind bei einem sexuellen Trauma massive Auffälligkeiten zeigt. Viele Kinder leiden unter den seelischen Folgen. Sie haben Ängste, Schreianfälle und Albträume. Sie sind freudlos oder aggressiv, fallen in Babyverhalten oder Babysprache, reagieren körperlich oder mit Ekel: sie würgen, krampfen oder krümmen sich etc. Setze auf Weitblick. Jetzt ist es schwierig – später wird es anders sein. Langsam und stetig ist wirkungsvoll. Wenn es geht, nimm Zeitdruck raus.

2. Kinder und Jugendliche können darunter leiden, dass ihr Körper sich erinnert. Sie haben dann Kopf- und Gliederschmerzen, Bauchweh, Fieber, Schüttelfrost und auch Lähmungen. Oft ist keine Ursache festzustellen – medizinisch. Dennoch braucht ein Kind, das ein sexuelles Trauma erlebt, jetzt liebevolle Pflege – so ähnlich wie nach einer Operation oder nach einem Unfall.

3. Es kann sein, dass ein Kind zwischen symptomreichen und symptomfreien Zeiten wechselt. Oder es wirkt zu Hause sehr belastet, in der Schule oder im Kindergarten aber ganz normal – oder umgekehrt. Behalte im Blick, wann und wo genau das Kind auffällt. Das brauchst du für den Austausch mit anderen Menschen. 

4. Möchtest du jemanden einweihen oder lieber nicht? Mit wem kannst du dich zusammenschließen? Wen möchtest du mit einbeziehen – in eine heilsame Gemeinschaft?

5. Falls ein verletztes Kind auffallend unruhig oder traurig ist, achte darauf, was davor geschehen ist. Notiere alles, was dir auffällt, wenn die Stimmung so stark schwankt. Auch bei Wutausbrüchen. Auch beim stillen Rückzug in sich selbst.

6. Reagiere liebevoll und sachlich, wenn ein Kind Einzelheiten darüber erzählt, was es erlebt hat. Zum Beispiel: „Das hat weh getan, das war wirklich doof für dich. Ich bin jetzt bei dir.“

7. Das volle Gewicht wird oft erst später deutlich, nach Wochen oder Monaten. Man kann sich darüber sehr wundern. Und dennoch gehören die „Absacker“, die Pausen, die Aufs und Abs wie Schonzeiten dazu. 

8. Körperliche Reaktionen und Gefühlsschwankungen kannst du sachlich kommentieren. Zum Beispiel: „Vielleicht schüttelt es dich, weil du wieder daran denkst. Es ist jetzt vorbei.“

9. Sexuell traumatisierte Kinder verlieren sich immer mal wieder in schmerzhaften Erinnerungen. Sie wirken abwesend, schauen „durch einen durch“ oder mit einem Tunnelblick vor sich hin. Unterbrich sanft diese Zustände. Ist ein Kind nicht mehr erreichbar, obwohl du es ansprichst, hilft manchmal Singen, eine leichte Berührung, ein Spiel, das ablenkt – oder Bewegung. 

10. Akzeptiere es, wenn ein verletztes Kind bestimmte Situationen erstmal vermeidet. Und dann hilfst du ihm, diesen Selbstschutz schrittweise wieder aufzugeben – behutsam und seiner eigenen Zeit angemessen.

11. Ein ganz normaler Alltag tut gut. Setze weiterhin altersentsprechende Grenzen. Klare Regeln geben Halt.

12. Auch ein verletztes Kind wünscht sich einen normalen Alltag. Es möchte keine mitleidigen Blicke. Und es braucht keine Zuweisung in die Rolle als Opfer. Es tut ihm so gut wie uns allen, wenn es herzhaft lachen kann.

13. Wir alle wünschen uns Sicherheit. Gewohnheiten spenden Sicherheit, weil sie uns vertraut sind. Gib Kindern und Jugendlichen Orientierung. Mit einer beständigen Tagesstruktur und mit Regeln. „Wir halten Verabredungen ein.“ „Zusammen gehen wir freundlich und ehrlich miteinander um.“ „Wir bleiben bei Aussagen, die wir getroffen haben.“

14. Sprich ein Kind niemals abends vor dem Einschlafen auf etwas Schlimmes an. Lass die Ängste und Sorgen für den Moment beiseite. Denke an die schönen Erlebnisse des Tages zurück. 

15. Mal dir aktiv eine glückliche und gesunde Zukunft aus. Wenn du möchtest, kannst du noch einen Schritt weiter gehen und dafür jeden Abend eine Extra-Zeit einrichten. 

16. Richte eine Schlafroutine mit festen Zeiten ein. Du kannst zum Beispiel schöne Musik hören oder eine Gute-Nacht-Geschichte vorlesen. Lass ein angenehmes Nachtlicht brennen, wenn dein Kind das mag.

17. Es hilft einem Kind, wenn du unterscheidest: mein Kind war Opfer von Gewalt, aber das ist es nicht mehr. 

18. Die erlebte Hilflosigkeit ruft immer wieder neurotische Dramen auf. Diese Dynamik ist zwar unlogisch und eher unbewusst, aber sie funktioniert so ähnlich wie ansteckende Krankheiten. Plötzlich konkurrieren die Erwachsenen miteinander um Aufmerksamkeit. Auf einmal stehen Fragen im Raum wie: „Bin ich gut genug?“ oder: „Wer ist die bessere Mutter?“ oder: „Wer hat Recht?“ oder: „Wer kann besser helfen?“ Diese Fragen und die Gefühle, mit denen du dann angesteckt bist, wie vielleicht Angst, Verachtung oder Feindseligkeit, helfen wirklich keinem. Vor allem: Es geht nicht mehr ums Kind und darum, wie es aus der Not heraus kommt. Finde Wege aus diesen Fallen. Dazu gehört auch diese: Die Opferrolle ruft immer wieder neurotische Dramen auf. Und dann konkurrieren Helfer-, Opfer- und Täterpersonen plötzlich miteinander. Das ist dysfunktionell – es hat keine gute Funktion. 

19. Es liegt nah, dass Menschen vergleichen. Es hilft aber nicht aus der Misere. Mit einer Hierarchie des Leidens ist niemandem geholfen.

20. Vermeide häufige Problemgespräche, mit denen du dich gemeinsam mit anderen im Kreis drehst. Es unterstützt weder dich noch dein Kind, wenn sich alles nur noch um ein sexuelles Trauma dreht.

21. Wenn die Übergriffe in einer Organisation stattgefunden haben, dann prüfe, ob die Fachkräfte dort den Schutz ab jetzt sicherstellen können. Ein Check lohnt sich, ob sie bereit sind, mit einer Fachstelle zusammenzuarbeiten.

22. Tausche dich mit Menschen deines Vertrauens aus. Einfach nur, weil dieser Weg, mit diesem Thema, mit anderen zusammen leichter ist.

23. Eine Trauma-Fachberaterin oder ein Trauma-Fachberater kann dir Möglichkeiten aufzeigen, wie du Fantasien über den Ablauf der Tat oder belastende Erinnerungen stoppst.

24. Falls du an eine Strafanzeige denkst: Geh nur dann vor Gericht, wenn du einen sicheren Rückhalt hast – in der Familie, bei Freunden, bei einem Anwalt, in einer Therapie oder mit Beratung. Darum empfehle ich dir, zuerst bei einer Fachstelle nach Hilfe zu fragen. Die Informationen und die Beratung sind kostenlos. Die Strafanzeige sollte gut vorbereitet sein. So kann die Täterperson leichter überführt werden. Ein wichtiges Ziel wäre dann, Beweise zu sammeln, damit er/sie sich verantworten muss. Die unabhängigen BeraterInnen der Fachstellen kennen sich aus auf ihrem Gebiet und können dir helfen, eine Strategie auszutüfteln. Die Profis kennen die Stolpersteine und auch die Knoten, die am meisten Kraft kosten. Die Lücken in unserer Rechtsprechung können Kinder sehr hart treffen. Sie können auch dir den Boden unter den Füßen wegziehen. Und das soll nicht sein!

25. Manchmal ist es für Kinder schwierig, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. Ermuntere sie, sich anders auszudrücken. Der kreative Ausdruck von Kindern gibt Einblick in ihre Innenwelt. Auch wenn Kinder verstummen, vielleicht können sie etwas malen oder zeichnen.

Vielleicht klingt das für dich doch eher zu leicht, und trotzdem: Atme ab und zu durch. Vergiss dich selbst nicht. Tu dir etwas Gutes. Lächle einmal mehr. Es ist nachgewiesen, dass das direkt auf die Befindlichkeit wirkt. Und wenn es dir gut geht, dann kannst du auch gut für andere da sein.


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Sexuelle Gewalt gegen Kinder: Mein Erste-Hilfe-Ratgeber

sexuelle Gewalt gegen kinder. erste-hilfe

20 Tipps für Menschen, die für Kinder und Jugendliche verantwortlich sind

Ein Kind vertraut sich dir an. Du bist plötzlich in einer neuen Lage. Du fragst dich: Wie kann ich für ein Kind da sein, das sexuelle Gewalt erlebt hat? Was ist jetzt das Richtige?

1. Reagiere ruhig und überlegt – die Ruhe in Person. Heftige Reaktionen belasten Kinder und lassen sie meistens verstummen.

2. Schütze ein Kind, das sexuelle Gewalt erlebt hat, vor jedem Kontakt mit dem Täter. 

3. Hör zu. Aufmerksam und geduldig. 

4. Umsorge und pflege das verletzte Kind. Schenke ihm Trost.

5. Anerkenne den Mut und die Kraft, die es kostet, Hilfe zu holen.

6. Stell nur offene Fragen über den Ablauf. In einem ruhigen Tonfall. („Und was ist dann passiert?“ „Was hat er oder sie dann gemacht?“) Gib keine Details vor.

7. Akzeptiere es, wenn ein Kind nicht weitersprechen will. Lass bohrende Fragen nach Einzelheiten einfach weg. 

8. Lass alle Vorwürfe beiseite, auch wenn das Kind oder der Jugendliche sich dir erst spät anvertraut. Es ist eine große Sache, das Schweigen zu brechen und sich jemandem zu öffnen. Eventuell ist ein Kind im inneren Konflikt. Jemand hat ihm weisgemacht, dass es über ein Geheimnis schweigen muss. Aber es gibt “gute” und “schlechte” Geheimnisse.   

9. Stell sachlich fest, dass die Taten unrecht, gemein, grausam, krass oder schmerzhaft waren – in deinen Worten.

10. Nimm die Aussagen des Kindes als wahr an – auch dann, wenn sie dir unlogisch vorkommen. Dieses Vertrauen stärkt dein Kind. Denn es braucht dich neutral und auf seiner Seite. 

11. Geh davon aus, dass das Kind oder der Jugendliche alles richtig gemacht hat. Das ist meistens der Fall.

12. Versprich nur, was du halten kannst.

13. Vertrau auf deine Intuition, auf dein Bauchgefühl – die innere Stimme.

14. Die Verantwortung für sexuelle Gewalt trägt der Täter, niemand anders. Das kannst du in geeigneten Momenten aussprechen – einfach so.

15. Nimm Abstand vom Wunsch nach drastischen Strafen. Sonst können Kinder und Jugendliche dir nicht weiter vertrauen. Das Thema Strafe ist für das Kind erst viel später dran. Es ist meistens besser, wenn Kinder frei sind von der Frage, ob jemand ins Gefängnis kommt – und auch davon, ob ein Täter verraten, bedroht oder verletzt wird.

16. Geh davon aus, dass du Boden unter den Füßen verloren hast. Auch dann, wenn du es nicht spürst. Es ist gut möglich, dass du dich seltsam oder unwirklich fühlst. Als wärst du in einem Noch-nicht, einem nebeligen Raum. Das ist jetzt normal. 

17. Mach dich darauf gefasst, dass du deine ganze, erwachsene Eltern-Kraft brauchen wirst. Du wirst vermutlich an deine Reserven gehen.

18. Errichte geduldig ein Fundament der inneren Stärke – mit allem, was dir gut tut. Tanke auf: Vitalität, Kreativität und ein sicheres Gefühl für innere Ruhe und Gleichgewicht.

19. Du kannst jederzeit Fachleute fragen und dich an Vorbildern orientieren. 

20. Schließ dich mit Menschen zusammen, denen du vertraust. Je mehr Rückhalt du hast, desto leichter ist es, für ein Kind da zu sein.

First-calm-down-and-put-the-helpdress-on klingt für dich vielleicht doch eher zu leicht, es mag sogar fast wie Hohn klingen. Wie soll ich denn jetzt Ruhe bewahren? Wir müssen doch was unternehmen!

Aber:

Handeln ohne vorher nachzudenken ist wenig ratsam. Es kann sogar gefährlich werden. Du bist eher in der Lage, die Gesamtsituation zu erfassen, wenn du Ruhe bewahrst. So behältst du wertvolle Energie für das übrig, was wirklich wichtig ist. Ruhe ist eine Kraft-Quelle für dich, wenn du dich den Schattenseiten zuwenden willst.

Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt.“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“

Sexuellen Missbrauch erkennen, beenden und bewältigen

Sexuellen Missbrauch erkennen, beenden und bewältigen

So gehen sozialpädagogische Fachkräfte gut mit sexuellem Missbrauch an Kindern um

Sexueller Missbrauch: Kinder und Jugendliche haben gute Chancen, sexuelle Übergriffe zu verarbeiten – ohne Langzeitfolgen. Wenn wir ihnen glauben, sie vor weiteren Übergriffen schützen, und ihnen die notwendige Unterstützung geben. Dazu gehört es unbedingt, dass wir sexuellen Missbrauch erkennen, beenden und bewältigen.

Inhalt

1.) Warum sexueller Missbrauch uns alle angeht
2.) Das können soziale Fachkräfte tun, um Kinder aus der Gefahr zu holen
3.) So ist Schluss mit Hilflosigkeit, Überreaktionen und Angst im Umgang mit missbrauchten Kindern 
4.) Vier Säulen für guten Kinderschutz. Das brauchst du unbedingt für guten Kinderschutz bei sexuellem Missbrauch
5.) Stolpersteine und Fallen für soziale Fachkräfte und warum sie unvermeidbar sind.
Plus: Wie eine Lebensgeschichte trotzdem gut ausgeht.
6.) Neue Lösungen: Profitiere von meinem Know How beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch


1.) Warum sexueller Missbrauch uns alle angeht

a.) Sexueller Missbrauch kommt sehr oft vor

Jede achte Person erlebt im Lauf ihrer Kindheit oder Jugend sexuelle Gewalt. Etwa jedes vierte bis fünfte Mädchen und jeder neunte bis zwölfte Junge bis zum 18. Lebensjahr. Mädchen erleben sexuellen Missbrauch öfter. Jungen sind immer häufiger betroffen – oder sie trauen sich heute mehr, darüber zu sprechen. Die meisten Kinder sind zum Zeitpunkt des Missbrauchs zwischen sechs und dreizehn Jahre alt. Auch Säuglinge und Kleinkinder erleben sexuelle Gewalt. 

„Eine genaue Schätzung der Häufigkeit … ist kaum möglich.“ sagen die Experten aus dem Team um Jörg Fegert. Es ist normal, dass die Daten schwammig sind. Damit ist Deutschland in der Welt nicht alleine. Die Fälle, die unbekannt bleiben, liegen im Dunkeln. Sie sind die sogenannte Dunkelziffer, oder das Dunkelfeld. Experten schätzen es auf 30mal so hoch wie die Zahl der bekannten Fälle.

So entsteht die hohe Dunkelziffer

  • Die meisten Menschen zeigen sexuellen Missbrauch ungern an – weil sie sich schützen, weil sie ihre Einrichtung schützen, und weil sie sich schämen.
  • Ein weiteres Problem ist das Nicht-Aussprechen-Können nach sexuellem Missbrauch – weil die neurobiologische Reaktion im Gehirn einem die Sprache verschlagen kann. 
  • Kinder kennen wenige Worte für sexuelle Handlungen – oder gar keine.
  • Die Täterinnen und Täter haben mächtige Strategien, um Kinder zum Schweigen zu bringen.

Das sind weitere Daten und Fakten

  • Experten schätzen die Zahl der schweren Fälle von sexuellem Missbrauch auf 1,9%
  • Behinderte Kinder und Jugendliche oder in Heimen und Internaten sind besonders verletzlich, sie brauchen mehr Schutz – und erleben dennoch öfter sexuellen Missbrauch
  • sexueller Missbrauch ist kein isoliertes Phänomen, Kinder und Jugendliche erfahren oft verschiedene Formen von Gewalt
  • Kinder und Jugendliche machen häufig sexuelle Onlineerfahrungen

Sexuelle Gewalt an Kindern und Jugendlichen hat oft böse Folgen: Viele leiden unter psychischen Störungen und sind für ihr ganzes Leben psychisch belastet. Die Probleme bleiben oft bis ins hohe Alter.

Weitere Folgen von sexuellem Missbrauch

  • Schäden an der körperlichen Gesundheit 
  • Biologische Veränderungen (Immunsystem, Gehirnentwicklung u.a.)
  • Einschränkungen im sozialen Bereich
  • Emotionale Lasten und Mentale Folgen. Die Schulfähigkeit und Berufstätigkeit stehen auf der Kippe.

Kinder werden oftmals selbst zu Täterinnen und Tätern. Wenn nichts geschieht geben täterisierte Kinder ihr Trauma an die nächste Generation weiter. Wenn alles so bleibt, oder wenn das Falsche getan wird. Manche geben die erlebte Gewalt über Generationen hinweg in die Zukunft weiter. 

Do not forget: In jeder Schulklasse sitzen auch Kinder, die sexuell gewalttätig, also potentiell gefährlich sind für die anderen. 

Und (!) neben den Folgen, die man in Geld nicht messen kann, gibt es auch die Traumafolgekosten. Sie liegen – geschätzt im Jahr 2008 – bei bis zu 29,8 Milliarden Euro. Das sind 1,2% des Bruttoinlandsprodukts. Pro Kopf 363,58 Euro Folgekosten jedes Jahr. Expertise zu Häufigkeitsangaben zum sexuellen Missbrauch

b) Sexueller Missbrauch zieht Menschen in einen Bann

Einmal ganz klar: Die Folgen von sexuellem Missbrauch wirken auch auf die Umgebung. Das funktioniert so: Menschen sind Säugetiere mit einer sozialen Biologie. Sie sind auf Beziehungen angewiesen, um zu überleben. Darum haben sie Sensoren für die Gefühle und Gedanken anderer Menschen. Sie können diesem sozialen Sinn nicht ausweichen.

So spüren wir die Not von Mitmenschen

Im selben Raum mit einem missbrauchten Kind spüren wir einen Druck. Das kommt von einer neurobiologischen Reaktion im Gehirn. Es wird nicht besser vom Wegsehen – davon rutscht die Reaktion nur noch mehr ins Unbewusste. Sie wirkt noch stärker. Sie steuert aus der Tiefe das Verhalten. Ich bin ein gutes Beispiel dafür: die sexuelle Gewalt, die Schulfreundinnen in meiner Kindheit erlebt haben, beeinflusst mich bis heute, bis in meinen Beruf. 

Was ist sexueller Missbrauch?

Sexueller Missbrauch oder sexuelle Gewalt an Kindern ist jede sexuelle Handlung, die an oder vor Kindern gegen deren Willen vorgenommen wird. Das gilt auch, wenn sie aufgrund körperlicher, seelischer, geistiger oder sprachlicher Unterlegenheit nicht wissentlich zustimmen können. Die Täterpersonen nutzt dabei ihre Macht- und Autoritätsposition aus, um eigene Bedürfnisse auf Kosten des Kindes zu befriedigen.

Diese sozialwissenschaftliche Definition bezieht sich auf alle Minderjährigen. Bei unter 14-Jährigen ist grundsätzlich davon auszugehen, dass sie sexuellen Handlungen nicht zustimmen können. Diese sind immer als sexuelle Gewalt zu werten, selbst wenn ein Kind damit einverstanden wäre.

Sexualisierte Gewalt sind körperliche, aber auch sprachliche oder visuelle Verletzungen der persönlichen Schamgrenzen. Das kann auch ohne Berührung stattfinden, wie beispielsweise ungefragtes Versenden von Nacktbildern, heimliches Erstellen von Fotos, oder anzügliche bzw. verletzende Ausdrücke. Alle Kinder und Jugendlichen unabhängig von Geschlecht, Alter und Herkunft können von sexualisierter Gewalt betroffen sein.

Sexualität zwischen Kindern und Erwachsenen ist immer sexualisierte Gewalt und damit verboten. Die übergriffigen Personen können Männer und auch Frauen sein, dabei spielt das Geschlecht der betroffenen Person oft keine Rolle. Denn sexualisierte Gewalt ist eine Form von Gewalt und keine Form von Sexualität.

c) Sexualität gehört zu jedem, zu uns allen

Wir sind alle sexuell – und darum können wir dem Gräuel beim Verdacht auf sexuellen Missbrauch nicht ausweichen. Sexueller Missbrauch ist für jeden nah dran. Näher als zu lesen, dass in der Mongolei 10.000 Menschen in einem Erdloch verschwunden sind. Wir spüren sexuellen Missbrauch wie ein eigenes Problem. Wir sind sofort betroffen, wenn zum Beispiel neue Informationen durch die Medien gehen. Eine Welle geht durch die Gemeinschaft.


2.) Das können soziale Fachkräfte tun, um Kinder aus der Gefahr zu holen

a) Sexuellen Missbrauch erkennen

Missbrauch sieht man Kindern oft nicht an. Es ist schwer, die körperlichen Folgen zu entdecken. Dennoch machen blaue Flecken, Narben u.ä. aufmerksam und gehören abgeklärt. Schau genau hin. Auch wenn viele Kinder und Jugendliche nicht über ihren Missbrauch sprechen, machen sie häufig mit anderen Signalen auf ihre Schmerzen aufmerksam. 

Wichtig: Es gibt eindeutige Signale, die auf sexuellen Missbrauch hinweisen. Man kann sie aushalten lernen – und übersetzen lernen. Problem: sie sind unterschiedlich interpretierbar. Und sie können auch andere Ursachen haben (z. B. Schulstress oder andere Gewalthandlungen). 

Das sind 4 Bereiche, in denen du Hinweise auf sexuellen Missbrauch findest

  • sprachlich 
  • gegenständlich
  • nicht-sprachlich
  • nicht-gegenständlich (Darauf gehe ich später genauer ein.)

Die klare Aussage von einem Kind gilt als wichtigster Beweis. Und doch ist es für sexuellen Missbrauch typisch, dass das Problem genau da liegt. Weil Kinder je nach Alter verschieden gut sprechen. Weil sie oft verstummen. Und weil das Erkennen-Können und das Wahrhaben-Wollen zusammenhängen.

Der Schutzauftrag bei Kindeswohlgefährdung

Bei Vermutung und Verdacht richtig zu handeln ist nämlich gar nicht so einfach. Wir sind da manchmal wie vernebelt – das gehört zum Thema. Und genau daraus können wir Rückschlüsse ziehen. Darum gibt es den § 8a Kinder- und Jugendhilfegesetz. Er ist der einzige Paragraf im KJHG, der ein genaues Vorgehen beschreibt. Weil das Thema sexueller Missbrauch so viel Unwägbares im Gepäck hat. Weil es brutal und gleichzeitig schwer zu fassen ist.

Das sind die Schritte im § 8a 

Schritt 1 Du erfährst gewichtige Anhaltspunkte.
Schritt 2 Du schätzt das Gefährdungsrisiko zusammen mit anderen Fachkräften ein. 
Schritt 3 Bei der Gefährdungseinschätzung lässt du dich von einer insoweit erfahrene Fachkraft beraten. 
Schritt 4 Jetzt kannst du die Eltern mit einbeziehen – es sei denn, das gefährdet ein Kind. Und du bietest Eltern geeignete Hilfen an.
Schritt 5 Du gibst die Info an das zuständige Jugendamt weiter.
Schritt 6 Das Jugendamt verschafft sich einen Eindruck von dem Kind und von seiner Umgebung. Es bietet Hilfe an und wendet die Gefahr ab.
Schritt 7 Besteht eine dringende Gefahr, nimmt das Jugendamt das Kind oder den Jugendlichen in Obhut.
Schritt 8 Das Jugendamt ruft das Familiengericht an, wenn die Erziehungsberechtigten nicht bereit sind, oder nicht in der Lage, mitzuwirken.

b) Sexuellen Missbrauch beenden

Menschen brauchen Ruhe und Zeit, um zu akzeptieren, dass ein möglicher sexueller Missbrauch wirklich wahr ist. Die innere Bereitschaft dazu wächst nur allmählich. Gleichzeitig müssen Fachkräfte im sozialen Bereich darauf achten, dass sie nichts verschleppen oder verleugnen. Jetzt ist es wichtig, systematisch Fakten zusammenzutragen, um die Gefährdung einzugrenzen. 

Wenn du verwirrt eingreifst oder sofort bei der Polizei anzeigst kann es sein, ein Kind wird erneut schweigen – und eine spätere rechtliche Intervention unmöglich. Vor allem, wenn das Kind, um das es geht, dagegen ist. Oder falls du es nicht sicher beschützen kannst. Informationen der Polizei

Soziale Fachkräfte wissen oft nicht, ob ein sexueller Missbrauch in der Familie liegt. Darum kann es schlecht ausgehen, wenn du gleich, ohne dich zu beraten, auf die EItern zugehst, um einen Verdacht zu klären. Das Kind ist dann in Gefahr, noch massiveren Druck zu erfahren. 

Mit diesen Elementen stehen soziale Fachkräfte sexuellem Missbrauch gegenüber

  • Beziehungen (zu Kindern, Familien, anderen Fachkräften)
  • Innere Haltungen (parteilich für ein Kind, beständig, zuversichtlich)
  • Gespräche (beraten, empfehlen, Teams)
  • Bürokratische Prozesse und Schriftsätze (Stellungnahmen vor Gericht, Fallakten)

Das sind Instrumente, mit denen das Jugendamt einschreiten kann

  • Mobile Hilfen, bspw. Familienhilfe
  • Inobhutnahme
  • Herausnahme aus der Familie
  • Stationäre Jugendhilfe
  • Begleiteter Umgang mit verdächtigen Eltern

Mit diesen Mitteln ist es möglich, die Interessen von Kindern durchzusetzen. Wenn es sein muss, auch gegenüber ihren Eltern.

„Be Water, my friend.“ (Bruce Lee) Wasser ist weich, es verbindet, es ist stetig, es gewinnt.

c) Sexuellen Missbrauch verarbeiten

Ein Kind kann sexuellen Missbrauch nicht alleine beenden. Die Erwachsenen sind verantwortlich. Und weil das so ist, ist jeder Verdacht auf sexuelle Gewalt das Problem der Personen, die den Verdacht haben und nicht das Problem der Kinder. Nur wenn du stark genug bist, kannst du richtig hören, was ein Kind dir sagt. Kinder spüren: Wenn du mit einem Bein draußen bleibst, weil du selbst deine Betroffenheit gut verarbeitest, kannst du ihnen besser helfen. Und so können Kinder sexuellen Missbrauch leichter bewältigen.

Mit einem sexuell verletzten Kind in der Nähe gibt es keine Neutralität. Jeder ist betroffen. Ob er das leugnet oder scheinbar kalt an sich vorbeilässt. Ob es dich verwirrt oder ärgert. Oder ob du zerschlagen reagierst oder schon abgehärtet.

Das gehört zur Arbeit von sozialen Fachkräften bei sexuellem Missbrauch

  • Sie machen sich die eigene Krise bewusst.
  • Sie halten Betroffenheit aus.
  • Sie überwinden Sprachlosigkeit
  • Sie verringern die Gefahr, blind zu agieren. 

Soziale Arbeit mit Kindern, die sexuelle Gewalt erlebt haben, ist eine seelischer Arbeit, die extrem unterschätzt wird. Dazu gehört auch, dass soziale Fachkräfte mehr und mehr lernen, wie sie daran wachsen, wie sie mit jedem Mal stärker und klüger werden – statt auszubrennen oder zu zerbrechen.

Du siehst schon, in welche Richtung das geht. Und wichtig ist außerdem, dass du (auch) für sich selbst da bist. Denn du brauchst deine Kraft – wenn dir die Puste ausgeht bist du keine Hilfe!

Am meisten hilfst du Kindern, wenn du ihnen glaubst, wenn du Fallkooperationen eingehst, wenn du auf deinem Fachgebiet mutig handelst, und wenn du besonnen an weitere Hilfssysteme weiterleitest. Um einen Verdacht zu klären wirst du sowieso mit anderen zusammenarbeiten. 

Kinder können sexuelle Übergriffe sehr gut verarbeiten – ohne Langzeitfolgen. Schütze sie vor weiteren Übergriffen, und schenke ihnen die Unterstützung, die du bereitstellen kannst. Die Ansprache des Tatverdächtigen überlässt du am besten der Polizei. Die Handhabe der Polizei ist anders.


3. Schluss mit Hilflosigkeit, Überreaktionen und Angst im Umgang mit sexuell missbrauchten Kindern

In Aussagen und Gedanken wie diesen verstecken sich Hilflosigkeit und Angst:
„Das hat der nicht so gemeint.“
„Wenn ihr auch immer so aufreizend angezogen seid.“ 
„Vielleicht war das ja nur ein Missverständnis und er dachte, das sei okay?“

Es ist ein Unding, so zu reagieren, wenn auch verständlich. Solche Abwehrgedanken schützen Täterpersonen. Und genau so heißen sie deshalb auch: Täterschutz. Es ist gar nicht so leicht, sich dabei selbst auf die Schliche zu kommen.

Victim-Blaming nervt, es ist peinlich und überholt. Trotzdem ist es oft die erste Reaktion, wenn du von einem sexuellen Übergriff erzählst. Auch enge Freunde und liebe Verwandte tappen in die Falle der instinktiven Abwehr. Und dann schämen sie sich vielleicht für ihren Fehler. Oder sie lernen was für’s Leben.

a) Hilflosigkeit

Don’t worry. Du bist wie dafür gemacht, anderen zu helfen, sie zu unterstützen und zu begleiten. Sonst wärst du nicht im sozialen Beruf gelandet. Also bist du auf jeden Fall gut genug und du kannst es meistern. Das, was dir vielleicht noch fehlt, kannst du leicht lernen. 

Jedes Mal, wenn soziale Fachkräfte mit einem Kind durch eine Krise gegangen sind, sind sie gewachsen. Sie haben einen Stein im Brett bei mir. Und beim Universum vermutlich, für gutes Karma. Ihre Wirksamkeit wird wachsen, weil sie die Energie spüren, die daher kommt, dass sie etwas Sinnvolles tun. Sie haben alle Voraussetzungen – weiche Faktoren sind ihr Metier. Das emotionale Grundgerüst wird stärker. Und sie können jederzeit etwas dafür tun.

b) Überreaktionen

  • Andere beschuldigen ist eine normale Reaktion. Und dennoch: hör auf damit. Es ist dasselbe wie mit Lästern. Es mag für dich den Moment entlasten, aber in Wirklichkeit hilfst du einem Kind damit überhaupt nicht.
  • Psychisch angesteckt reagieren ist normal. Flucht, Angriff und Erstarren sind die ersten Traumareaktionen. Sie verstecken sich irgendwo in deinem Verhalten. Garantiert! Das müssen sie sogar. Und doch: Lerne deine Reaktion kennen – so gut wie es geht. Filtere das mit der Zeit. Du kannst dann darin lesen und Antworten entdecken.
  • Agitieren: normale Reaktion. Aber besser, andere machen das als du. So kannst du cool bleiben, beobachten und mit der Zeit davon losgelöst für Kinder und Jugendliche da sein.

c) Angst

Keine Angst vor sexuellem Missbrauch. Was passiert ist kannst du nicht ändern. Hin und wieder geschehen schlimme Dinge. Als sozialer Profi bist du nicht das verletzte Kind, und du bist auch nicht deine Angst. Du bist jetzt erwachsen, im Beruf an der richtigen Stelle, und darum kannst du dich dafür entscheiden, für Kinder in Not einen Ausweg zu finden.

Wenn du es nüchtern betrachtest: was soll dir passieren? Das Kind, um das es geht, hat überlebt. Jetzt kann es weitergehen. Stecke deine Gefühle für den Moment in eine andere Schublade. Angst ist okay – erst das, was du daraus machst, kann zum bösen Drama werden oder die Dinge zum Guten bringen. Wenn du Angst hast, kann es sein, der Schritt, der vor dir liegt, ist gerade so groß, dass er dir genau entspricht. Wie bei einer Heldenreise, oder bei einer Prüfung. Hatten wir alle schon.

4. Vier Säulen für Kinderschutz bei sexuellem Missbrauch. Das brauchst du unbedingt

1. Ein emotionales Grundgerüst

Was wir der Gewalt entgegensetzen ist innere Stärke. Das gilt für dich und mich, und es gilt für die Kinder, die sexuellen Missbrauch erlebt haben – oder erleben. Manches von dieser Stärke bekommen wir von Geburt an mit, als Konstitution, es ist veranlagt. Anderes können wir uns aneignen: eine Kondition, die immer stärker wird, je mehr wir trainieren. 

Das sind die 3 Elemente innerer Stärke

  • Innerer Schutz
  • Innere Sicherheit
  • Innere Freiheit

2. Know How

Je mehr du weißt desto mehr Ansatzpunkte hast du und desto größer ist dein Handlungsspielraum. Und du bist weniger durcheinander. 

Das sind Informationen, die immer wieder eine Rolle spielen 

  • Grundwissen über die traumatische Reaktion ist hilfreich. 1 Buchtipp: Krüger
  • Basiswissen zu rechtlichen Fragen. Nach der Strafanzeige folgt ein Ermittlungsverfahren und dann eventuell ein Strafverfahren. Und dann in der Regel geringe oder gar keine Haftstrafen. Wende dich zu diesen Fragen an eine Beratungsstelle über sexuelle Gewalt. Oder direkt an einen Anwalt oder eine Anwältin für Opferstrafrecht. Ein Straf- und Ermittlungsverfahren kann extrem belasten. Bis hin zu einem Zusammenbruch. Darum ist mit der Anzeige ein Risiko verbunden. Die Fachberatungsstellen kennen sich aus und können dich unterstützen. Ein wichtiges Detail: Sexueller Missbrauch ist ein Offizialdelikt. Darum kann man eine Anzeige nicht mehr zurücknehmen, wenn sie einmal gemacht ist.
  • Ein Thema, das oft Fragen aufwirft: Die Unterscheidung zwischen Doktorspielen und sexueller Gewalt.

3. Zusammenarbeit und Vernetzung

Vielen ergeht es genauso wie dir, wenn sie mit sexuellem Missbrauch zu tun haben. Alle Beteiligten haben meistens eines gemeinsam: Sie wollen das Beste für ein Kind, weil sie ihm auf keinen Fall schaden wollen. Kinderschutz ist auf Zusammenarbeit ausgelegt. Jeder Fall ist anders. Darum bringt es am meisten, wenn die unterschiedlichen Bereiche bezogen auf einen Fall zusammenarbeiten.

Du bist ein Rückhalt für Familien, die Hilfe brauchen. Du brauchst also doppelt Netz und Boden – für deinen eigenen Schutz und für den Schutz der Familien, die du begleitest. Zusammen mit anderen machst du weniger Fehler. Du überträgst dann den eigenen Schock nicht auf die Kinder sondern verteilst ihn auf mehr Schultern. Und zu tragen gibt es genug. 

Es gibt keine eigene Zuständigkeit für die Abfolge Erkennen-Beenden-Verarbeiten. Sondern einzelne Menschen oder Teams, die an unterschiedlichen Stellen sitzen. Das ruft nach Kooperation und Vernetzung. Die Fälle, in denen soziale Organisationen mit anderen Beteiligten Schulter an Schulter zusammenstehen, gehen am besten aus. 

Die Täterinnen und Täter tun sich in Netzwerken rund um die Welt zusammen. Wir auch?

„Lasst uns alle vereint sein … und nach der Menschenwürde leben.“ Rede von Dr. Denis Mukwege, Friedensnobelpreisträger, Frauenarzt in Afrika am internationalen Tag gegen Gewalt. 25.11.2020

So klappt die Vernetzung

  • Wenn Menschen das abgeben, was aus ihrer Zuständigkeit rausfällt,
  • wenn sie untereinander Informationen austauschen,
  • sich zusammentun und gemeinsam Strategien entwickeln. 

Sexueller Missbrauch ist niemals allein das Problem einer einzigen Person. Das wiederhole ich, weil es so wichtig ist: Wenn du im sozialen Beruf arbeitest, dann ist es wichtig, dass du Rückhalt bei anderen Menschen hast.

Hilfe in deiner Nähe: Fachberatungsstellen

Karte von Deutschland mit Fachberatungsstellen gegen sexuellen Missbrauch

4. Die nonverbale Ebene

Kinder lösen ein Trauma nicht logisch, sondern mit dem, was sie mit ihrem vitalen Sensor als gut erkennen. Dem gehen sie nach. So suchen sie Hilfe. Da, wo sie eben gerade sind. Dann, wenn es sich gut anfühlt.

Wenn du einen Fall von sexuellem Missbrauch begleitest, dann hab im Blick: Das wird sicher keine Sache von eins plus eins gleich zwei – kognitiv, monokausal, linear oder so.

Auf einer nonverbalen Ebene werden sich alle gegenseitig anstecken – mit den emotionalen, den gefühlsmäßigen Reaktionen. Es geht um viele weiche Knie, in verschiedenen Rollen. Mutter oder Vater, Pädagoge, Geschwister jeder schwingt instinktiv mit. Die gute Nachricht: an welchem Ende wir auch anpacken, immer ist es für etwas gut. Wo fester Boden entsteht, da gibt ihn jemand weiter. Stabilität steckt an. Das gesamte Umfeld profitiert vom kleinsten Schritt nach vorne.

Darum kann es nichts schaden, wenn du auf den ausgetretenen Pfaden der Sozialarbeit einmal etwas anders machst. Auch wenn du jemanden einschätzen willst, dem du sexuelle Gewalt nicht wirklich zutraust. Mach dich auf den Weg nach neuen Lösungen, nach Hilfe von außen, statt intern zu beschwichtigen. Frag dich: Was brauche ich jetzt wirklich? 

Drei Ideen out of the Box

  • Körpersprache & Mikromimik geben Hinweise auf die Unwahrheit. Achte (inoffiziell) auf solche Merkmale bei Menschen, die im Verdacht stehen. Warum wir schlecht Lügen entlarven
  • Nonverbale Methoden können helfen, Kinder auf einer tiefen Ebene zu verstehen.
  • Externe Hilfe, unabhängige Berater oder Weiterbildung in deinem Team sind eine gute Idee für den professionellen Umgang mit sexueller Gewalt

In meiner Praxis biete ich auch Hilfe für Soziale Träger. Bei mir kannst du in Ruhe über alles reden – auch über sehr schwere Fälle. Und was noch hilfreicher ist – Kinder, die sexuellen Missbrauch erlebt haben, können ihr Trauma lösen, sich entspannen und Mut fassen. 


5. Stolpersteine und Fallen für soziale Fachkräfte bei sexuellem Missbrauch und warum sie unvermeidbar sind

Mit sexuellem Missbrauch umgehen, das ist wie: Harte Fakten treffen auf weiche Herzen. Bäm! Und jetzt? Du kannst den Stolpersteinen und Fallen nicht immer ausweichen. Sie sind mächtig, sie sind unbewusst, und sie haben System. Aber du kannst damit arbeiten. Wenn etwas verborgen abläuft, ist es ja meistens gut, es ans Licht zu holen. Ich kenne keine erfahrene soziale Fachkraft, die nicht schon auf einen überzeugenden Täter reingefallenen ist. Ich natürlich auch.

Das sind typische Stolpersteine und Fallen bei sexuellem Missbrauch

Die Falle der Einzelanstrengung

„Ich wurschtle mich durch, überschätze mich, vertiefe mich in eine Einzelheit, bleibe hängen an der Frage: warum? oder ich glaube, dass „perfekt“ mir weiterhilft, möchte alles selber machen, weil dann ist es richtig, u.s.w. 

Spaltung

Täterpersonen haben eine helle Seite und eine dunkle Seite. Das verwirrt die Kinder, die von ihnen missbraucht werden. Und es verwirrt die beteiligten Mitmenschen. Es klingt so: „Ich kann es nicht glauben, dass dieser nette Mann ein Kind quält. Ich denke: Der arme Mann! dem muss ich helfen. Im nächsten Moment traue ich es ihm ohne weiteres zu und denke: Das Schwein! der war’s.“ Oder in Gruppen: ein Teil stellt sich spontan auf die Seite des mutmaßlichen Täters – die anderen auf die andere Seite dagegen. Die Parteien bekämpfen sich.

Das Dramadreieck

ist ein Muster zwischen Menschen, die darin drei Rollen einnehmen: Täter, Opfer und Helfer. Das passiert, weil Menschen miteinander in Resonanz sind. Nicht nur Viren verbreiten sich viral. Noch schneller springen Gedanken über. Und Rollen. Die Beteiligten übernehmen die Rollen ohne es zu wollen. Sie spielen die Rolle, das heißt, sie sind nicht die Rolle. Das Dramadreieck ist wie ein Schatten im Umfeld von Missbrauch und Gewalt immer dabei. Es kann extrem irreführend sein.

Andere nicht-gegenständliche Phänomene

wie Gefühlsübertragung, psychische Ansteckung, Parallellprozesse. Das geht so: „Ich ertappe mich dabei, wie ich „für“ jemanden viel zu viel oder viel zu wenig tue. Ich bin verstrickt oder angestrengt optimistisch und „helfe“ dysfunktionell. Es kann auch ein, dass ich auf eine Weise handle, wie ich mich selbst nicht kenne. Es passiert mir, dass ich mich vor einem Kind ekle und denke: das darf ich nicht. Das kann ich kaum denken, ohne wahnsinnig zu werden – vor Schuld und Scham. Es gelingt mir nicht, eine Lüge wahrzunehmen – stattdessen ertappe mich dabei, wie ich auf einen überzeugenden Täter reinfalle, belüge mich selbst, stecke den Kopf in den Sand wie der Vogel Strauß, weil ich die Wahrheit nicht ertragen würde.“

Diese Elemente helfen dir jetzt

  • Trial and Error „Ich teile, was ich erlebe und reflektiere es mit anderen.“ Supervision und Intervision
  • Soft Skills „Ich bleibe gelassen und betrachte nüchtern, wie ich aus dem Schlamassel am besten wieder heraus komme. Ich verlasse mich auf meine Fähigkeiten, wie Intuition, Reflexion, Weitsicht, Entschlossenheit, Zuversicht, Geduld u.a. Wenn sie gerade weg sind, dann werden sie schon wiederkommen.“
  • Zivilcourage und der Blick nach vorne „Ich stehe immer ein Mal mehr auf als ich hingefallen bin. Ich nehme allen Mut zusammen. Ich gehe Risiken ein. Ich verlasse meine Komfortzone.“ Für manche ist es die innere Entscheidung: „Ich ziehe meinen Kampfanzug an.“

Plus: Wie eine Lebensgeschichte trotzdem gut weitergeht

Paul ist ein Junge aus Haiti. Der neun Jahre alte Junge ist eher tough, aktiv und unkompliziert. Er lebt mit seiner Mutter, Frau Rara, und seinen zwei Schwestern, Lila und Marta, in Köln. Paul hat seine frühe Kindheit in Haiti verbracht, auf der Straße, in einem der ärmsten Länder der Welt. Dort war er einige Zeit ganz auf sich alleine gestellt – bis seine Mutter ihn nach Deutschland holen konnte. 

Die Kinder Lila, Marta und Paul gehen in unterschiedliche Schulen. Frau Rara arbeitet als Küchenhelferin. Sie leben in einer kleinen Bude. Die Kinder besuchen eine Gesamtschule. Alle tun Tag für Tag alles das, was das Leben von ihnen verlangt. Die Familie leistet nichts Außergewöhnliches.

Es geht Paul gegen den Strich, wenn der neue Freund von Frau Rara ihm den Finger in den Po schiebt. Er mag weder, wie es sich anfühlt, noch das Zittern und Schnaufen von dem Mann, noch mag er den Geruch. Er kann es nicht leiden, wie der Mann ihn dabei fest hält. So fest, dass er kaum atmen kann.

Paul kennt Gesichter der Gewalt. Er könnte das hinnehmen. Aber als er einmal miterlebt, wie der Mann seine Mutter schlägt, ruft er die Polizei. Er hat die Nase voll. Er nimmt die Dinge in die Hand. In der Not ganz schnell. Ein Jugendamt. Ein Polizeieinsatz. Die Familie wird in Sicherheit gebracht. Sie lebt ab sofort in einem Frauenhaus. Und von da geht es gut weiter. 


6. Neue Lösungen: Profitiere von meinem Know How

Ich habe ein eigenes System, mit dem ich einem Verdacht nachgehe. 
Übertrage es auf deine soziale Arbeit, ich glaube, das geht! 

Das sind die 6 Schritte
1.) Der erste Verdacht Sexualisiertes Verhalten; typische Traumafolgen wie Übererregung, Flashbacks, Aggressivät oder Rückzug. Sichtbare Verletzungen am Körper, auch verheilte Narben.
2.) Verdacht-Cluster Wenn Kinder etwas wiederholen, das ich verdächtig finde. Diese Cluster können Indizien für „wiederholte schwerwiegende Beziehungstaten“ sein.
3.) Sammeln Nach und nach sammle ich die Elemente.
4.) Zuordnen Ich ordne die Hinweise in die Bereiche sprachlich (A), gegenständlich (B), nicht-sprachlich (C), nicht-gegenständlich (D). 
5.) Gewichtiger Anhaltspunkt Ich addiere die Hinweise aus den Bereichen. Liegen Hinweise aus mehr als zwei Bereichen vor, dann habe ich einen klaren Verdachtsfall. Ein Beispiel aus der Tonfeldtherapie: ein Vierjähriger formt einen Penis aus Ton (B), umfasst ihn mit einer oder beiden Händen, nimmt Wasser dazu und rutscht rhythmisch daran auf und ab (B), bekommt einen Tunnelblick (D) und muss laut würgen (C).
6.) Begründeter Verdacht Daraus ergibt sich ein begründeter Verdacht, den ich weitergeben kann.

Extra: Die Sprachebene
Manche Kinder erzählen im Verlauf der Sitzungen etwas, ohne dass ich nachfrage. (A) Sie sagen: „Der Papa hat so ein Ding, das mag ich nicht. Das sieht so-und-so aus …“  oder: „Georg macht dies-und-das.“ Ich frage niemals nach und ich bleibe neutral. So bin ich sicher, dass ich dem Kind keine Worte in den Mund lege. Dann weiß ich, dass an der Aussage des Kindes kein Zweifel besteht. Sie belegt einen klaren Verdacht und hat Beweiskraft – auch vor Gericht.


Die große Vision und die kleinen Schritte dahin

Geh deinen Weg. Definiere kleine Ziele. Lerne weiter und wachse weiter. Genieße die schönen Seiten deiner Arbeit. Bewahre dir deinen Humor.

Das kannst du erreichen: Du gibst Druck ab, verbesserst deine professionelle Identität, hast weniger Angst vor der falschen Entscheidung. Es kann sein, dass du persönlichen Ziele erreichst, zum Beispiel indem du dazu beigetragen hast, dass misshandelte Kinder ein normales Leben haben.


Es wird Situationen geben, die besonders schwer sind. Wenn Kinder etwas Schlimmes erleben, kann einen das ganz schön runterziehen. Du brauchst ziemlich viel Kraft, wenn du für Kinder verantwortlich bist – und noch viel mehr, wenn du mit sexuellem Missbrauch zu tun hast. Lass dich dabei unterstützen! Ich komme direkt zu dir in deine Einrichtung in meiner Region (Neckar/Alb). Und ich bin auch online per Zoom für dich da. Wenn du willst, dann schau hier nach mehr dazu.


Über die Autorin

Autorin Andrea Brummack

Andrea Brummack ist Sachverständige in Fragen sexueller Gewalt und freie Kinderschutzbeauftragte. Sie hilft Menschen, sexuelle Übergriffe zu bewältigen.

Ihr Buch „Way Out: Sichere Hilfe für missbrauchte Kinder. Was hilft und was heilt“ ist beim Springer-Verlag Berlin Heidelberg erschienen. Sie lebt mit ihrer Katze derzeit in einem Dorf bei Stuttgart, glaubt an die tägliche Portion Stille und liebt gut gemachte Krimis, in denen die Bösen ihr Fett ab kriegen. Ohne Glitzer.

„Meine Vision ist eine neue Generation von sozialen Fachkräften, die leicht mit sexuellem Missbrauch umgehen. Ich wünsche mir lebendige Beziehungen im Kinderschutz. Und ich verstehe, dass sozialpädagogische Fachkräfte ihre Arbeit lieben – auch wenn der Stress gewaltig ist. Weil da diese Kinder sind. Diese kleinen, unverfälschten Menschen.“